Die Kälte

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Es ist Winter.
Kalt. Sehr kalt.

Es ist auch das einzige Wort was mir gerade einfällt und zur meiner jetzigen Stimmung passt. Es ist so kalt, dass ich meine Atemluft sehen kann. Kalt. Keine Wärme. Kaltes Herz. Meine Finger zittern schon.

Ich habe Angst.
Angst, ja große Angst. Angst, meinen letzten Funken Leben zu verlieren. Meine Mutter zu verlieren. Sie liegt zu Hause in der Kälte und versucht zu überleben. Durchzuhalten.
Und ich? Ich laufe direkt auf das Gebäude zu. Unser Unterhalt. Unsere letzte Hoffung. Die Hoffnung, die nicht lange halten wird. Ich sorge für mich und für meine kranke Mutter. Ich mag es nicht über Krankheiten zu reden. Deswegen ist sie nur krank.
Das sage ich immer. Das Gebäude ist eine große und berühmte Firma.
"ITEasy" ein Informatik-Mediendesign Unternehmen. Ich arbeite dort. Aber nicht als Sekretärin oder Bürokauffrau, nein, als die Reinigungskraft.

Wie ich das große Gebäude alleine schaffe? Gar nicht. Ich mache nur einen Teil, deswegen kriege ich auch nur einen Teil. Damit müssen wir leben. Es ist hart und schwer aber ich muss da durch. Andere Arbeitsstellen sind sehr umständlich. Ich gehe immer nur Sonntags putzen. Den Rest der Woche muss ich auf meine Mutter aufpassen. Schule? Die habe ich gerade noch so geschafft, jedoch hatte die Krankheit meiner Mutter auch einen sehr großen Einfluss.

Leben oder Überleben wir eigentlich?

Stellt euch mal die Frage. Ich überlebe. Mich hält hier nichts mehr auf der Welt, außer meiner Mutter. Für sie lebe ich. Mein Vater? Weg. Geschwister? Keine. Ich? Ich bin Masal. Masal bedeutet Märchen.
Eigentlich passt mir der Name,wenn ich es mir so überlege. Ein Märchen. Mein Leben ist wie in einem Märchen. Ein Märchen mit viel Schmerz und Trauer.

Happy End? Schicksal.

Ich war gerade vor dem Gebäude angekommen. Ich schaute auf meine Uhr. 20.10 Uhr. Jetzt müsste keiner mehr hier sein. Wo ist denn mein Schlüssel wieder? Ich kramte in meiner Tasche und fand ihn dann auch. Ich schloß die große Glastür auf und wieder zu. Die automatische Lichtsteuerung ging an und ich konnte jetzt besser sehen wo ich hinlaufe. Ich nahm sicherheitshalber die Treppen. Man kann ja nie wissen. Ich musste nur den oberen Stock der Firma putzen, wo auch der Leiter dieser Firma seinen Zimmer hat. Mein Lohn reicht mir grad noch so aus und dank dem Staat kommen wir noch gut über die Runden.

Natürlich wünsche ich mir neue Klamotten und Schuhe aber ich musste mir die Gedanken schon längst aus dem Kopf schlagen. Ich holte mir aus dem kleinen Zimmer die Putzmittel raus und band meine hellbraunen Haare zu einem unordentlichen Dutt. Meine Jacke zog ich mir ebenfalls aus und schon spürte ich eine kühle Brise um meinen Körper. Gänsehaut breitete sich aus. Ich entdeckte in einem Zimmer, welches wirklich groß und schlicht gehalten wurde, ein offenes Fenster und machte sie zu. Wer lässt bitteschön die Fenster in der Kälte offen? Fragte ich mich selber aber ein bisschen zu laut schätze ich, da ich eine Stimme hörte, die dicht hinter mir stand und mir erneut eine Gänsehaut ausbreitete.

"Ich."

Schwarz. Schwarze, dunkle und leere Augen. Dunkel wie die Nacht. Tiefe Stimme. Braun gegen Schwarz. Oder doch Schwarz gegen Braun?

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Wuhuuuu. Geschafft!! Puh war das anstrengend. Was für eine schwere Geburt. Viel spass beim Lesen. Kommis sind erwünscht :D
-xoxo

Die dunkle SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt