26 - invitation

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Die gestrige Nacht fühlte sich an wie ein Fiebertraum, als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete. Immer wieder gingen mir Louis Worte durch den Kopf, seine Erkenntnis, das ich vielleicht tatsächlich gar nicht so übel war und das starke Herzklopfen in meiner Brust, welches ich bei seiner Aussage gar nicht verhindern konnte. Ich freute mich einfach so sehr, dass ich bei ihm langsam immer mehr Fortschritte erzielte und daher rührte sicher auch das schnellere Schlagen meines Herzens, sobald ich mit Louis ein vernünftiges Gespräch führen konnte. Das Gespräch in der Nacht kam mir vor wie ein Wendepunkt, als hätten wir nun wirklich eine Grundlage, mit der wir arbeiten könnten. Nachdem er gesagt hatte, dass ich gar nicht so übel sei, hatten wir für einige Zeit schweigend nebeneinander gestanden. Mein Herzschlag hatte mich in dieser Sekunde so überfordert, weshalb ich einfach keine passende Antwort gefunden hatte, eher noch kam es mir in dem Moment so vor, als hätte ich das Sprechen verlernt.

Stattdessen hatte ich seine und er sicher auch meine Worte verarbeitet, bis Louis mich dann gefragt hatte, ob ich ihm seinen Brief zurückgeben könnte. Natürlich hatte ich ihm da sofort zugestimmt, wir waren wortlos in den zweiten Stock gelaufen und Louis hatte vor der Zimmertür gewartet, während ich seinen Brief möglichst leise geholt hatte, um Niall nicht zu wecken. Sobald Louis seinen Brief wieder in den Händen gehalten hatte, schien er um einiges erleichterter und er hatte mir tatsächlich sogar noch eine gute Nacht gewünscht, bevor er dann in das Zimmer neben meinem verschwunden war, welches er sich mit Zayn teilte. Auch wenn ich einige Sorgen hatte, dass heute Morgen vielleicht wieder alles anders sein und Louis mir vor Zayn wieder die kalte Schulter zeigen würde, ich hoffte dennoch, dass das nicht der Fall sein würde und Louis sich stattdessen meine gestrigen Worte zu Herzen genommen hatte und uns die Chance geben würde, einander kennenzulernen. Es ging mir nicht nur darum, Louis Geschichte zu erfahren, um ihm helfen zu können, sondern ich wollte auch ihn wirklich kennenlernen, seinen Charakter, seine Persönlichkeit, einfach alles was ihn ausmacht.

Als ich die Bettdecke beiseite schlug und aufstehen wollte, zischte ich schmerzerfüllt auf und das schien so laut gewesen zu sein, dass Niall im Bett neben mir erschrocken seine Augen öffnete. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und wandte mir seinen Blick besorgt zu. ,,Harry, alles okay?" ,,Ja, ich hatte nur kurz vergessen, wie fest Simon gestern zugeschlagen hatte", murmelte ich und verschwieg Niall, dass ich eigentlich gar nicht mehr über die Prügelei nachgedacht hatte, weil mir das Gespräch mit Louis alle Sinne vernebelt hatte. Schließlich wusste der Ire nicht einmal, dass gestern ein Gespräch zwischen Louis und mir stattgefunden hatte. Ich biss die Zähne aufeinander, stand auf und zog dann mein Oberteil aus, um die schmerzende Stelle zu betrachten. Nun war es Niall, der lautstark die Luft einsog und sich vorsichtig meinem Rücken näherte. ,,Verdammt Harry, dein Rücken ist so grün und blau. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie Louis jetzt aussehen würde, wenn du gestern nicht dazwischen gegangen wärst."

,,Umso besser, dass ich dazwischen gegangen bin", erwiderte ich und quälte mich anschließend mit Nialls Hilfe in einen weiten Pullover. ,,Du magst ihn", stellte der blonde mit einem Grinsen fest und musterte mich von Kopf bis Fuß, ,,das hätte mir von Anfang an klar werden müssen, so wie er dich von der ersten Sekunde an fasziniert hat." ,,Ich kann dir nicht sagen wieso, aber ja, ich mag ihn. Dich mag ich auch und gegen Zayn habe ich auch nichts. Tendenziell bin ich kein Mensch dafür, andere zu hassen", erwiderte ich, da ich nicht verstand, wo Niall mit seiner Aussage hin wollte, aber nach meinen Worten schwieg er nur und grinste einfach weiter. Noch war mir nicht bewusst, dass Niall in diesem Fall eine andere Definition von mögen angewandt hatte.

Sobald wir in den Speisesaal traten, um zu frühstücken, begannen meine Augen damit, Louis zu suchen, doch fündig wurden sie nicht. Ich war ziemlich nervös ihn nach dem Gespräch und den Geschehnissen gestern wiederzusehen, da ich nicht wusste, wie er sich mir gegenüber nun verhalten würde. Nur Simon erschien für kurze Zeit in meinem Blickfeld, er wurde von einem Vertrauenslehrer begleitet und sah darüber alles andere als erfreut aus, aber damit musste man wohl klarkommen, wenn man Gewalt nutzte. Noch war ich mir nicht sicher, wann ich das Gespräch zu Simon suchen wollte, aber wahrscheinlich war es besser, ihm noch etwas Zeit zu geben.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt