Zwei Geschwister, ein Krankenhaus.

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Von weitem konnte ich schon Emine Teyze und Mehmet abi erkennen. Ihre Gesichter hatten einen besseren Ausdruck als zuvor. Sie schienen erleichtert zu seiny
"Mehmet abi? Emine Teyze? Wo ist Rüya? Wie geht es ihr? ", fragte ich sie außer Atem. "Rüya ist-." Sie machte eine kleine Pause und wendete ihren Blick von mir ab. "Toygar?". Sie blickte über meine Schulter nach hinten. Mein Kopf drehte sich auch in die Richtung, in die Emine Teyze schaute.

Toygar küsste die Hand von Emine Teyze und gab mir einen flüchtigen Blick. Was sollte das denn jetzt heißen? "Emine Teyze?", machte ich sie auf meine bereits gestellte Frage aufmerksam. "Sie ist im Zimmer. Ihr geht es gut. Sie wurde vor paar Minuten reingebracht aber wir dürfen noch nicht rein. Der Arzt meinte, dass wir nach einer Stunde zu ihr können.", antwortete sie mit einer ruhigen Stimme dennoch hörte man die Sorge darin. Ich war erleichtert.

Emine Teyze und Mehmet abi wollten solange nach Hause um Rüya's Sachen abzuholen und die Gäste anrufen. Toygar blieb mit mir im Krankenhaus. Jetzt waren wir alleine und es war eine Gelegenheit für mich ihn nach Demir zu fragen. Er müsste doch schon längst hier sein. Ich mein, hier geht es schließlich um seine Schwester.

Meine Blicke schweiften von links nach rechts. Ich wusste nicht wieso aber ich wollte nicht, dass uns jemand sieht. Bevor ich aber ihn ansprechen konnte, kam er auf mich zu.
"Masal. Wir haben ein Problem!", sagte er leicht aufgebracht und flüsternd. Meine fragenden Blicke ließen ihn weiter reden. "Ich habe Demir angerufen und er kann nicht kommen weil...weil er gerade in..in-." Er wurde von einem Schrei unterbrochen.

"TOYGAR!" Vier Augenpaare richteten sich in die Richtung, von der die Stimme kam und nur ein Augenpaar schaute abwechselnd zu mir und zu Toygar. Ich schaute dann zu Toygar und er zu mir.
"Er ist in- was?", fragte ich Toygar. "Danke, dass du mich angerufen hast, Bruder.", sagte er zu Toygar. Beim genaueren Hinschauen konnte ich Demir's aufgeplatze Lippe und eine Wunde an seiner linken Augenbraue erkennen. Mein Mund öffnete sich leicht und ich wollte mich ihm nähern aber er entfernte sich von mir, als ob er ahnen würde, was ich vorhatte. Er zog Toygar mit in eine Ecke und redete mit ihm. Ich konnte nichts hören. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum er Toygar mit sich zog. Mir blieb nichts anderes übrig als ihn zu beobachten bzw. zu analysieren.

Die Haare waren in allen Richtungen "verstreut". Sein Bart ungepflegt. Er trug eine Jeans und eine Weste. Für den Winter, der da draußen herrschte, trug er Nikes und eine Lederjacke. Seine Rechte Hand hielt schon die ganze Zeit seinen Bauch fest und er machte paar Mal einen komischen Gesichtsaudruck. Das Gespräch steigerte sich von einem flüstern zu einer aufgebrachten Stimme. Es musste wohl etwas ernstes sein, denn alle beide sahen sehr konzentriert dabei aus. Ich wusste nicht was ich machen sollte, deswegen schaute ich abwechselnd zu meinen Schuhen und dann wieder zu den Männern. Ein Blick auf die Uhr dann auf die Schuhe. Das ging eine Weile so bis ich Toygar's Stimme lauter hörte als das Gespräch.

"DEMIR! Du. Masal ruf eine Krankenschwester sofort!" Ich hatte garnicht gesehen wie Demir jetzt auf dem Boden saß und schwer atmete. Sein T-Shirt nahm sofort die Farbe dunkelrot an. Erst dann realisierte ich, dass er blutete. Meine Beine und mein Verstand gerieten in Panik. Meine Augen waren nur auf sein T-Shirt fixiert. "MASAL!!!", schrie Toygar wieder und ich erwachte aus meiner Starre. Ich schaute links und rechts und nochmal links. Eine Krankenschwester war ganz hinten zu erkennen. Ich rannte darauf los. Demir und Toygar waren jetzt weiter hinten. "Hilfe! Ich brauche Hilfe! Bitte schnell. Da vorne." Ich zeigte in die Richtung von Demir. Die Krankenschwester sagte noch irgendwas zu ihren Kollegen und schnell brachten sie eine Liege. Gefolgt von ihnen rannte ich zu Demir. Ich hatte vorhin schon etwas bemerkt aber dass das so stark sein würde, hätte ich echt nicht gedacht.

Die Krankenschwestern schauten nach seinem Puls und hoben ihn auf die Liege. Demir's Augen fanden sich in meine wider. Sie waren trotz seinen Schmerzen, angsteinflößend. Er schaute böse zu mir. Warum? War es wegen mir? Oder doch nur der Schmerz? Sie brachten ihn weg und ich konnte nur hinterher sehen.

Die dunkle SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt