Kapitel 37

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Kai hatte seit dem Gespräch mit seiner Mutter kein einziges Wort mehr über seine Sexualität oder seine Beziehung zu Lloyd gesprochen und auch im Generellen den Kontakt zu seiner Mutter eher spärlich gehalten.

Nya hatte er zwar von Lloyd und sich erzählt, aber auch hier wich er jeglichen Gesprächen aus. Grundsätzlich gab es aber auch sehr selten überhaupt die Chance, Kai für ein Gespräch abzufangen, da er so gut wie nie zu Hause war. Er ging zur Schule und von dort gleich mit zu Lloyd, oder mit diesem irgendwohin. Dann kam er nach dem Abendessen wieder nach Hause und verabschiedete sich gleich wieder mit der Entschuldigung, er müsse Hausaufgaben machen oder lernen. Am Wochenende schlief er sogar bei seinem Freund und blieb manchmal das ganze Wochenende weg.

Seiner Mutter gefiel das zwar gar nicht und auch sein Vater, von dem Kai sich sicher war, dass er ebenfalls von seiner Sexualität bescheid wusste, war nicht begeistert, doch sie konnten ihn ja auch nicht aufhalten. Oft hatten sie bei Mrs. Garmadaon geklingelt und gesagt, sie solle Kai sofort runter schicken, doch als dieser dann endlich kam und mit ihnen zu sich nach Hause lief, verschwand er gleich wieder bei sich im Zimmer. Manchmal machte Lloyds Mutter aber auch gar nicht auf. Sie wusste ebenfalls von Kai und Lloyd und war entsetzt gewesen, als sie von der Reaktion von Mrs. Smith erfuhr.

Es war eine schlimme Zeit für Kai und oft lag er in den Armen seines Freundes und weinte. Lloyd zerbrach es jedes Mal das Herz, Kai so zu sehen und ihm nicht helfen zu können, aber er versuchte jedes einzelne Mal, seinen Freund zu unterstützen und ihm ein besseres Gefühl zu geben.

Sie hatten es auch in der Schule nicht leicht und so kam Lloyd, einmal weinend und mit neuen Narben und blauen Flecken, blutverschmiert zu Hause an. Diesmal war er es gewesen, der weinend in Kai's Armen gelegen hatte und ihm erzählte, dass ein paar ältere Jungs ihm bereits aufgelauert hätten, um ihm klar zu machen, dass er widerlich und unnormal war.

Die beiden waren gemeinsam zur Polizei gegangen und hatten alles ausgesagt, was sie über Garmadaon und seine Vorhaben gewusst hatten. Ebenfalls hatte Kai Lloyd zu allen Arztterminen begleitet, bei denen sein Arm und seine Rippen erneut untersucht worden sind.

Und so durchstanden die beiden die Zeit bis zu der Romeo und Julia Aufführung...gemeinsam. Es waren zwar nur zweieinhalb Wochen, aber diese Wochen fühlten sich wie eine Ewigkeit an und schweißten die beiden nur noch fester zusammen. Kai sagte seine Rolle im Theaterstück ebenfalls ab, er hatte sowieso nur eine kleine gehabt und so saßen die beiden dann Seite an Seite im Publikum und sahen ihren Freunden zu...

Pov Lloyd

Wärme durchströmte meinen ganzen Körper. Ich weiß nicht recht, ob sie von meinem Tee in meiner linken Hand, oder Kai's warmen Hand in meiner rechten, kam, aber sie fühlte sich gut an.

Ich seufzte auf und nahm einen vorsichtigen Schluck von meinem Tee, natürlich nicht ohne mich trotzdem zu verbrennen und blickte dann wieder nach vorne auf die Bühne, denn gerade jetzt gingen die Lichter aus und der Vorhang auf.

"Meine Damen und Herren...lasst mich euch begrüßen-" begann Linus laut und deutlich zu sprechen. Er war der Erzähler und nahm sich nun ausgiebig Zeit, um das Publikum zu Mustern. Er grinste und schloss kurz die Augen. "-zu-" Er öffnete die Augen wieder und sie strahlten bestimmt mindestens so hell, wie sein Lächeln. "-Romeo und Julian!"

Ich blickte ihn erstaunt an, doch er schien sich nicht versprochen zu haben. Linus verbeugte sich tief und lief dann an die Seite der Bühne, um dem Geschehen Platz zu machen. Ich biss mir heftig auf die Unterlippe, als Jay nun erschien.

"Meine Damen und Herren: Romeo Montagues! Er ist mutig und abenteuerlich. Er kümmert sich nicht darum, was andere über ihn denken, obwohl er als Grafensohn wohl eher ein bisschen auf seine Manieren achten sollte." hört man Linus Stimme aus dem Off.

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt