Kapitel 4

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Pov Lloyd

Ich rannte in die Richtung meiner Wohngegend, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Sie kamen schnell näher und nun stand die Person direkt neben mir. "Wieso bist du einfach weggerannt?" fragte mich eine ziemlich angespannte Stimme. Ich hatte jetzt echt keine Lust mit Kai zu reden. "Hallo! Ich hab dich..." er hielt kurz an und schnappte nach Luft, doch ich ging ohne ihn zu beachten einfach weiter. "Ich...hab dich was gefragt verdammt! Und außerdem hab ich dir geholfen! Wie wär's vielleicht mit einem Danke?!" schnaubte er nun und wich mir nicht von der Seite ab. Ich sagte wieder nichts. Das was gerade passiert war hatte mir komplett die Sprache verschlagen. Kai stöhnte genervt. "Einmal ein Freak...immer ein Freak" murmelte er noch, ehe er in einen Seitenweg abbog.

Ich hatte jetzt echt keine Nerven mehr mich um das, was er von mir wollte zu kümmern. Meine Gedanken waren auch nicht bei Morro. Ich hatte sowas schon öfter durchgemacht, nur das da dann nie Hilfe kam. Aber trotzdem klebte meine Aufmerksamkeit bei dem Vorfall vor 10 Minuten fest. Dieses Gefühl als Kai mich an der Wange berührt hatte. Dieses kribbeln. Was war das? Tief in meinem Inneren wusste ich es, doch ich wollte es nicht erkennen und vielleicht auch nicht wahrhaben.

Nach weiteren 15 Minuten war ich endlich bei mir zu Hause angekommen. Mein Dad strich gerade eine Hauswand mit weißer Farbe an und in den meisten Gärten tobten Kinder herum. Ich schlich mich durch die Tür nach drinnen und saß wenig später an meinem Schreibtisch und machte meine Hausaufgaben.

Es waren mittlerweile schon wieder zwei Stunden vergangen und draußen begann es langsam zu dämmern. Meine Mutter kochte gerade in der Küche das Abendessen und mein Dad war in der Dusche. Ich starrte auf die Uhr an meiner Wand. Es war gerade um halb sechs. Ich hatte keine Lust, weiter meine Sachen auszupacken, also öffnete ich meine Zimmertür und schlich mich zur Falltür an der Decke im oberen Hausflur, die auf den Dachboden führte. Ich wusste mittlerweile, dass von dort ein Dachfenster auf's Dach führte, von dem man einen wunderschönen Blick auf den Sonnenuntergang hatte. Leise öffnete ich diese Falltür und kletterte auf den Dachboden. Ich lief zum Dachfenster, öffnete dieses und in der nächsten Sekunde war ich auch schon draußen auf dem Dach. Ich suchte mir einen geeigneten Platz und schaute auf den Sonnenuntergang. Es war wunderschön und ich hatte recht gehabt...man hatte von hier einen wundervollen Blick. Als die Sonne nun fast komplett untergegangen war drehte ich mich wieder um. Ich kletterte gerade wieder runter zum Dachfenster, als mein Blick auf das perfekte Nachbargrundstück fiel. Dort saß jemand ebenfalls auf dem Dach. Es war Kai. Er saß dort, schaute in den Himmel und zog in diesem Augenblick wieder an seiner Zigarette. Na super, jetzt raucht der Typ auch noch. Ich stand auf und wollte zum Dachfenster laufen, doch noch in der selben Sekunde bereute ich meine Entscheidung. Meine Füße verloren den Halt und ich stolperte zurück, bis ich komplett das Gleichgewicht verlor und hintenüber fiel. Der Fall war Gott sei Dank sehr kurz, da ich auf dem Baum in unserem Vorgarten fiel. Ich krachte durch die Äste, die meinen Fall zwar kurzzeitig verhinderten, mir aber dafür Kratzer an Armen, Beinen und im Gesicht verpassten. Nachdem ich fast den kompletten Baum von innen zu sehen und spüren bekam landete ich auf dem Boden. Ich stöhnte vor Schmerz leicht auf und entschloss mich dazu noch kurz liegen zu bleiben.

Nach ein Paar Minuten krabbelte ich dann aber doch vor in die Einfahrt. Ich setzte mich dort auf und zog meine Ärmel wieder über meine Arme. Was für eine selten blöde Idee auch, sie überhaupt hochgezogen zu haben. "Na Blondiene? Sind wir vom Dach gefallen?" rief plötzlich eine Stimme. Oh nein...nicht der! Ich stand auf und wollte so tun, als hätte ich ihn nicht gehört, mich einfach umdrehen und gehen, doch leider stand er nun schon direkt vor mir. "Der Baum wollte dich wohl auch nicht behalten hm?" sagte er höhnisch. "Haha" murmelte ich. Er grinste fies und zog nochmal an der Zigarette in seiner Hand. "Du rauchst also?" fragte ich nun. Sehr gute Frage Lloyd, ist ja nicht so, als würde er es gerade vor dir machen! Oh man, dass wir wirklich eine dumme Frage gewesen. Ich wusste nicht mal, warum ich ihn überhaupt gefragt hatte. Was kümmert es mich, wie der Typ mit seiner Gesundheit umgeht?! "Nur wenn ich gestresst bin..." sagte er, warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Ich nickte langsam. "Naja, ich werd jetzt wieder reingehen. Essen ist fertig." sagte ich schnell und verschwand. Tatsächlich rief meine Mutter im selben Moment, in dem ich reinkam zum Essen.

