Kapitel 19

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Kapitel 19

Evelyn's Sicht

„Ms. Falk?" Es klopfte laut an der Tür meines Zimmers. Verschlafen drehte ich mich auf die andere Seite. Wie spät war es? Da mein Zimmer schon hell erleuchtet wurde durch die einstrahelende Sonne, nahm ich an, dass es zumindest schon 10 Uhr morgens war. Aber das war nur eine grobe Schätzung von mir. „Mr. Falk? Wir sind hier, um sie abzuholen!" Hörte ich eine energische Männerstimme sagen. Ich rappelte mich auf. „Abzuholen? Ja sicher...wofür sagten Sie noch gleich?" entgegnete ich, während ich aus dem Bett aufstand und nach meinem Rucksack griff. „Zu Ihrem Probetraining. Direktorin Ozera erwartet Sie bereits!"

Oh man. Jetzt schon?

„Ist gut, geben Sie mir fünf Minuten!" Im Nu hatte ich eine Jeans, Sport-BH, T-Shirt und Socken hervorgezogen und warf mir alleshastig über. Dann griff ich zu meiner Jeansjacke und band meine Haare schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann kramte ich noch eine Packung Kaugummis hervor und warf mir schnell zwei Stück in den Mund. Vermutlich hätte ich nicht so lange wach bleiben sollen. Aber, um ehrlich zu sein, hat es echt Spaß gemacht. Es war super lustig. Oskar und Carlo waren schwer in Ordnung. Ich schnappte meinen Jutebeutel und warf eine Flasche Wasser, ein Handtuch und frische Kleidung hinein, dann öffnete ich auch schon die Tür. Derweilen zog ich mir meinen Wintermantel und meine Lederhandschuhe an. „Guten Morgen" begrüßten mich zwei hochgebaute, in olivegrün eingekleidete Wächter. Ich erwiderte es. Ich konnte wahrnehmen, wie die beiden mich neugierig musterten. Sie fragten sich, warum die Direktorin dem Probetraining zugestimmt hat. Immerhin bin ich doch eine Falk. Mit einem so bekannten Namen und derart erfolgreichen Familienmitgliedern erschloss es ich ihnen nicht, warum ich mein Talent noch unter Beweis stellen musste. Ganz offensichtlich war ich wohl also nicht mal halb so talentiert wie meine Brüder. Ich konnte spüren, wie einer von beiden annahm, dieses Training diene nur dazu, den Anschein zu wahren, um mir und meinen Eltern eine höfliche Absage erteilen zu können.

Ich schüttelte die Gedanken von mir weg und begann, meine innere Mauer wieder hochzuziehen. Das war schon zu viel, was ich mitbekommen habe. Ich musste mich voll auf das anstehende Training konzentrieren. Das hier durfte mich nicht ablenken. Sollen die doch denken, was sie wollen. „Folgen Sie uns!" Gesagt, getan. Ich folgte den beiden über den Campus hin zu einem großen Gebäude. Neben dem Gebäude erkannte ich eine riesige Sportanlage. Es gab ein Fußballfeld, um welches ringsum eine Laufstrecke erbaut worden ist. Noch weiter dahinter konnte ich das Baseballfeld ausmachen. Ah verstehe, wir befanden uns wohl bei der Sporthalle. Oder wie immer die hier aus genannt wurde. Ich konnte die Direktorin und noch zwei andere Personen erkennen, die schon in der Halle standen. Ich sah sie durch die verglaste Wand. Die echt lang war. Man konnte problemlos in die komplette Halle hineinsehen. Ich trat durch die Tür und folgte den beiden in die Halle.

„Evelyn, guten Morgen!" begrüßte mich die Direktorin sofort und lächelte mich breit an. Die Wächter postierten sich an den Wänden. Neben der Direktorin stand ihre persönliche Leibwächterin, Rose Hathawaye. Neben den beiden befand sich aber noch jemand, ein Mann. Er trug eine Jeans, Hemd und Jackett. Er wirkte mit seiner Brille und der Ledertasche wie ein typischer Lehrer. „Guten Morgen" entgegnete ich und nickte allen Beteiligten freundlich zu. „Also Evelyn, sind Sie bereit?" fragte sie mich. Ich nickte. „Ja, das bin ich!" Sie klatschte in die Hände. „Sehr gut. Also, ich erkläre Ihnen vorab einmal kurz den heutigen Ablauf, in Ordnung?" Sie deutete auf einen Tisch, der etwas abseits von uns stand. Dort befanden sich allerlei Waffen. „Wir möchten nur ein paar Ihrer Fähigkeiten testen, Evelyn. Es geht nicht darum, festzustellen, was Sie schon alles beherrschen, sondern das Potenzial in Ihnen zu sehen und herauszufinden, was für Fähigkeiten Sie mitbringen. Und ob Sie letztendlich für den Beruf als Wächterin geeignet sind. Das ist auch schon alles!" Erklärte sie langsam. „"Haben Sie dazu fragen, die wir vorab klären sollten?" Ich überlegte einmal kurz. „Also soll ich nur zeigen, was ich kann? Mehr nicht?" Sie nickte. „Ja, im Prinzip schon!" „Gut!" meinte ich und legte meinen Beutel an den Rand. „Von mir aus kann es los gehen!"

Vermächtnis der KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt