• S A M •
Zum wiederholten Male tippe ich eine Nachricht an Nicholas ein, die ich jedoch wie die vorherigen nicht abschicke. Frustriert beiße ich mir auf die Unterlippe, als meine Augen den Worten folgen.
Sam [23:03 Uhr]: Es vergeht kein Abend, an dem ich nicht an dich denke ...
"Bin ich unter die Poetiker gegangen, oder was", brumme ich und wieder lösche ich die Nachricht. Ich komme mir so idiotisch vor.
Spätestens morgen würden wir uns in der Schule wieder begegnen. Wäre es da nicht besser, sich vorher auszusprechen? Wobei ... bisher hat er selbst keine Anstalten gemacht, mich zu erreichen. Vielleicht hat es sich für Nick nun endgültig mit uns beiden erledigt.
Es klopft an meiner Schlafzimmertür, doch ich antworte nicht. Ich bin nicht mal in der Lage den Kopf zu heben, um nachzusehen, wer es ist. Logisch betrachtet kann es sich nur um meinen Bruder handeln, denn unsere Mutter ist wie so oft noch arbeiten. Dass ihr Chef sie ausbeutet scheint ihr offenbar wenig etwas auszumachen.
"Falls du noch Hunger haben solltest, es ist noch etwas vom Asiaten in der Küche", informiert Patrick mich, als er das Zimmer betritt. "Oder wenn du dich anderweitig Vergnügen magst, die Lösung findest du auch in der Küche. In dem Schrank unter der Spüle versteckt Mom die guten Flaschen. Oder du bedienst dich einfach im Wohnzi-"
"Halt die Klappe. Ich habe nicht vor mich besinnungslos zu betrinken. Was soll das denn bringen?"
Die Matratze gibt unter mir nach, als er sich zu mir auf das Bett setzt. "Dann solltest du mal etwas gegen deine Ausstrahlung tun, Alter. Das komplette Wochenende über bist du wie ein Trauerkloß rum gelaufen. Wenn du überhaupt dein Zimmer verlassen hast."
Ich gebe lediglich ein Brummen von mir. Mir wäre es lieber, wenn er mich in Ruhe lassen würde, damit ich mich weiterhin selbst bemitleiden kann.
Doch Patrick scheint anderes im Sinn zu haben. Er greift nach meinem Arm und versucht mich damit zum Aufstehen anzuregen. Stattdessen zische ich nur auf, denn sehr gefühlvoll ist das nicht gewesen.
"Spinnst du? Das tut vielleicht mal weh!", knurre ich, richte mich aber tatsächlich auf. Mein Blick bleibt allerdings an etwas hängen, das ich nicht an meinem Bruder erwartet hätte.
"Woher hast du den Knutschfleck?"
"Mhm?"
"Hast du es mit einem Vampirmädchen getrieben?", ziehe ich ihn auf und deute auf seinen Hals.
Beschämt versucht er den Bluterguss zu verstecken, was in diesem Falle sinnlos ist, da ich ihn ja ohnehin schon gesehen habe. "Das ist ... unwichtig."
"So kommt es bei mir aber nicht rüber", entgegne ich. "Du hasst Knutschflecke. Es muss also schon ein besonderes Mädchen sein, mit dem du dich triffst. Also?"
"D-das ... Das tut es jetzt gar nicht zur Sache!", weicht er bestimmend aus und zeigt dann auf mich. "Hier geht es immerhin um dich und dein komisches Verhalten. Warum hast du dich das Wochenende über hier vergraben? Du lagst mir doch noch am Freitag am Frühstückstisch in den Ohren, was du und Nick die nächsten Tage alles tun könnt."
Meine Stimmung fällt augenblicklich wieder in den Keller, was mein Bruder zu bemerken scheint. Der amüsierte Funke in seinem Augen verfliegt. "Was ist passiert? Habt ihr euch schon wieder gestritten?"
"Wenn es das nur wäre", murmle ich geknickt und erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch immer mein Handy in der Hand halte. Ich lege es beiseite. "Ich habe Scheiße gebaut, Pat. Nick wird mir das niemals verzeihen ..."
Unverständlicherweise bringt mein Missmut ihn zum Schmunzeln. "Was ist denn so lustig?"
"Ich kann gar nicht mehr mit zählen, wie oft ich diese Worte aus deinem Munde gehört habe."
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Angel Eyes [boyxboy] | ✔
Romansa"Solange du nicht bei mir bist, bist du definitiv nicht da, wo du hingehörst." Nick Prescott hält überhaupt nichts von Samuel Field. Ein Typ, von dem man sich besser fernhält. Er ist unverschämt, wortkarg und hat eine dunkle Vergangenheit. Leider is...