Nachdem ich mein Essen aufgegessen und den Aufspühldienst übernommen hatte, lief ich die Treppe hoch. Ich ging wieder auf den Dachboden, schloss das Dachfenster und verließ den Dachboden wieder. Ich schloss die Falltür und machte mich auf zum Bad. Meine Güte...war das ein Tag gewesen.

Als ich aus dem Bad zurück kam, ließ ich mich direkt auf mein Bett fallen. Ich schaute mir meine Arme an, die nun mit Verbänden umwickelt waren. Meine Hose war zwar an der einen Stelle zerrissen, doch ich hatte keine Kratzer oder Schürfwunden an den Beinen. Ich seufzte. Eigentlich hatte Kai ja schon cool ausgesehen, als er da so stand, die Zigarette zu seinem Mund führte, sie aufglühen ließ und dann den Rauch wieder ausatmete. Generell sah er sehr cool aus...egal was er tat. Warum sind meine Gedanken denn jetzt bei Kai?! Und warum solche Gedanken?!

Plötzlich war ich kein bisschen mehr müde. Ich könnte jetzt genau in dieser Sekunde einen Marathon laufen. Doch ich hatte morgen Schule...zum letzten Mal für diese Woche zum Glück. Ich schlüpfte schließlich unter meine Decke. Ich musste jetzt einschlafen, denn erstens würde es mir gut tun, mal ein bisschen früher schlafen zu gehen und zweitens, weil ich nichts weiteres zu tun hatte. Auf einmal sah ich blaues Licht an meiner Wand. Es kam vom Fenster rein. Ich hielt inne und in der nächsten Sekunde ging plötzlich eine ohrenbetäubende Sirene los. Ich schreckte wieder auf und hielt meine Ohren zu. Panisch guckte ich aus dem Fenster und sah, wie auch in den anderen Häusern die Lichter angingen. Schnell zog ich mir meine grüne Jacke über meinen Schlafanzug, der aus einem weißen T-Shirt und einer grauen Jogginghose bestand, und rannte die Treppe runter. Im Wohnzimmer brannte das Licht und unsere Tür stand offen. Schnell lief ich nach draußen und fand meine Eltern in der Einfahrt stehen. Auch andere Nachbarn standen draußen. Automatisch blickte ich auf das Haus gegenüber in dessen Einfahrt nun ein schwarzhaariges Mädchen in einem zu großen blauen Oberteil, ein Junge mit roter Jogginghose und schwarzer Jacke und deren Eltern standen. Polizeiautos durchfuhren die Straße und die Sirene hallte durch die Nacht. "Bitte begeben Sie sich wieder in Ihre Häuser! Wir verfolgen einen Dieb und können dabei keine aufgeregten und panischen Passanten gebrauchen! Alles wird gut, doch bitte verlassen Sie die Straße und die Einfahrten!" rief ein Polizist durch ein Megafon. Die meisten Familien wollten sich langsam zurück in ihre Häuser begeben, als plötzlich ein Knall zu hören war. Ein Polizist war angeschossen worden und sackte zu Boden. Die anderen Polizisten hoben sofort ihre Waffen, doch sie hatten keine Chance den Dieb zu sehen, denn nun begannen die Menschen panisch zu schreien und umher zu rennen. Aber anstatt in ihre Häuser zu rennen, liefen sie quer über die Straße und die Einfahrten. Meine Augen wanderten schnell durch die Menschenmeere und mein Blick traf auf ein braunes Augenpaar. Wir schauten uns nur für den Bruchteil einer Sekunde an, doch ich konnte in seinen Augen lesen, dass er Angst hatte. Und mir ging es nicht anders. Plötzlich wurde unser Blickkontakt unterbrochen, denn wir wurden von unseren Eltern gleichzeitig ins Haus geschliffen. Kaum war ich drinnen saß ich vorm Fenster. Noch einige Stunden fuhr die Polizei ihre Runden, bis sie den Dieb endlich gefunden und verhaftet hatte. Nun gingen allmählich auch in den letzten Häusern die Lichter wieder aus und auch ich begab mich zurück in mein Bett.

Neues Kapitel. Und ich bin komplett unzufrieden. Doch leider hab ich keine Ideen wie es besser klingen würde. Naja, hoffe es gefällt euch trotzdem! ☺️

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt