19 - city

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Gemma und ich hatten öfter einmal Regeln meines Vaters missachtet, hatten uns nach Mitternacht heimlich in die Küche geschlichen oder ich hatte meine Schwester dabei gedeckt, wenn sie ab und an Michal in den Buckingham Palace geschmuggelt hatte. Aber noch nie hatte ich solch eine große Regel gebrochen, bei der so viel auf dem Spiel stand und bei der ich ganz allein, ohne Personenschutz die Stadt betreten würde. Ich war noch nie wie ein ganz normaler Mensch einfach mal durch die Londoner Innenstadt geschlendert, umso mehr freute ich mich darauf zu erfahren, was Liam geplant hatte, um das möglich zu machen. Denn ich wollte nichts lieber, als die Stadt so zu erleben, wie jeder andere es auch tat, ohne links und rechts von Bodyguards flankiert, von Paparazzi fotografiert und von irgendwelchen Schaulustigen bejubelt zu werden.

,,Also Harry, es gibt einiges, was wir beachten müssen." Nachdem Liam mir gestern versprochen hatte, mich irgendwie unbemerkt in die Stadt zu bekommen, hatte er das Internat verlassen, um dafür einige Besorgungen zu machen und nun, am Samstagmorgen, noch vor dem Frühstück, saß er mit Niall auf dessen Bett und erklärte mir den Verlauf des heutigen Tages. ,,Du bist immer noch der Prinz vom Vereinigten Königreich, jeden Tag wirst du auf irgendeiner Zeitschrift abgedruckt, die Menschen hier kennen dein Gesicht, also solltest du mit niemandem zu lange Augenkontakt halten und auch lieber mit niemandem allzu lang reden. Wenn du Klamotten findest, die dir gefallen, werde ich für dich an die Kasse gehen und sie bezahlen, auch wenn ich weiß, dass du dir das so nicht vorgestellt hast und du einen normaleren Tag wolltest, sicher ist sicher. Das Risiko ist so schon zu groß."

Ich nickte, denn Liam hatte recht. Mit dem heutigen Tag gingen wir ein hohes Risiko ein, denn wenn man mich erkennen würde, hätte ich nicht nur Stress mit meinen Eltern, zu hundert Prozent müsste ich dann auch aus dem Internat ausziehen, da mein Vater meine Sicherheit gefährdet sehen würde und außerdem würde Liam, der einzige Freund, den ich im Buckingham Palace hatte, sicher seinen Job verlieren. Also machte ich alles genauso, wie Liam es mir sagte, um all das nicht geschehen zu lassen. ,,Ich hab dir hier eine Perücke besorgt, deine Locken sind einfach zu auffällig, außerdem eine Mütze und ein Outfit, welches, um deinen Vater zu zitieren, eines Prinzen nicht würdig ist." Liam reichte mir grinsend die Tüte und brachte Niall zum Schnauben. ,,Ich dachte immer, es wäre einfach nur absolut glamourös, einer Königsfamilie anzugehören, aber wenn ich das so höre, werden gerade alle meine Vorurteile zunichte gemacht." ,,Es ist nicht alles Gold, was glänzt", erwiderte ich auf Nialls Aussage, versuchte mir die bedrückte Stimmung nicht anmerken zu lassen und besah dann lieber, was Liam mir mitgebracht hatte.

Bevor ich jedoch dazu kam, all das anzuziehen, gingen wir erst einmal frühstücken und erst danach verkleidete Liam mich so, dass man wirklich dreimal hinschauen musste, um mich als Prinzen ausfindig zu machen. Die Perücke war blond und sah täuschend echt aus, durch die Mütze, die das alles abrundete und durch die mir die blonden Strähnen an der Stirn und im Nacken kratzten, würde ich nie darauf kommen, dass sich darunter jemand aus dem Königshaus verbarg. Auch eine Brille hatte Liam mir noch eingepackt, die Gläser waren riesengroß, rund und Niall hatte fürchterlichen Spaß daran, mich auszulachen, aber ich konnte es schon verstehen. Das Outfit bestand aus einer schwarzen Jeans, einem Shirt mit Leopardenmuster und einem schwarzen Wollmantel. Liam hatte sich damit wirklich selbst übertroffen und wenn mein Vater mich darin sehen würde, würde er sicher nicht mehr wollen, dass ich eines Tages König werde.

Noch gestern Abend hatten wir Ashton und Luke darin eingeweiht, dass sie niemandem von meinem heutigen Ausflug erzählen durften, es blieb das Geheimnis von uns fünf und damit brachte ich ihnen wirklich eine Menge Vertrauen entgegen und ich hoffte, dass sich das bald bezahlt machen würde und auch sie mir ihr Vertrauen entgegen bringen würden. Als wir dann auf dem Weg waren, das Internat zu verlassen, kesselten Liam, Niall, Luke und Ashton mich in den langen Fluren und der großen Eingangshalle so ein, dass niemand mich sah. Auch draußen taten sie das noch, denn irgendwo lungerten hier meine Bodyguards herum, die darauf aufpassten, dass niemand unbefugtes das Internat betrat. Außerdem sollten sie dafür sorgen, dass ich auf dem Gelände blieb, aber da hatte mein Vater Liam, meine neuen Freunde und mich wohl unterschätzt, wie so oft.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt