𝙀𝙮𝙚'𝙨 눈 _ ᴍʏɢ×ᴘᴊᴍ

LXXXIV × wake up

*Yoongi's point of view*

Gerade will ich mich an die Wand vor dem Informatik raum lehnen, da der Lehrer noch nicht da ist, als auf einmal Schreie vom anderen Ende des Ganges ertönen. Sofort rennen alle dort hin. Bevor ich realisiere, was gerade passiert, höre ich Kyle meinen Namen schreien.

Adrenalin pumpt durch meinen Körper, als ich auf das Geschehen zu renne und einige Leute wegschubse, um zur Treppe zu gelangen.

Und da liegt er. Mein kleiner Engel in seiner eigenen Blutlache.

Meine Sicht verschwimmt, Geräusche nehme ich nur noch gedämmt wahr. Wie in Trance renne ich die Treppe runter und knie mich neben den blassen Körper des Jungen, der mir die Welt bedeutet.

Ich spüre die heißen Tränen, die meine Wange herunterlaufen, als ich verzweifelt versuche mein Baby aufzuwecken.

„Jiminie? Baby, w-wach auf! Bitte m-mach deine Augen a-auf", schluchze ich, während ich mehrmals gegen seine Wange klopfe. Vergeblich.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, aber im nächsten Moment werde ich zur Seite gezogen und Sanitäter ersetzen meinen Platz. Ganz automatisch versucht mein Körper sich gegen den festen Griff zu wehren, aber dafür bin ich einfach zu schwach.

Verzweifelt rufe ich den Namen meines Engels. Ich will zu ihm.

Die Sanitäter befestigen Dinge an ihm. Sein Herzschlag wird jetzt auf einem kleinen Monitor angezeigt. Er wird immer langsamer.

„Wie verlieren ihn!", ruft einer. Danach ein langgezogener, piepender Ton.

„Patient hat Herzstillstand! Reanimation starten!", ruft der andere, bevor sie abwechselnd anfangen auf Jimin's Brustkorb zu drücken.

Angst und Verzweiflung. Die einzigen Gefühle, die ich gerade wahrnehmen kann.

„Herzschlag wieder hergestellt. Bereit machen zum Transport!", ruft einer, nachdem der eben durchgehende Ton nun wieder in regelmäßigen Abständen unterbrochen wird.

Sie heben Jimin auf eine Liege, bevor sie ihn festschnallen und wegtragen.

Ich nehme nur im Hintergrund wahr, wie mich jemand auf die Beine zieht und hinterher schiebt. Am Krankenwagen höre ich dann Kyle auf einmal reden. Er ist es, der mich eben weggezogen hat.

„Darf er mitfahren?", fragt er den Sanitäter.

„Ist er ein Verwandter?"

„Nein, er ist... sein Verlobter", sagt Kyle, nachdem er mir einen kurzen Blick zugeworfen hat.

Der Sanitäter nickt daraufhin und hilft mir in den Wagen.

*No ones point of view*

Kurz nachdem das Paar, gemeinsam mit dem Notfall-Rettungsteam, im Krankenwagen davon gefahren ist, traf auch schon die Polizei ein. Sie nahmen Yejun fest, aufgrund einiger Zeugenaussagen, die bestätigten, dass er derjenige gewesen ist, der Jimin mit voller Absicht geschubst hatte.

Die Lehrerin verständigte die Erziehungsberechtigten des verletzten Jungen und auch die Erziehungsberechtigte von Yoongi. Sie alle machten sich schnell auf den Weg ins Krankenhaus.

Jimin's Mutter wurde von Taehyung begleitet, der gerade zu Jimin wollte, um ihm seine Jacke wieder zu bringen, die er auf dem Grillabend bei Namjoon und Jin vergessen hatte. Als er erfuhr, dass Jimin einen ‚Unfall' hatte, erklärte er sich sofort bereit, dessen Mutter, welche vollkommen durch den Wind war, zu fahren. Außerdem kontaktierte er umgehend seinen Freund Jungkook, der dann Namjoon, Jin und Hoseok informierte.

Und so kam es, dass am Ende alle Freunde von Jimin, zusammen mit seinen Eltern, seiner Stiefmutter und Yoongis Tante und Oma in einem der Flure des Krankenhauses warteten, während Jimin im OP-Saal liegt und die Ärzte um sein Leben kämpfen.

Yoongi wird derweil in einem anderen Raum untersucht, da er aufgrund seiner engen emotionalen Bindung zu Jimin ein Trauma und einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, als er seinen Freund fast sterben sehen hat.

Sobald die Untersuchung beendet war, brachte eine Krankenschwester ihn ebenfalls auf den Flur, wo er direkt in die Arme seiner beiden besten Freunde gezogen wird.

Lange Zeit warten sie darauf, dass die Ärzte und Assistenten aus der Tür kommen und ihnen sagen, dass es Jimin gut geht. Doch nichts. Ganze sechs Stunden warten sie dort, bis sich endlich etwas tut.

Eine assistierende Ärztin kam auf die kleine Gruppe zu.

„Sie sind die Angehörigen von Park Jimin?" fragte sie, was alle mit einem Nicken bestätigten.

„Nun... Der Patient hat die Operation gut überstanden und ist jetzt stabil. Allerdings hat sein Hirn, aufgrund des Herzstillstandes, der noch am Unfallort eintrat, für eine kurze Zeit keinen Sauerstoff bekommen, weswegen sein Körper als Schutzmechanismus in ein natürliches Koma gefallen ist. Wir können nicht sagen, wann oder ob er überhaupt wieder aufwacht. Das liegt gänzlich daran, ob Jimin es schafft diesen Mechanismus zu überwinden", erklärte die in weiß gekleidete Dame.

Eine kleine Erleichterung breitete sich in den Anwesenden aus. Jimin hatte überlebt. Doch die Tatsache, dass er vielleicht nicht wieder aufwachen würde, schränkte diese Erleichterung stark ein.

„Können wir zu ihm?", fragte die Mutter des Jungen, während sie mit einem Taschentuch versuchte, ihren Tränenfluss einzudämmen.

„Ja, aber bitte immer nur höchstens zu zweit."

Sofort sahen alle zu Yoongi, welcher bereits seit er zu ihnen gestoßen war, kein einziges Wort sagte und bloß still auf dem Stuhl des Wartebereichs saß.

„Yoongi?", begann Jimin's Vater zu sprechen, nachdem er sich vor ihn gehockt hatte. „Geh du zu ihm. Ich bin mir sicher dich braucht er gerade am aller meisten", versucht er auf den abwesenden jungen Mann einzureden, welcher als Antwort nur ganz leicht mit dem Kopf nickt.

So zwang er seinen geschwächten Körper aufzustehen, um der Ärztin in das Zimmer zu folgen, in das sein Freund gebracht worden ist.

Sobald er seinen kleinen Engel dort auf dem Bett liegen sah, an diverse Geräte angeschlossen und so unglaublich blass, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Die Tränen flossen still über seine Wangen, seine Hände zitterten.

Ganz langsam schritt er auf ihn zu. Er setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Krankenhausbett stand und nahm die kleine Hand des Jungen in seine viel größere. Ganz sanft, aus Angst ihn zu verletzen, strich er eine Strähne aus dem Gesicht von Jimin, welcher unter anderen Umständen deswegen rot geworden wäre. Doch nicht dieses Mal.