Kapitel 36

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Eigentlich wäre ich am liebsten sofort aus meinem Haus rausgestürmt und wäre...naja...ich bin immer zu Lloyd gegangen, wenn es mir zu viel geworden ist.

Er war zwar auch genervt, dass ich bei ihm einfach immer durchs Fenster reingeklettert kam, aber er hatte mich nie verstoßen. Er hatte mir nie gesagt, dass er mich nicht da haben wollte. Und so konnte ich immer bei ihm bleiben. Zumindest so lange, bis meine Eltern im Bett waren.

Doch das ging heute nicht...Lloyd lag oben bei mir im Bett, was hieß, dass ich ihn nicht einfach hier lassen und gehen konnte.

Also lief ich hastig die Treppe hoch, um mich in meinem Zimmer einzuschließen, aber vor meiner Tür stoppte ich und hielt inne. Ich sah an mir runter und seufzte. Ich sah schrecklich aus. Also entschied ich mich doch anders und schloss mich stattdessen im Badezimmer ein.

Kurz darauf prasselte das heiße Wasser aus der Dusche  über mich und sah dabei zu, wie es den schmutz und das Blut von meinem Körper abwusch. Es war ekelhaft. Ich war ekelhaft.

Ich hatte mich mit einem Jungen geprügelt, den ich über alles gehasst habe und ich wusste, dass ich, wenn nötig, auch nicht eher aufgehört hätte, ehe er...

Doch nun ist er tot und ich fühle mich schuldig. Es hätte genauso gut mich erwischen können, vielleicht wäre das ja gar nicht mal so schlimm gewesen. Lloyd wäre mit Harumi glücklich geworden...naja eher nicht, weil sie ja eigentlich auch eine der bösen ist...aber er hätte auf jeden Fall jemanden besseres gefunden, als mich. Meine Mutter hätte ich nicht enttäuscht, oder zumindest hätte ich es nicht mehr mitbekommen. Ich hatte ja nicht mal richtige Freunde, die mich vermisst hätten. Und Morro hätte leben können.

Ich wusste nicht, was er zu Lloyd geflüstert hatte, bevor er starb, aber vielleicht ist es auch besser so. Ich will es eigentlich gar nicht wissen. Am liebsten würde ich gar nichts wissen. Gar nichts von alledem.

Ich band mir ein Handtuch um die Hüfte und schlich mich wieder aus dem Bad. Unten brannte noch Licht, also wusste ich, dass meine Eltern, oder zumindest meine Mutter noch wach waren und ich mich somit unbeachtet in mein Zimmer schleichen konnte.

Unerwarteter Weise war es nicht dunkel, sondern noch hell in meinem Zimmer und Lloyd lag, ohne sich umgezogen oder geduscht zu haben, ausgebreitet in meinem Bett und schlief. Trotz der Umstände musste ich lächeln...er sah so süß und friedlich aus, wie er da jetzt lag.

Schnell zog ich mir eine Boxer an und schlüpfte in irgendeine Jogginghose, ehe ich mich ihn näherte. Eigentlich wollte ich ihn nicht stören, aber desto näher ich kam, desto mehr sah ich, wie erschöpft und elend er aussah. Eigentlich hatte er ja weder gekämpft, noch im Dreck rumgewelgert, so wie ich und doch schienen ihn die letzten Tage mitgenommen zu haben. Vor allem heute.

Ich schlich mich also, trotz der Angst, dass meine Mutter jede Minute nach oben kommen könnte, zurück ins Bad und holte einen Waschlappen und eine Schüssel mit warmen Wasser. Dann lief ich, so schnell wie mit der Schüssel voll Wasser möglich, zurück in mein Schlafzimmer und schloss die Tür endgültig ab. Ich stellte die Schüssel auf dem Boden neben meinem Bett ab und näherte mich dann langsam Lloyd's Körper.

Langsam fuhren meine Hände über seine Wangen und streichelten diese, ehe sie tiefer wanderten. Ich wusste, dass ich jetzt alles mit ihm machen konnte, was ich wollte und ich musste ehrlich zugeben, dass ich das Verlangen nach mehr schon seit längerer Zeit verspürte.

Also glitten meine Hände immer tiefer, bis sie am Saum seines Pullis angelangt waren...von dort aus fuhr ich unter diesen und langsam seinen Oberkörper hinauf. Ich tat es so bedächtig wie möglich und ließ den kleineren dabei nicht aus den Augen. Ich war so gut wie oben am Hals angekommen und zog ihm gerade seinen Pulli über den Kopf, als ich etwas entdeckte, was mich erschrocken zurückweichen ließ. Den Pulli ließ ich vor Schreck fallen und die lila Wolke, die mich die ganze Zeit benebelt hatte, löste sich augenblicklich ebenfalls auf.

Lloyds kompletter Körper war voller Narben und blauer und roter Flecke. Die an seinem Körper waren schon dunkler...sie sahen verheilt aus, so als hätte er sie bekommen, bevor er umgezogen war. Doch er hatte auch Narben an den Armen...feinere, hellere, welche die nicht danach aussahen als wäre er geschlagen worden, so wie bei den anderen. Sie sahen ordentlich aus und gleichzeitig hastig und zerstreut verteilt, sie sahen nicht so aus, als wären sie beabsichtigt dort gelandet, sondern als hätte ein Messer sie verteilt. Und sie waren überall.

Ich musste mir die Tränen verkneifen und zog ihn stattdessen noch seine Hose aus. Jetzt konnte ich nicht ner an irgendetwas denken, was auch nur im geringsten mit etwas sexuellem zutun hatte. Ich verspürte einfach nur pure Reue.

Mit zitternden Händen nahm ich den Waschlappen und wusch seinen Körper flüchtig ab, so dass er ein wenig gepflegter wirkte. Als ich damit fertig war trocknete ich ihn vorsichtig mit dem Handtuch ab, was ich ihm vorhin noch besorgt hatte und zog ihm schließlich meinen pulli und meine Hose an.

Doch die Gedanken an das, was ich gerade gesehen hatte...ja was ich gerade indirekt über ihn erfahren hatte, ließen mich nicht los. Ich wollte noch mal ganz sicher gehen, dass ich mir das auch ja nicht eingebildet hatte und zog ihm seinen einen Ärmel nochmals hoch. Doch nichts veränderte sich. Die blass-roten, feinen Linien waren immer noch da. Traurig zog ich den Ärmel wieder runter, doch stoppte erneut, als ich kurz vor seinem Handgelenk war. Ungläubig blickte ich hinab, doch auch hier änderte sich nichts. Ich schlug mir erschrocken die Hand auf den Mund und konnte meine Tränen jetzt nicht mehr zurück halten.

Schnell kletterte ich neben ihn aufs Bett und schloss ihn so fest in meine Arme, dass ich nicht mal wusste, ob er überhaupt noch atmen konnte.

"Was ist dir nur in deiner Vergangenheit passiert, Kleiner?" flüsterte ich unter Tränen, auch wenn er mich nicht hören konnte.

An seinem Handgelenk, an seiner Pulsschlagader, hatte ich eine fette dunkle Narbe entdeckt. Er hatte versucht sich das Leben zu nehmen...

Dam dam daaaaaaaa!
OK, sorry. Ich wollte dieses ernste Thema nicht ins lächerliche ziehen. Ich habe Freundinnen, die nicht mehr leben wollen und sich selbst verletzen und auch ich bin nicht ganz unschuldig (also ich bin nicht dafür verantwortlich, dass sie es machen, ich wollte damit sagen, dass auch ich ein paar dinge in meiner Vergangenheit getan habe, auf die ich nicht stolz bin). Aber das wichtigste ist, dass man sich klar wird, ob es das wert ist und ob es einem wirklich hilft. Falls ihr selbst mit derartigen Problemen strugglet gebe ich euch ganz viel Kraft. Ich weiß, dass man sich nur ungern Hilfe suchen möchte und eigentlich mit niemandem drüber reden will, aber falls ihr wirklich mal jemanden zum reden brauchen solltet, könnt ihr mir immer eine DM schreiben. :/)

Außerdem ist dieses Kapitel etwas kürzer geworden, weil ich gleich im Anschluss noch das erste special Kapitel für euch habe, lasst euch überraschen.

Die heutige Frage ist keine persönliche Frage, sondern eine zur Story und zwar wollte ich fragen, ob ihr gerne Smut lest und falls ja, wie oft und ob zeitnah schon mal ein bisschen kommen soll? Das wär's auch schon und wir lesen uns im special Kapitel ;)

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt