Kapitel 11

895 54 18
                                    

Müde öffnete ich erst das eine und dann das andere Auge. Träge stand ich auf, zog mich an und ging die Treppe runter, wie jeden Tag...nur, dass heute etwas anders war. Das  komplette Wohnzimmer war dekoriert mit Luftschlangen und Girlanden und zwei große goldene Luftballons, die aus den Zahlen 1 und 6 bestanden, stachen einem sofort ins Auge. Auf dem Wohnzimmertisch standen schon drei Geschenke und daneben ein etwas kleinerer Kuchen, der ebenfalls mit der Zahl 16 verziert war. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ ich mich nun langsam auf unser Sofa sacken und musterte den Raum noch einmal. Es war alles ganz ruhig im Haus und die ganze Morgenanspannung war wie weggepustet. "Hallo Neffe!" rief plötzlich eine Stimme in mein Ohr. Von einem Schrei begleitet legte ich noch in der selben Sekunde eine Landung auf den Boden hin und sah geschockt und erschrocken den Besitzer dieser eben aufgetauchten Stimme an. Es war mein Onkel Wu. Langsam stand ich auf, doch der Schock verließ mich trotzdem immer noch nicht. "W-Wie bist du?! Was hast du?! Wo kamst du plötzlich her?!" rief ich atemlos. "Ich bin ein Ninja-Meister. Ich lebe im Schatten." sagte er dramatisch. "Aja, stimmt ja." antwortete ich trocken und knapp und machte mich auf, um nach meinen Eltern zu suchen. Fast vergessen, mein Onkel leitet ein Dojo irgendwo in Japan, zusammen mit seinem verrückten Angestellten Derreth. Im selben Moment ging die Küchentür auf und meine Mum kam heraus. Sie hatte ein Kleid an und mit einem strahlenden und stolzen Lächeln sah sie mich nun an. Dann lief sie sofort zu mir hin und umarmte mich so fest sie konnte. Glücklich erwiderte ich die Umarmung. "Alles Gute zum Geburtstag mein Liebling!" rief sie dann freudig und umarmte mich gleich nochmal. "Ich pack dir schnell ein Stück Kuchen ein, während du Zähne putzt und Haare kämmst und dann gehen wir zur Schule, ok Schätzchen?" sagte sie und schob mich schon mal in Richtung Bad. Ich schloss die Tür hinter mir und hörte kurz darauf, wie meine Mutter anfing sich mit Onkel Wu zu unterhalten. Gesagt getan putzte ich nun also meine Zähne und kämmte dann meine Haare etwas ordentlicher. Als ich dann fertig und zufrieden war, verließ ich das Bad wieder. Direkt vor der Tür stand mein Rucksack, der schon voll mit meinen Schulbüchern und meinem Stück Kuchen war. Die Haustür stand offen und als ich durch diese das Haus verließ, sah ich meine Mum, die schon im Auto wartete und meinen Onkel, der im Vorgarten meditierte. Das letztere war mir ziemlich peinlich, vor allem, weil jetzt gerade die Zeit war, in der jeder das Haus verließ und ihn so sehen konnte. Demnach tappelte ich schnell zum Auto und ließ mich kurz darauf in die weichen Ledersitze des Autos meiner Mum sinken.

Als ich nun vor dem Klassenraum stand, kam trotz allem etwas Panik in mir auf. Ich hatte noch nie zuvor wirklich Freunde gehabt und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine diesmaligen etwas geplant hatten. Langsam fuhr meine Hand dann aber trotzdem in Richtung Türklinke und im nächsten Moment drückte ich diese runter. Die Tür ging auf und meine Augen hefteten sich automatisch an einer bestimmten Person fest. Nicht Kai, wie ihr jetzt bestimmt dachtet. Und auch nicht Harumi, was vielleicht eure zweite Vermutung war. Nein, meine Augen vielen direkt auf zwei blaue Augen. Um genau zu sein, die zwei blauen Augen, die mir auch schon am ersten Schultag entgegen geguckt hatten. Jay stand direkt vor mir. Da wir beide offensichtlich gleichzeitig die Tür aufmachen wollten, beide gleich einen Schritt durch die Tür gemacht und beide gott sei dank noch rechtzeitig abgebremst hatten, trennten nur noch ein paar Zentimeter unsere beiden Gesichter von einander. Mit leicht roten Wangen zog ich nun meinen Kopf nach hinten wieder zurück und ging mit einem leichten Lächeln an Jay vorbei und wollte zu meinem Platz huschen, doch das war offensichtlich nicht erwünscht. Denn im nächsten Moment fand ich mich in einer Gruppenumarmung mit Cole, Jay, Nya und Zane wieder. Als diese sich nun wieder von mir lösten, stand Harumi gleich vor mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange, was aber nicht viele aus der Klasse mitbekamen. Dann, endlich, konnte ich mich auf meinen Platz setzten und so begannen die ersten Schulstunden des Freitags.

Als ich nun also endlich Schluss hatte, lief ich, aufgeregt mit meinen Freunden plaudernd, in die Richtung meiner Wohngegend. Meine Mum hatte darauf bestanden, dass ich meine neuen Freunde zum Kaffeetrinken und zum Abendessen mitbringen musste und so kam es, dass mich meine Freunde nun also begleiteten. "Ey! Ich hab eine richtig perfekte Idee!" rief Cole plötzlich. Sofort lauschten alle und sahen ihn gespannt an. "Mein Dad, ist dieses Wochenende nicht da, dass heißt es ist Sturmfrei für mich. Was wenn wir ein paar Teens aus unserer Klasse am Samstag einladen und Lloyds Geburtstag dort nochmal nachfeiern?" platzte es nun also aufgeregt aus ihm heraus. "Stimmt! Aber nicht nur ein paar Teens! Bei der Größe eurer Villa können wir ne Fette Party schmeißen!" rief Nya mit vollem Einsatz. "Natürlich nur, wenn das für dich und deinen Dad ok ist." fügte Jay noch rasch hinzu, woraufhin er sich ein Lächeln von Cole einfing. "Ich denke schon, dass es für meinen Dad ok ist...und für mich ja sowieso." sagte dieser nun schnell und unterbrach dabei den Augenkontakt zwischen sich und Jay. Dieser drehte sich dann ebenfalls schnell wieder weg, schüttelte sich einmal kurz durch und sah dann zu Boden. Meine Gedanken blieben währenddessen an dem bisherigen Heute hängen. Mir wurde von vielen gratuliert, meine Freunde hatten mir einen wunderschönen Tag beschert und Harumi hatte mir sehr oft zugelächelt und dergleichen. Der einzige, der mich nicht eines Wortes oder eines Blickes gewürdigt hatte, war Kai. Doch davon wollte ich mich gar nicht weiter runterziehen lassen, warum auch?

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt