Die Entschuldigung

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Ich durchlöcherte die Decke und dachte nach. Nachdem Nilay nach mir rief, stieg ich sofort in mein Auto und fuhr los. Ich konnte mit ihr nicht reden, denn dazu war ich noch nicht bereit und nach der ganzen Sache mit Masal hatte ich auch kein Nerv mehr dazu. Ich stellte mir immer dieselbe Frage: War es mir so wichtig, dass sie nicht wohlhabend ist? Nilay war es auch nicht und ich habe mich in sie verliebt. Warum Masal. Warum Sie? Sie hat doch nichts gemacht. Es ist so als würde ich mein Schicksal erneut erleben. Mir ist es egal ob reich oder arm aber ich glaube, dass ich das bei Masal ausgenutzt habe um mich nicht an sie zu binden. Ich kann mich derzeit nicht an andere binden, so sehr ich auch will. Masal kam plötzlich in mein Leben und durchkreuzte sie. Ich weiß nicht was ich fühlen soll. Soll ich ihr näher kommen? Wäre das gut oder soll ich mich von ihr fernhalten? So viele Gedanken und Fragen schwirren in meinem Kopf. Vielleicht muss ich wieder Licht in mein Leben strahlen lassen, nachdem sie durch Nilay erloschen wurde. Ich muss sie vergessen. Sie hat einen Mann. Eine Familie. Ein Kind. Oder ich sollte mich nur entschuldigen und von hier abhauen. Ganz weit weggehen. Ich muss mich von Mädchen fernhalten. Ja, deswegen habe ich eine Mauer um mich herum gebaut, damit niemand mich, meine Verganheit und meine Geschichte kennt. Aber Masal hat ein Stück davon abgerissen und je mehr sie davon abreißt desto schlimmer werde ich und meine Umgebung somit auch.

Ich packte die alte rote Kiste heraus und schaute mir die alten Bilder an. Das waren schöne Zeiten. Einige Momente spielten sich vor meinen Augen ab. Wie damals als ich ihr ein Eis gekauft hatte und sie es mir auf den Kopf platzierte, weil ich sie sauer gemacht hatte.
Ich nahm mir alle Bilder und den Rest mit und schmiss die Kiste in den Müll. Es ist Zeit abzuschließen. Vergangenheit ist Vergangenheit.
Mit den Sachen begab ich mich ins Wohnzimmer und schmiss sie einzeln in den knirschenden Kamin. Das Feuer loderte bei jedem der Bilder stärker. Langsam und langsam bildeten sich Funken und jede Erinnerung wurde zu Asche. Vielleicht sollte Nilay meine Vergangenheit und Masal meine Zukunft werden. Wer weiß, wer weiß.

Am nächsten Morgen hatte ich verschlafen und machte mich in Windeseile fertig, doch kam gerade mal zur dritten Vorlesung pünktlich. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Masal. Wo war sie eigentlich? Im Saal war sie nicht. Vielleicht ist sie nach Hause gegangen. Ich musste mir noch was für die Entschuldigung überlegen. Ich schuldete es ihr, nach allem was ich angetan habe. Ich habe aber keine Ahnung was sie mag. So genau kennen wir uns nicht, obwohl wir kennen uns überhaupt nicht.
"Bruder? Schreibst du jetzt mit oder nicht?",fragte mich Toygar. Er weiste mit seiner Hand nach vorne an die Tafel, welche schon voll mit Sätzen und Koordinaten war. "Kann ich sie später von dir abschreiben?",fragte ich ihn während ich meine Sachen zusammenpackte und los gehen wollte. Mir ist die Uni sehr wichtig aber das schlechte Gewissen, was ich Masal antat und die Unruhe lassen mich nicht auf die Vorlesung konzentrieren. "Wohin?",fragte er mich erneut. "Ich muss allein sein."
Somit suchte ich erst die ganze Uni ab und stieg dann auf mein Motorrad. Zu Hause angekommen aß ich etwas und klopfte an Rüya's Türe. "Ja bitte."

Ich trat hinein und sah zwei wütende Augenpaare. "Traum?" "Nenn mich nicht so abi!" Ich näherte mich an ihr Bett, auf dem sie in Schneidersitz saß und sich wahrscheinlich irgendeine Serie auf ihrem Laptop anschaute. "Hey schau mal es tut mir leid. Ehrlich. Ich wollte das nicht ab-" "Nichts aber abi! Du hast ihr weh getan. Du sagst doch immer Gewalt ist keine Lösung. Außerdem war das nicht zum ersten mal abi! Wie kannst du nur? Du hast mich echt enttäuscht. Du- Sowas hätte ich gar nicht erwartet.",schnitt sie mir das Wort ab und gab mir somit eine klare Ansage. "Schau mal. Ja ok du hast Recht. Du hast sowas von Recht aber sie hat mich auf meine Vergangenheit angesprochen. Das interessiert sie ein Dreck. Sie kann sich nicht einfach in Sachen einmischen. Mich musst du auch verstehen. Ich hätte sie echt nicht anfassen sollen. Tut mir leid.",versuchte ich mich rechtzufertigen. "Entschuldige dich bei ihr." "Deswegen bin ich hier. Kannst du mir helfen Traum?" "Bei was?", fragte sie wobei man noch die Wut und Enttäuschung in ihrer Stimme hören konnte. "Ich überlege schon seit gestern wie ich es bei ihr wieder gutmachen kann. Mir fällt nichts ein." "Tut mir leid 'Metall' aber da kann ich dir nicht weiterhelfen.", gab sie ironisch von sich. "Uff Rüya. Ist es so schlimm mir zu helfen?" "Pech. Du hast es dir selber eingebrockt. Jetzt musst du mit den Konsequenzen leben."

Die dunkle SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt