"Çiçek."

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"Komm rein." Zögernd betrat ich den Raum. Auf der rechten Seite gab es eine Spiegelwand und auf der linken Seite große Fenster. Der Bocksack hing von der Decke runter und war im Zentrum des Raumes.
"Nimm den Seil aus dem Regal und spring fürs erste 100 mal.", befahl mir Demir. Er hob gerade Hanteln. Bei jedem seiner Bewegungen bewegten sich seine Muskeln. Ich konnte ihn jedoch nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir gewandt war. Wie ein Blitz überkam mich meine innere Stimme. Masal was machst du eigentlich? Bist du total bescheuert? Willst du im ernst mit ihm hier jetzt Sport treiben oder was? Meine innere Stimme hatte Recht und ich war froh das sie mir aus unbedachten Situationen raushalf. Was hatte ich hier zu suchen? Gestern hatte er einen Knutschfleck am Hals und jetzt will ich hier mit ihm trainieren? Ich wollte schon immer mal boxen, mein Wunsch setzte sich durch aber nur bis hier und nicht weiter. Eine Mischung von Gefühlen überhäufte mich. Ich schüttelte meinen Kopf. Mit langsamen Schritten bewegte ich mich nach hinten und wollte hier nur raus. Was habe ich mir dabei gedacht?

"Hast du meine Entschuldigung angenommen?",fragte die schöne tiefe und raue Stimme plötzlich hinter mir. Er ahnte, dass ich gehen wollte. Die Türklinke hielt ich ganz fest. Ich wusste nicht was er damit meinte. "Hast du sie gesehen?",fragte er erneut. Mein Augen fanden sich wieder in der Dunkelheit. "Was meinst du?" "Du weißt, was ich meine. Hast du sie gesehen?" "Meinst du die Graffitis?" Er sagte nichts. Das würde dann wohl ja heißen. "Ja. Ich habe sie gesehen."

Meine Stimme hallte leicht im Raum. Er war wieder still. "E..es ist wirklich schön aber die Entschuldigung kann ich leider nicht annehmen Demir." Er legte die Hanteln weg und drehte sich zu mir. Seine Augen wurden groß als hätte er diese Antwort nicht erwartet. "Geh." "Demir. Hör mir doch bitte mal zu." "Geh!" Seine Haltung änderte sich schlagartig. Er sah stärker und gefährlicher aus als davor. "Geh endlich. Ich hatte nur auf eine Antwort gewartet Masal. Du hast sie mir gegeben und jetzt wirst du mich nie wieder sehen. Wir werden weder reden noch zufällig aufeinander treffen. Das alles war eine reine Verschwendung und jetzt geh!" Mit schnellen Schritten kam er zu mir und öffnete wuchtig die Türe. Von einer Sekunde auf die andere fand ich mich vor der Tür. Ich konnte das gerade nicht realisieren. Warum reagierte er so? Was ist das was zwischen uns ist? Warum verletzte mich das so sehr? Empfinde ich etwas für ihn?  Warum nimmt mich das so mit? So viele Fragen und keine Antwort. Tränen stauten sich. Ich kannte dieses Gefühl. Verlust. Ich hatte das schon einmal erlebt und vielleicht war es nicht so stark wie bei meiner Mutter aber dennoch konnte ich kaum atmen. Ich wollte das nicht. Was auch immer er gemacht hatte, ich könnte ihm verzeihen, oder?

Ich stieg die zwei Stufen nach oben und öffnete die Tür. Bevor ich aber reinging schaute ich noch in den Briefkasten. 3 Briefumschläge. Als ich dann auch rein ging, realisierte ich wie unordentlich es hier war. In letzter Zeit habe ich mich echt gehen lassen. Ich zog mich um und räumte alles auf. Ich hasste Unordnung! Ich liebe die Wohnung. Es war zwar klein aber voller Liebe. Holzböden und Holzschränke. Einfach und altmodisch. Damals errichteten wir mit meiner Mutter jedes einzelne Zimmer nach unseren Wünschen und steckten viel Liebe rein. Nachdem ich die Fenster geöffnet hatte, machte ich mir was zum Essen.

