21 - letters

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Am Montagmorgen betrat ich mit ziemlich starkem Herzklopfen den Speisesaal. Ich war fast noch etwas aufgeregter, als bei meinem ersten Besuch mit meinen Eltern hier, denn nun, wo es soweit war und meine erste eigene Idee umgesetzt wurde, fühlte es sich auch wirklich so an, als würde ich etwas in dem Internat bewirken. Gestern hatte ich mit Frau Clarke und den Vertrauenslehrern alles für den heutigen Tag besprochen, ich hatte ihnen noch einmal meine grundlegende Idee erklärt, was es mit den Briefen auf sich hatte, welche Wirkung ich damit erzielen wollte und wir hatten alle nötigen Vorbereitungen getroffen. Außerdem, auch wenn gestern Sonntag gewesen war und die Läden in der Stadt geschlossen hatten, war das Internat relativ leer gewesen. Es war ein sonniger Tag gewesen, wahrscheinlich einer der letzten diesen Jahres, denn der Herbst hielt immer weiter Einzug, aber er hatte mir in soweit geholfen, dass ich mich dadurch relativ frei im Internat bewegen und noch mit einigen Kindern und Jugendlichen Gespräche führen konnte.

Louis war, nachdem ich mich am Samstag dafür bei ihm bedankt hatte, mich in der Stadt nicht verraten zu haben und nachdem ich ihm noch einmal versichert hatte, dass er mit mir reden konnte, noch nicht auf mich zugekommen, aber ich hatte auch leider gar nichts anderes erwartet. Seine bisherige Haltung machte klar deutlich, dass er nichts mit mir zu tun haben wollte, aber ich sah noch mehr dahinter. Dennoch, nach und nach schienen sich alle immer mehr an meine Anwesenheit zu gewöhnen, es war mir sogar schon gelungen, einigen noch weiter die Angst und ihre Skepsis zu nehmen und die Aktion heute würde meine Worte von gestern hoffentlich nur noch einmal unterstreichen. Einige würden dadurch möglicherweise aus ihrem sicheren Kokon ausbrechen und mir erzählen, was hier im Internat noch nicht so ganz rund läuft oder was sie persönlich belastet.

Zudem hatte Niall mir gestern gezeigt, wo ich meine neue Kleidung waschen konnte, wodurch ich sie schon heute trug und mich gleich etwas wohler fühlte. Er hatte mir überhaupt erst einmal erklärt, wie man eine Waschmaschine und einen Trockner bedient, denn das zählte als Prinz sonst nicht unbedingt zu meinen Hauptaufgaben. Für die jüngeren Kinder wurde die Wäsche hier noch gewaschen, aber die Älteren waren schon ziemlich selbstständig und taten das alleine. Die Vorurteile, die mein Vater gegenüber den Kindern und Jugendlichen hatte, wurden dadurch auch immer weiter widerlegt. Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber natürlich gehörte auch so etwas zu einem normalen Haushalt dazu, Wäsche waschen, Essen kochen und mir kam die Idee, das man vielleicht noch mehr gemeinsame Aktivitäten planen könnte, damit die Kinder sich nicht vernachlässigt fühlen, in dem Internat möglicherweise eine zweite Familie finden und dadurch auch etwas Ablenkung bekommen würden.

Dem wollte ich mich aber erst widmen, sobald der heutige Tag vorüber und hoffentlich gut verlaufen war. Ich hatte große Hoffnung darin, dass ich durch die Briefaktion mein Interesse noch einmal deutlich machen konnte, ohne jemandem zu nahe zu treten, denn bei Louis war mir der Fehler schon passiert und das wollte ich kein weiteres Mal riskieren. Niall hatte mich die ganze Zeit über mit Fragen gelöchert, was es mit dem heutigen Tag auf sich hatte, was ich geplant hatte, doch ich blieb zum Glück tapfer, hatte ihm nichts verraten und hoffte, dass auch ihm das heute vielleicht ein wenig Last und Schuldgefühle vom Herzen nehmen würde. Liam war natürlich eingeweiht, er fand die Idee auch sehr gut und war zuversichtlich, dass es sogar Zayn und Louis beweisen würde, wie ernst uns dieser Aufenthalt im Internat hier war und wir uns vorgenommen hatten, die wahren Probleme auszumachen und zu lösen.

Sobald alle Kinder und Jugendlichen im Speisesaal versammelt waren und so gut wie alle damit begonnen hatten, zu frühstücken, betrat Frau Clarke zusammen mit den beiden Vertrauenslehrern und einigen Betreuern den Raum. Sie nickte mir zu, weshalb ich aufstand und zu ihnen ging, mein Herz klopfte dabei immer noch stark in meiner Brust. Etwas essen konnte ich heute Morgen auch nicht, dafür war ich viel zu aufgeregt ,,Guten Morgen", grüßte ich höflich, bekam dieselbe Begrüßung zurück, ehe Frau Clarke das Wort ergriff. ,,Also Prinz Harry, wir hatten uns gedacht, dass Sie nun schon einmal allen erklären könnten, was gleich der weitere Plan ist, damit niemand zu seiner ersten Unterrichtsstunde geht, die gar nicht stattfindet. Wir würden währenddessen das Papier, die Briefumschläge und die Stifte verteilen." ,,Alles klar", erwiderte ich mit einem Lächeln, versuchte mein klopfendes Herz unter Kontrolle zu bringen und stellte mich dann an der Spitze des Raumes, wo auch die Essensausgabe stattfand, auf.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt