Kapitel 16: Von Leder und Seide
Ich war ein Arschloch. Zwei Monate später war es offiziell. Bis dahin konnte ich mir noch einbilden, dass ich nichts falsch machte, aber als ich zusammen mit Onkel Tim aus dem Flieger stieg und mir meine Freundin in die Arme fiel, wurde mir bewusst, dass ich das größte verdammte Arschloch auf diesem Planeten war.
"Oh mein Gott, habe ich dich vermisst!" Brachte Leah hervor, während sie mir auf jede für sie erreichbare Stelle Küsse drückte. "Ich habe dich ja so vermisst!"
Ich hätte in dem Moment gern gesagt, dass ich sie auch vermisst hatte. Tatsache war aber, das hatte ich nicht. Wir hatten jeden Tag telefoniert und Mails geschrieben und so weiter. "Süße, ich krieg keine Luft mehr..." Stöhnte ich stattdessen und versuchte Leah dazu zu bringen, mich nicht zu erwürgen.
Nachdem wir Onkel Tims Mietwagen gefunden hatten, brachten wir zuerst mal Leah nach Hause. Ich versprach ihr, mich zu melden, sobald wir ins Hotel eingecheckt hatten und so weiter. Wir hatten jeder ein Zimmer im Hilton. Das muss man sich mal vorstellen. Da komm ich nach Monaten mal wieder nach Hause zu Thanksgiving und wo schlief ich? Nicht in meinem kleinen Bett zu Hause, nein, in einem Himmelbett im Hilton.
Thanksgiving stand also vor der Tür, genauer gesagt es war morgen und da meine Mutter jedes Jahr für die Familie kochte, war ich also hier. In meinem eigenen zu Hause ein Gast. Obwohl mein zu Hause ja jetzt bei Onkel Tim war. Meine Eltern hatten sich nach unserem Telefonat nicht mehr bei mir gemeldet, nur mit Celine hatte ich noch regelmäßig Kontakt. Ich schickte ihr auch immer Geld, wenn ich was übrig hatte, was oft war. Da ich mir nichts zu Schulden kommen ließ und in der Schule wirklich streberhaft mitarbeitete, bekam ich jetzt regelmäßig Taschengeld. Was sich irgendwie komisch anfühlte, denn ich hatte ja noch nie vorher Geld gehabt.
"Wie gehts?" Fragte mich Onkel Tim, als er in mein Zimmer kam. Ich war immer noch mit auspacken beschäftigt.
"Keine Ahnung..." Mir ging es beschissen. Ich war nervös meine Eltern wieder zu sehen, vor allem weil sie mir ja doch nur wieder das Gefühl geben würden, ein verdammter Nichtsnutz zu sein.
"Kopf hoch. Übermorgen ist alles vorbei und dann kannst du hier wieder weg. Die beiden kennen dich überhaupt nicht mehr, Ty. Die wissen nichts von dir, also nimm es dir nicht so zu Herzen." Anscheinend hatte Timothy in letzter Zeit telephatische Fähigkeiten entwickelt, denn woher sollte er sonst so genau wissen, wie ich mich fühlte.
"Sie sind meine Eltern." Meinte ich daraufhin grimmig.
"Das gibt ihnen noch lange nicht das Recht über dich zu urteilen. Zieh dich um und beeil dich. Ich habe den Tisch für sieben reserviert und wir müssen bald los." Damit schloss er die Tür hinter sich und ging nach draußen.
Ich ließ mich erschöpft und seufzend auf das Bett fallen, griff nach meinem Handy und rief die Person an, die ich in letzter Zeit immer anrief wenn es mir dreckig ging. "Mir gehts beschissen." Sagte ich, sobald abgehoben wurde.
"Kann ich nachvollziehen. Wo bist du?"
"Im Hotel. Aber gleich gehts in die Höhle des Löwen." Murmelte ich erschöpft und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen.
"Komm schon, Ty. Kopf hoch. Wenn sie dich nerven, stell sie dir einfach nackt vor, dann musst du kotzen und hast eine Entschuldigung warum du so schnell wie möglich wieder zurück ins Hotel musst."
Ich lachte leise und mir ging es gleich wieder besser. "Wirklich ein toller Vorschlag, Baby."
"Ich weiß! Ich bin halt toll." Antwortete Mitch glücklich vom anderen Ende der Leitung. "Aber ernsthaft, wenn sie dir zu stressig werden, dann geh einfach. Tim würde das verstehen. Und bis dahin zeig ihnen, dass du nicht mehr der Junge bist, den sie kennen. Du schaffst das und wenn du dann wieder nach Hause kommst, dann köpfen wir eine Flasche von Elijas guten Rum und geben uns so richtig die Kante."
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Carpe diem...
RomanceTaylor hat in seinem Leben schon sehr viel Scheiße gebaut. Er ist der Badboy, vor dem Mütter ihre Töchter warnen. Doch eines Tages treibt er es auf die Spitze. Von seinen Eltern aufgegeben und Hunderte Kilometer von seinen Freunden entfernt, bekomm...