Als Demir mir das sagte, wusste ich nicht was ich tun sollte. Ich wollte nicht, dass er sowas sagte. Es hörte sich wie eine Verabschiedung an. Was meinte er mit:
"...Ich hatte nur auf eine Antwort gewartet Masal. Du hast sie mir gegeben und jetzt wirst du mich nie wieder sehen. Wir werden weder reden noch zufällig aufeinander treffen. Das alles war eine reine Verschwendung."

Mein Kopf war so voll. Zu viel denken und nach Antworten suchen führte bei mir zu Kopfschmerzen.
Heute war Sonntag und morgen mein erster Arbeitstag. Ich musste mich noch mit der Firma absprechen, wann ich arbeiten soll, da ich noch zur Uni gehen möchte. Das alles überhäufte mich. Zum Entspannen setzte mich auf meinem Bett und holte das Buch meiner Mutter raus. Ich fand das Buch sehr interessant, vorallem dieses Symbol. Die Schlange weckte meine Interesse aber da ich unbedingt weiterlesen wollte, machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber. Ich wusste, dass mich dieses Buch ablenken würde.
Die Seiten fanden kein Ende. Ich vertiefte mich in die Handlung und stellte mir alles bildlich vor. Ich war so in dieses Buch gefesselt, dass ich nicht mal die Türe klingeln hörte. Ich legte ein Lesezeichen in die Seite und öffnete die Türe. Ein Blumenstrauß kam mir entgegen. Ich konnte nicht sehen wer sich dahinter versteckte.
"Ich weiss, dein Geburtstag ist vorüber aber trotzdem. Alles Gute nachträglich Çiçek."

Yusuf trat hinter dem Blumenstrauß hinaus. Was macht er denn bitte hier?
Ich bekamn nicht mit wie er in die Wohnung maschierte und sich auf die Couch setzte. "Ich legte die Blumen einfach auf den Tisch und stampfte zu ihm rüber. "Was soll das Yusuf? Warum platzt du so einfach rein?" Meine Wut war kaum zu überhören. Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. Er stand auf und umklammerte sanft mein Handgelenk. "Çiçeğim. Willst du die Blumen nicht in eine Vase stellen?" "Wechsel nicht das Thema Yusuf!" "Baby. Du hattest Geburtstag und ich weiß wie schwer es dir ergehen musste. Ich als dein Freund sollte dir beistehen und neben dir sein." Jetzt umklammerte er meine Finger. Das geht echt zu weit! Ich versuchte meine Finger aus seinen zu entreißen aber er hielt sie sehr stark fest. "Du bist nicht mehr mein Freund. Nicht mehr. Was denkst du dir dabei? Und lass meine Finger los!" Er zog mich mit einem Ruck näher an ihn. Kein Blatt würde zwischen uns passen. Sein Gesicht näherte sich meinem. Ich hatte Angst, dass er mir meinen ersten Kuss stehlen würde. Gott sei dank näherte er sich meinem Ohr. "Nur ich weiss was damals passiert ist. Nur ich. Nur ich werde dich verstehen. Nur ich kann dir helfen. Verstehst du baby? Willst du das es jeder erfährt? Nein oder?",sagte er flüsternd. Gänsehaut pur. Er löste sich von mir und strich meine Wange entlang. "Geh bitte." Der Holzboden wurde nass und verdunkelte sich. Einzelne Tropfen fielen auf den Boden. "Ich komme wieder baby." Ein Kuss auf die Wange gab mir den Rest.
Ich konnte meinem Körper keinen Halt mehr geben. Ich hatte doch alles verdrängt. Warum kommt wieder alles hervor? Irgendwann musste es ja. Mir bleibt nicht viel Zeit aber...bis jetzt hat doch alles geklappt.

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Ich kann mich tausendmal entschuldigen aber ich habe das Kapitel  wieder einmal zu spät veröffentlicht und dazu ist es noch kurz geworden. Es tut mir Leid. Die Spannung fehlt zurzeit in der Geschichte aber das wird noch kommen. Ich kann nicht einschätzen wie ihr über die Geschichte so denkt also lasst mir Kommentare da :)
Danke für die bisherigen likes und Kommentare ❤️😘 ihr seid toll!
-xoxo ✨✨

Die dunkle SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt