Kapitel 18

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An diesem kühlen Donnerstag blickte ich mit verschwommenen Blick aus dem Fenster. Ich hatte seine Beziehung mit Skylor zerstört. Es war meine Schuld. Er hasste mich jetzt noch mehr als zuvor.

Aber was habe ich getan?

Diese Gedanken und vor allem diese Frage schwirrten mir seit gestern Abend durchgehend durch den Kopf und ließen mich nicht in Ruhe. Von meiner Schlaflosigkeit abgesehen, ging es mir auch anderweitig nicht besonders blendend. Ich wusste nicht mal, warum mich das beschäftigte, immerhin war Kai ja ein Megaarsch. Aber trotzdem liebte ich ihn ja auch mit meinem ganzen Herzen. Und dann war da noch Skylor...sie war eines der nettesten und stärksten Mädchen was ich kannte und ich konnte mich nicht wirklich mit dem Gedanken befriedigen, dass sie wegen mir ihren Freund verloren hatte. Plötzlich vibrierte mein Handy und mein Weckerton war zu hören. Na endlich. Jetzt musste ich wenigstens nicht weiter im Bett liegen bleiben und trostlos aus dem Fenster starren. Ich stand auf und zog mir gedankenverloren ein paar Klamotten aus dem Schrank. Am Ende hatte ich eine schwarze Jeans, einen orangen Pulli mit einem weißen T-Shirt drunter und dazu graue Boots an. Da es mir eigentlich auch egal war, ob ich perfekt angezogen aussah oder nicht und da diese Klamotten tatsächlich nicht soooo schlecht zusammen aussahen, beließ ich es auch dabei.

Ich trottete runter ins Bad und betrachtete zum ersten Mal am heutigen Tag, mich selbst im Spiegel. Die grünen Augen waren glasig und strahlten keine Energie mehr aus, die Haut war blass und nur um die Augen herum etwas gerötet, leichte schwarze Schatten zierten ebenfalls die Augen und die blonden Haare hingen verstrubbelt ins Gesicht. Mein Gegenüber blickte mich mitleidig an. Und da war es dann vorbei. Die Tränen flossen einfach geradewegs aus meinen Augen hinaus und es wurden immer mehr. Der erste Schluchzen entwich mir, ehe ich mich kurz mit verschwommener Sicht auf den Hoden setzte. Nach einigen Minuten stand ich, immer noch heulend und schluchzend, wieder auf. Warum war ich denn auch nur so abhängig von diesem einen Scheißkerl?!  Ich schaute abermals in den Spiegel. Die Wangen waren mittlerweile ebenfalls gerötet, aber irgendwie sah mein Spiegelbild unter der ganzen Traurigkeit und dem ganzen Selbstmitleid auch erleichtert aus. Erleichtert darüber, dass ich endlich alles rausgelassen hatte. Das hätte ich gestern Abend schon zulassen müssen...ich hätte mich gestern schon ausheulen sollen.

Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, wuschelte ich mir mit der Hand solange durch die Haare, bis sie wieder normal und tatsächlich auch etwas geordnet aussahen, ehe ich mir mit immernoch zittrigen Händen Zahnpaster auf die Zahnbürste drückte und zu putzen anfing. Kruz darauf war ich auch bereit für die Schule und verließ, den Rucksack über die Schulter hängend, das Toastbrot im Mund und meiner Mum folgend das Haus.

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Eine kühle Briese wehte mir heute nicht um die Ohren...wohl eher ein Orkan. Außerdem tröpfelte es schon und schätzungsweise würde der Regen auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wo bleibt Mum auch so lange? Jay stand neben mir und trommelte ebenfalls genervt mit den Fingern auf dem Dach vom Auto rum. Er hatte seinen Bus verpasst, weil unsere Lehrerin überzogen hatte und uns beide dann auch noch dazu verurteilt hatte, alle Stühle hochzustellen. Ich hatte Jay dann verständlicherweise vorgeschlagen, dass wir ihn schnell nach Hause bringen könnten, was er auch freudig angenommen hatte. Doch da hatte ich noch nicht gewusst, dass meine Mum heute offenbar länger brauchen würde.

Zähneknirschend drehte ich mich zu meinem besten Freund um, um mich bei ihm dafür zu entschuldigen, dass es so lange dauerte. Doch gerade als ich zum sprechen ansetzen wollte, stampfte der Rot-braunhaarige wütend fluchend auf den Boden, wobei sein kompletter Körper angespannt die Bewegung mitmachte. Im selben Augenblick als Jay's Fuß heftig auf dem Boden auftrat, blitzte es ebenso heftig am Himmel. Es sah für diesen kurzen Moment so aus, als hätte Jay die Blitze erzeugt, aber das würde ja wohl mal sehr wenig Sinn ergeben..."Hast du das gerade auch gesehen?" fragte ich trotzdem erstaunt. Jay nickte, plötzlich nicht mehr so wütend, sondern eher aufmerksam. Wir schauten uns ernst in die Augen, bis ich die Spannung nicht mehr aushielt und lachend hervorbrachte "Meister des Blitzes! Jay Walker meine Damen und Herren...der Blitzbändiger!"
Jay stimmte in das Lachen mit ein, was mich automatisch ebenfalls glücklich stimmte. Und noch glücklicher wurde ich, als meine Mum nun auch endlich aus dem Schulgebäude kam und uns stürmisch den Wagen öffnete.

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt