"Hey, bleib hier. Ich... Wer hat dir das angetan", fragt er und ich höre die Wut in seiner Stimme. Panik keimt in mir auf und ich versuche meine unkontrollierte Atmung zu beruhigen. Das ist nur Louis, er wird dir nichts tun. Einatmen, ausatmen. Er tut dir nichts. So sehr ich es auch versuche mich zu beruhigen, es geht einfach nicht. Jetzt sehe ich auch in seinen Augen die Angst. Das gibt mir den Rest, ich springe auf und renne zur Haustür raus. Einatmen, ausatmen. Die kühle Nachtluft hilft mir wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Verdammt, das ist so lange nicht mehr passiert! "Babe, was ist los?", keucht Louis, als er vor mir zum stehen kommt. Er hält ungewöhnlich viel Abstand, als wollte er mich nicht verschrecken. "Das ist lange nicht mehr passiert", murmle ich bitter. "Komm schon, lass uns rein gehen", fleht er und greift nach meiner Hand. "Ich brauche noch einen Moment, geh ruhig schon mal rein. Ich komme gleich nach", antworte ich und schüttle ihn ab. "Ich lass dich sicher nicht so hier stehen", widerspricht er und verschränkt die Arme. Vor meinem inneren Auge erscheint ein Bild. Einatmen, ausatmen. "Babe?", fragt er verzweifelt, als meine Hände wieder anfangen zu zittern. Ich schließe die Augen und drücke meinen Körper gegen die kalte Wand. Einatmen, ausatmen. Ich spüre genau seinen verzweifelten Blick. "Okay, ich gebe dir einen Moment", murmelt er schließlich und entfernt sich etwas, trotzdem lässt er mich nicht aus den Augen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich fast erfroren wäre, gehe ich wieder rein und er folgt mir. "Hey, du hast da jetzt eine halbe Stunde gestanden, du solltest heiß duschen", murmelt er und steckt sein Handy ein. "Mit wem hast du telefoniert?", frage ich um vom Thema abzulenken. "Mit deiner Mom", antwortet er seufzend, "Sie hat mir gesagt ich sollte dich in Ruhe lassen bis es vorbei ist. Ist es jetzt vorbei?". Langsam nicke ich. "Ich denke schon", murmle ich und stehe ratlos in der Küche. "Okay, also wirst du mir erzählen, was das war?", fragt er weiter. "Das muss ich jetzt wohl", seufze ich, "Bevor du etwas sagst, ich habe dir das bewusst nicht erzählt, damit du mich ganz normal behandelst". Er nickt und setzt sich aufs Sofa. Ich bleibe etwas verloren stehen und drehe ihm schließlich den Rücken zu. "Du hast dich sicher schon gefragt, wieso es nur meine Mom und mich gibt", beginne ich zu erzählen, "Naja, mein Vater sitzt im Gefängnis. Wir haben lange unter seiner Art gelitten, bis meine Mom die Reißleine gezogen hat". Ich kann genau seinen Blick in meinem Rücken spüren. Schon wieder laufen diese blöden Tränen über mein Gesicht. "W-Was meinst du damit?", stammelt er. "Häusliche Gewalt", antworte ich schlichtweg. Schließlich drehe ich mich zu ihm um. Sein Blick zerreißt mir das Herz. Er öffnet den Mund als wolle er etwas sagen, doch schließt ihn gleich wieder. Ich setze mich dicht neben ihn und ziehe meine Shorts an der Seite etwas runter. Zum Vorschein kommt ein Brandmahl. Danach ziehe ich meine Shorts vorne etwas nach unten, wo man eine lange Narbe sehen kann. Sie ist nur leicht zu sehen, aber wenn man weiß, dass sie da ist, schreit sie förmlich: Ich wurde misshandelt. Er starrt auf die Narbe und wirkt abwesend. "Hat er dich", fängt er an, doch kann die Frage nicht zu Ende stellen. "Er hat mich auf alle erdenklichen Arten misshandelt. Es ist nur einmal passiert, er hat immer meine Mom geschlagen, doch als er sich an mir vergriffen hat, hat sie die Polizei gerufen. Ich hatte innere Blutungen, daher kommt die Narbe und das Brandmahl ist vom Bügeleisen", erkläre ich und ziehe den Bund der Hose wieder nach oben um die Rückstände dieses Tages zu verdecken. Louis starrt immer noch auf die Stelle und schweigt. "Es tut mir leid", murmle ich und erhebe mich. "Wieso entschuldigst du dich? Dafür gibt es absolut keinen Grund. Mir tut es leid, dass ich dich gedrängt habe. Wenn du noch keinen Sex willst ist das völlig in Ordnung, verdammt ich würde für dich den Rest meines Lebens darauf verzichte! Aber hat er...?". Ich unterbreche ihn: "Ich weiß was du fragen willst. Ja Louis, das hat er. Ich war zehn Jahre alt". Er schaut mich mit großen Augen an. "Ich gehe jetzt wieder ins Bett, kommst du mit?", frage ich und stehe auf.
"Anna?", fragt er und ich drehe mich wieder zu ihm um, "Ich liebe dich". Perplex schaue ich ihn an. Das ist nun wirklich das letzte, was ich nach meiner Erzählung erwartet hätte. "Du musst es nicht zurück sagen Ich wollte Es dich nur wissen lassen", stammelt er vor sich hin. Ich kann das Lächeln einfach nicht zurückhalten. Mit zwei Schritten bin ich bei ihm und küsse ihn glücklich. "Danke Louis", nuschle ich gegen seine Lippen bevor ich ihn wieder küsse. Als mir die Luft ausgeht lehne ich mich zurück. "Ich liebe dich auch", flüstere ich lächelnd. Auf seinem Gesicht erscheint ein überglückliches Lächeln. "Jetzt will ich aber wirklich zurück ins Bett", lache ich und ziehe ihn auf die Beine. In diese Nacht schlafe ich endlich wieder tief und fest durch. In seinen Armen bin ich sicher.

DU LIEST GERADE
Boyband? Nein Danke!
Fiksi PenggemarDas Modelbusiness ist hart, richtig hart. Mit 16 Jahren habe ich angefangen mich nach oben zu kämpfen, um irgendwann auf einem Victoria's Secret Laufsteg zu laufen. Und dann kommt meine Managerin nach vier Jahren harter Arbeit an und will, dass ich...