Kapitel 32

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Staub schwang durch die Luft und wie hypnotisiert folgten meine Augen den kleinen Körner durch das Geschäft. Sie flogen an den funkelnden Juwelen vorbei und setzten sich auf die undurchsichtigen Vitrinen fest, welche die kostbaren Schmuckstücke beherbergten. Wie ein U stellten die langen Glaskästen allerlei funkelnde Halsketten, Ringe und anderweitige Schmuckstücke zur Show. Levis Postur stand mitten im Raum und schaute ebenfalls auf die teuren Geselligkeiten. Sein schwarzer Mantel war bis obenhin zugezogen und ein dünner Schal stahl die Aussicht auf die hälfte seines Gesichts. Tief vergrub er sich in die Wolle. Das Wetter wurde unbarmherziger mit jeder verklirrenden Stunde und neuem Tag.

"Guten Tag mein Herr. Wie kann ich ihnen behilflich sein?", ein etwas älterer Mann, geschätzt um die sechzig, kam aus einem kleinen Raum, welcher direkt an den des Geschäftes anknüpfte. Er stand nun hinter den Vitrinen und zog sich weiße Baumwollhandschuhe an, bevor er sich wieder Levi ganz zuwand. Dieser holte einen Zettel heraus und zeigte ihm diesen stumm. Der Mann legte sich etwas ungeschickt seine Brille an, welche auf seinem Kopf saß und inspizierte den gelben Zettel nun mehr.

"Ah, sie sind für die Eheringe hier. Natürlich. Der Auftrag war etwas überstürzt aber ich denke sie werden ihnen gefallen." Damit nahm er Levi den Zettel aus der Hand und lief etwas schwerfällig ins Nebenzimmer. Leises Geraschel war zu vernehmen.

Mein Gegenüber drehte sich nun zu mir um und überging mit seinen Augen flüchtig meine Präsenz, bevor er aus der Glastür blickte. Ich folgte seinem Beispiel und weitete meine Augen. Kleine kaum merkliche Schneeflocken fielen auf den Asphalt und zerschmolzen in derselben Sekunde zu kleinen Pfützen, welche sofort von Passanten mit ihren schweren Stiefeln zertreten wurden.

"Na das wird was werden, wenn wir im Anbruch des Winters nach Unten müssen. Wir werden uns so richtig die Ärsche abfrieren." Gedämpft drang die gereizte Stimme des Schwarzhaarigen durch seinen Schal. Doch bevor ich ein Kommentar von mir geben konnte, kam auch schon der Besitzer mit zwei kleinen Schatullen in seinen Händen zurück zur Theke.

"So... ein Ring in Größe 60 und 52. Ich denke ihrer ist der in 60 und von ihrer Frau in 52?", Levi antwortete nicht, sondern schaute über seine Schulter zu mir. Der Geschäftsmann folgte seinem Blick und schien mich erst jetzt richtig zu realisieren: "Oh! Sie haben sie mitgebracht! Wie schön. Sowas sehe ich selten, dass beide die Ringe zusammen abholen. Na dann können sie sie doch gleich anprobieren und mir sagen, ob sie auch passen."

Ich fühlte mich flau, als ich zu den beiden herüber ging. Automatisch zog ich meine rechte Hand aus der Manteltasche. Die kalte Luft zog unangenehm an dieser. Levi nahm sich eine Schatulle und öffnete diese vorsichtig. Er holte den Ring aus dem Polster und inspizierte ihn still.

Es fühlte sich so surreal an, mit ihm hier im inneren Bezirk von Rose in einem Juwelierladen Eheringe auszusuchen. Es verletzte mich, dass dies aus dem Grund für eine Mission entging und nicht unser beider Willen. Regelrechte Trauer lähmte mich. Dass wir uns dazu zwangen, war falsch. Ich wollte es nicht aus Zwang. Ich war nicht mal bereit ihn wirklich zu heiraten. Wir kannten den anderen kaum, auch wenn ich ihm mein Leben für immer in die Hände legen würde. Aber würde er dasselbe tun? Würde er mich ihn schützen lassen?

"Das ist der Ring für ihre Frau." Der Mann kam mir beim zweiten hinsehen bekannt vor. Ich starrte ihn unverständlich an und er lächelte mir zurück: "Sie scheinen mich zu erkennen, richtig?" Perplex von seinem Beobachtungsgabe, schaute ich mit einem Anflug von Scham zur Seite.

"Nein es ist nichts."

"Das letzte Mal hatten wir uns vor fast einem halben Jahr gesehen. Aber sie beide habe ich nicht vergessen."

Nun schaute auch Levi von dem Ring auf. Seine Augen funkelten ihn still an aber der Mann lächelte nur zurück. "Sind sie nicht der Kerl vom Kräuterstand?"

Like Black Tea ~Levi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt