⚠Achtung Triggerwarnung ⚠: Es kommt Weihnachtsstimmung auf, falls ihr das im März nicht abkönnt, würde ich euch empfehlen, das Kapitel nicht zu lesen.
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Ich schaute aus dem Fenster. Wie lange saß ich schon in diesem Zug? Zu lange. Wir hatten einen Zug genommen und waren nicht geflogen. Mein Vater hatte so dem Stress an den Flughäfen entfliehen wollen, in dem Glauben, an den Bahnhöfen ging es ruhiger zu.
Und es gab keinen Schneematsch. Nichts. Nicht einmal so ein trauriges Häufchen Schneematsch an den Häuserecken, soweit ich das vom Zug aus beurteilen konnte.
Ich stöhnte auf und biss in einen Fruchtriegel. Das einzige, was mich am Leben hielt auf dieser ewigen Zugfahrt.
Mittlerweile war es fast Mittag und der ICE würde um halb zwei ankommen. Dann noch eine halbe Stunde Regionalbahn-Geruckel und dann waren wir da!
Endlich, als ich die Colaflasche in einem letzten Zug endgültig leerte, sagte die Ansagestimme unseren Zielort an und - Halleluja das wurde auch Zeit. Fast einen ganzen Tag waren wir schon unterwegs und ich hatte kaum geschlafen, doch als ich meine Großmutter sah, war das vergessen.
Ich rannte auf sie zu und nahm sie in meine Arme. Meine Oma gab mir ein Wangenküsschen und sah mich an. "Kind, du siehst aber gar nicht gut aus. So dünn und müde." Ich wollte gerade etwas sagen, da schnitt meine Mutter mir schon das Wort ab: "Die Fahrt war sehr anstrengend."
Sagte die richtige. Mit ihrem Drei-Wetter-Taft sah sie aus wie gerade aus dem Friseursalon entsprungen. Aber die Hauptsache war immer noch meine Oma. Ich freute mich unglaublich sie wiederzusehen.
Als wir kurz darauf Omas Haus betraten und mir der unglaublich vertraute Geruch von Omas Weihnachtsplätzchen in die Nase stieg, musste ich seufzen. Oh mein Gott. Ich nahm mir ein Vanillekipferl vom Blech. Ich schob es schnell zwischen meine Lippen, bevor es meine Oma bemerkte, doch ich hatte sie unterschätzt. „Lucy!" Sie sprach meinen Namen wie immer Lutzi aus. Irgendwie hatte ich das vermisst.
Ich kaute und der herrliche Vanillig-süße Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus. Ich war offiziell im Himmel.
Jaron neben mir bediente sich ebenfalls und meine Oma ergriff Initiative und schob uns vom Blech weg. „Nachher, ihr Verhungernden!"
Nur wenig später nippte ich an meiner heißen Schokolade und fühlte mich sehr, sehr weihnachtlich. Ich nahm mir den Zimtstreuer und puderte die Marshmallows auf meinem Kakao ein. Nicht zu viel, sonst würde es bitter werden aber genau so, dass ich mich noch viel weihnachtlicher fühlte.
Meine Oma stellte gerade eine riesige Platte mit Weihnachtplätzchen auf den Tisch und zündete den Adventskranz an.
In den nächsten drei Tagen erfreute ich mich immer wieder daran, Deutsch in den Supermärkten zu sprechen, mein Lieblingsbrot und ganz viele Plätzchen zu essen. Dann kündigte Oma an, mit Jaron und mir einen Weihnachtsbaum zu kaufen.
„Der ist zu groß. Der geht aber auch nicht, da ist die Spitze zu krumm. Nee, der ist so kahl. Der ist gut! Nein doch nicht da ist so ein Loch zwischen den Ästen.", Jaron begutachtete fachmännisch eine Tanne nach der anderen. Ich lief etwas nutzlos hinterher und kuschelte mich in den Schal. Es war ziemlich kalt.
„Schau mal der hier ist super!" Jaron zeigte auf eine sehr schöne Tanne. Mit abgeknickter Spitze. Dann bemerkte er den Makel auch. „Och nö..." Er ging weiter, doch ich blieb.
„Die ist perfekt." Verkündigte ich feierlich. „Ne, die ist krumm." „Aber krumm ist doch nicht schlimm." Entgegnete ich und mein Bruder schaute mich verwirrt an. „Wieso sollten wir so eine mit hässlich krummer Spitze nehmen wenn wir eine perfekte haben könnten? Wir müssen nur noch ein bisschen suchen."
„Es gibt keine perfekte. Jeder hat Makel und Macken. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Wenn wir nur die schlechten Seiten sehen, bleibt uns die wahre Schönheit verborgen.", Ich schluckte und fuhr fort, „Und wenn wir nur die schönen Seiten einer Person sehen oder sehen wollen, sehen wir nicht die Macken und Kanten."
Mein Bruder sagte nichts mehr und wir bezahlten die Tanne mit der krummen Spitze.
Auf der Rückfahrt nach Hause war das ganze Auto von dem herrlich weihnachtlichem Nadelgeruch erfüllt. Doch meine Weihnachtsstimmung war vergangen. Ich musste immer noch an das denken, was ich vorhin beim Christbaumkaufen gesagt hatte und wie schrecklich wahr es doch war.
Und dann klingelte auf einmal mein Handy. Mit Maja hatte ich in den letzten Tagen ein wenig geschrieben und sie wollte mich in den nächsten Tagen hier bei meiner Oma besuchen. Doch sie war es nicht. Der Anrufer war unbekannt. Ich stutzte und zögerte. Normalerweise nahm ich nie fremde Anrufe an. Einer unerklärlichen Eingebung folgend, nahm ich den Anruf an.
"Lucy? Is it you?" Ich erstarrte. Dann umklammerte ich das Handy, aus der Angst, es könnte herunterfallen und sich etwas brechen. Es ist unheimlich, wie viel Stimmen in einem auslösen können. Bekannte Stimmen. Stimmen von Menschen, die einem etwas bedeuten.
Ich biss mir auf die Lippe. "Yeah." Antwortete ich Louis mit brüchiger Stimme.
"You didn't answer my messages. I worried. A lot." Er atmete stockend aus. Er klang müde.
"I needed space. I stay in Germany for christmas." "Lucy- why did you break up with me? We had such a great time together. I miss you. I miss you very much. Every day. Please give us a change. I beg you."
Immerhin kam er gleich zur Sache. Kein Smalltalk. Gleich aufs ganze.
Ich konnte nicht es verhindern, dass Tränen meine Wange hinunterliefen. Ich hasste diese Tränen. Weil ich daran schuld war. Ganz alleine. Ich. Sollte ich uns noch eine Chance geben und versuchen, diese Wunde zu heilen, die ich uns beiden zugefügt hatte.
Und ich antwortete ihm:
"Yes. Let's try this again. See you next year in London, Louis."
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Soo noch ein weiteres Kapitel und die Story ist fertig ! (Kommt in den nächsten Tagen keine Sorge)
Danke übrigens für 4K reads das habe ich absolut nicht erwartet als ich diese Geschichte angefangen habe und es überwältigt mich.PS: Ich bin überfordert weil 6% meiner Leser einfach über 35 sind. Uff das muss ich erstmal verarbeiten. Und 0,4% kommen aus Mexico. Und 1% sind männlich:-D
Könnt ihr viele Sprachen? Ich kann 4
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Louis Partridge FF✔️
FanfictionIhr Vater arbeitet von nun an an einer Klinik in London und gegen ihren Willen zieht ihre ganze Familie dorthin. Dialoge sind auf Englisch da ich es realistisch mache. . . . Kiss happens in chapter 18, 21 and 25 . . . Bildquelle: https://i.pinimg.c...