Kapitel 35

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Wir sprachen nicht. Sein Kopf lag noch immer auf meiner Schulter. Wie viel Zeit vergangen war, war uns beiden unklar.

Levi bewegte sich urplötzlich und lehnte sich von mir fort. Sein Gesicht war noch immer auf den Boden gerichtete und er ging meinem Blick aus dem Weg. Er stand nun auf und ging ohne weiteres zur Tür. Ich wollte fragen wohin er ging, doch ich wusste nicht ob dies das richtige gewesen wäre. Wäre es richtig gewesen ihn aufzuhalten? Zu fragen was genau mit ihm war? Nachstochern? In der schon blutenden Wunde?

Damit ging er den kleinen Absatz auf, doch bevor er komplett verschwand ertönte seine leise Stimme, nicht mehr als ein Schatten seiner selbst: "Mach die Kerzen aus und leg dich schlafen."

Was ist mit dir? Das wollte ich fragen. Aber nichts kam aus mir. Als würde etwas an mir zerren und mich davor bewahren es nur schlimmer zu machen. Es war ihm bestimmt unglaublich unangenehm vor mir so seine Kontrolle zu verlieren.

"Mach ich", darauf erlosch ich die beiden Kerzen auf seinem und meinem Nachttisch.

Es fühlte sich falsch an ihn jetzt alleine zu lassen. Ihn mit seinen Dämonen die ihn quälten alleine in der Dunkelheit kauern zu lassen. Aber ich konnte nichts ausrichten. Nichts das von Bedeutung sein konnte.

Damit wechselte ich in das Nachthemd und legte mich schlafen. Meine Gedanken drehten Kreise und ließen mich nicht in ruhe. Levi. Er war alles was mich beschäftigte.

Das leise Klappern des Geschirrs aus der Küche war zu vernehmen und wie er immer wieder seinen Stuhl zurecht rückte. Es fühlte sich falsch an zu schlafen.

Doch was konnte ich tun? Wie konnte ich ihm helfen, ohne ihm zu nah zu treten?

Mürrisch und unzufrieden mit dem Moment, stand ich auf, schlang die Decke um mich und ging zur Küche.

Als Levi meine Schritte hörte, drehte er sich zu mir doch wich noch immer meinem Blick aus. "Was willst du noch? Es ist spät"

"Ich weiß. Ich dachte aber, dass für eine Tasse Tee es nie der falsche Zeitpunkt sein könnte.", darauf goß ich mir noch etwas vom kochenden Wasser in eine Tasse und mischte einige Teeblätter hinein. Zucker war im Untergrund zu teuer und Früchte gab es hier ebenfalls nicht, weswegen ich den Tee, seit dem wir hier Unten waren immer pur trinken musste. Es dauerte einige Tassen, doch jetzt ging der Geschmack in Ordnung.

Mit langsamen Bewegungen schob ich einen Stuhl gegenüber von Levi von mir und saß mich hin. Die Decke um mich wärmte mich ungemein, denn Nachts wurde es hier recht kalt.

Levi seufzte nun aber sprach nicht. Auch ich schob die Konversation nicht an. Wenn er reden wollen würde, dann wäre ich hier. Wenigstens das sollte er wissen.

Lange Zeit hörte man nur die Menschen draußen umher huschen und Güter durch die Gassen fahren. Wir schwiegen uns an. Aber es war gut so. Hauptsache er warf mich nicht von sich. Dies war ein Fortschritt.

Auch wenn ich ihn sichtlich nicht verstand. Er war so körperlich zu mir gewesen und aus dem Nichts stieß er mich von sich.

"Tut mir leid-"

"Was?", zu aufgeregt davor, dass er sprach überschlug ich seine Worte: "Verzeih! Sprich weiter"

Levi schien seine Luft angehalten zu haben, denn er ließ einen langen Stoß aus seinen Lungen. Er schaute tief in seine Tasse, als würde er darin ertrinken wollen.

Dann hob sich wieder seine Stimme, ruhig und wackelig: "Tut mir leid, dass du das gesehen hast"

Irritiert von seiner Entschuldigung, schob ich die Tasse von mir fort und starrte seine Postur an. Er war noch immer nicht davon erholt, dass sah man ihm an. Noch immer hing er an seiner Panik. Wie ein kleines Kätzchen das sich auf einen riesigen Baum gewagt hatte, doch ohne gelernt zu haben wie es wieder hinab kam. Levi steckte auf dem Baum. Umringt von Angst und Terror, verfiel er der Dunkelheit.

Like Black Tea ~Levi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt