Vertrauen

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Skeptisch atme ich ein und stelle erleichtert fest, dass er nicht geraucht hat, aber draußen war er, denn von ihm geht noch Kälte aus. Entschuldigend schaue ich ihn an, doch er verdreht nur die Augen. Schon eine viertel Stunde später sitzen wir an einem der Tische und bekommen endlich das Essen serviert. "Das war gemein", sagt Louis schließlich beiläufig. "Nein, das war Rache", antworte ich neutral und schiebe mir mehr von diesem göttlichen Lachs in den Mund. Louis schaut mich an und bevor es ausspricht, weiß ich was er fragen wird. "Ja, ich meinte das Ernst", sage ich, als ich sehe wie er mit sich ringt. Er stockt, schaut mich an und verschluckt sich. "Wie lang geht das hier?", röchelt er und ich muss lachen. Da hat es wohl jemand eilig. Nach dem Essen werden noch einige Reden gehalten und schließlich die Spendensummen vorgelesen. Wirklich eine sehr sehr schöne Veranstaltung. Louis würde am liebsten direkt nach dem offiziellen Teil gehen, doch ich habe eine Verpflichtung meinem Designer gegenüber und auch Lola. Die Aftershowparty ist der wichtigste Teil für aufstrebende Models wie mich und ich muss einfach Präsenz zeigen. "Wirklich? Du hast gesagt wir müssen nicht bis zum Schluss bleiben", jammert er und zupft am Stoff meines Kleides. "Lass das", lache ich und haue auf seine Hand, "Es gibt halt Leute die noch was dafür tun müssen, dass sie nicht von der Bildfläche verschwinden. Ich muss arbeiten". Beleidigt schaut er mich an. Ja, das Thema mit der Arbeit ist sein wunder Punkt. Im nächsten Moment wird unsere Unterhaltung schon unterbrochen, weil Lola mich von Louis weg zieht und neben eine ältere Frau stellt. Schneller als ich gucken kann ist sie verschwunden und ich brauche eine Sekunde um zu meiner Professionalität zurück zu finden. "Hallo, ich bin...", will ich mich vorstellen, doch die Frau unterbricht sofort. "Ich weiß wer du bist, ich habe dich im Auge", sagt sie ohne jegliche Gefühlsregung. Eine sehr unangenehme Frau, ich frage mich wieso Lola mich zu ihr gebracht hat. Ich kenne diese Frau ja nicht mal. "Ich bin absichtlich ein unbekanntes Gesicht", fährt sie fort und mir läuft es eiskalt den Rücken runter, die Frau ist gruselig, "Ich möchte dich im Namen von Versage engagieren. Du sollst in zwei Wochen auf der Fashionweek für uns laufen". Wow, Fashionweek! Ich habe schon ein paar Buchungen für Walks, aber Versage ist eine andere Hausnummer. "Vielen Dank, ich fühle mich geehrt. Ich werde die anderen Walks absagen, aber für Antonio Carelli würde ich trotzdem gerne laufen. Das ist was persönliches", antworte ich professionell. Sie nickt knapp. "Das gebe ich so weiter", sagt sie kühl, reicht mir eine Karte und geht. "Was war das denn für eine Hexe?", fragt Louis und schlingt von hinten seine Arme um mich. "Von Versage, sie haben mich gebucht", erzähle ich und lehne mich gegen ihn. "Gut, dann hast du ja genug gearbeitet", grinst er und küsst meinen Hals. Ich suche Lola und spreche mich mit ihr ab. Sie hält es sogar für eine gute Idee vorzeitig zu verschwinden, weil es mich wohl wertvoller erscheinen lässt. Also verlassen Louis und ich die Party beinahe als erste und lassen uns nach Hause fahren. An meiner Wohnung angekommen, verschwinde ich sofort im Bad und schminke mich ab. Gerade als ich die Haarnadeln aus meiner Frisur gezupft habe und das Haarspray auskämme, kommt Louis herein und stellt sich hinter mich. Er hat sein Jackett ausgezogen und die oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet. Ich schaue ihn im Spiegel an und beiße mir auf die Unterlippe. "Ich hoffe du hast keine falschen Versprechungen gemacht", haucht er gegen meinen Hals und lässt seine Lippen über meine Haut wandern. Ich keuche auf und halte mich am Waschbecken fest. Kurz flackert ein Bild vor meinem inneren Auge auf und ich verkrampfe mich. Louis lässt mich sofort los und tritt einen Schritt zurück. Er wartet einfach ab und hat dabei keine Ahnung, was er mir für ein Geschenk gemacht hat. Ohne zu reden hat er gemerkt, was ich brauche und es mir gegeben. Schon nach wenigen Sekunden habe ich mich gefangen und drehe mich zu ihm um. Auf einmal ist es einfach da, das Vertrauen, das ich die ganze Zeit gebraucht habe. Ich drehe mich um, schlinge die Arme um seinen Hals und küsse ihn innig. Er hebt mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer.

Boyband? Nein Danke!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt