Carpe diem... 18

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Kapitel 18: Von Jägern, Gejagten und schwedischen Gardinen (Die Zweite)

Nichts hatte sich verändert.

Es war dieselbe Wache. Es war dieselbe Zelle. Es war derselbe Polizeibeamte.

Und ich, ich war immer noch derselbe blinde Ty, der von seinen Freunden mit in die Scheiße gezogen wurde und sie dann allein ausbaden durfte.

In meinem Kopf spielte sich immer wieder diese Szene mit Spice ab unterlegt mit dem Soundtrack: 'Wenn mein bester Freund in der Klemme steckt, dann stecke ich mit drin, so einfach ist das.' Das hatte Mitch damals bei unserem ersten Gespräch zu mir gesagt, als ich ihr erzählt hatte, warum ich im Knast gelandet war und dann nach San Francisco verschifft wurde.

Tja, sogar die Sitution war dieselbe. Mein bester Freund hatte die Schlägerei angefangen, weil er ein großes Maul und ein beschissenes Temperament hatte und dann verpisste er sich und ich bekam dann den Anschiss. Spice verfolgte wohl nicht Mitchs Philosophie, denn wenn Schwierigkeiten in Aussicht waren, galt bei ihm die Regel: Jeder für sich und nur der Schnellere überlebt.

Aber im Endeffekt war die Situation doch ein bisschen anders. Ich war nicht nur wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Nein! Auch noch wegen illegalen Waffenbesitz! Ist das nicht toll?! So abwechslungsreich...

Aber welcher verdammte Flachwichser zog auch ein Messer bei einer einfachen Kneipenschlägerei? Sowas machte man einfach nicht. Man schlug sich gegenseitig ein paar Mal und dann war es gut und vielleicht trank man später zusammen ein Bier. Aber ein Jagdmesser? Und es dann auch noch benutzen? Spice hätte den Typen umbringen können!

Hatte ich meinen besten Freund wirklich so falsch eingeschätzt? Ich wusste, dass er leichtsinnig war und sich manchmal nicht unter Kontrolle hatte. Aber mir ging es doch nicht anders, also hatte mir das auch nie was ausgemacht. Aber mit dem Leben anderer Leute spielen? Für so arschlos hatte ich ihn nie gehalten und auch nie für so feige, denn das war es was Spice getan hatte. In einer fairen Schlägerei ein Messer, oder eine Waffe zu ziehen, war feige und hinterhältig. Genauso wie der Tritt in die Eier von dem Penner. Das ging einfach nicht.

Obwohl man ja sagen musste, dass eine Schlägerei nicht unbedingt Regeln hatte, aber man sollte doch noch so viel Ehre haben nicht unfair zu kämpfen. Das ist wie, wenn du dich als kleiner Junge mit jemandem geschlagen hast und die Lehrerin dann wissen wollte, wer angefangen hat. Da sagte man einfach nichts, denn man hatte zwar Streit gehabt und irgendwer hatte angefangen, aber der andere hatte ja auch mitgemacht, also verpätzte man ihn nicht wie ein kleines Mädchen.

Und am Ende zahlte ich für die Feigheit meines Kumpels. Die Welt war doch toll, oder?

Da versuchte ich schon mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich wollte es wirklich schaffen und ich hatte mir auch vorgenommen nie wieder im Knast zu landen. Aber was hätte ich auch machen können? Weglaufen? Das hätte mein Gewissen gar nicht zugelassen, denn der Typ hätte das Messer auch genauso gut in den Bauch bekommen können und sterben können.

"Hey!" Ein Polizist ging gerade an meiner Zelle vorbei. "Ich darf einen Anruf machen! Den würde ich jetzt gern machen, bitte." Sagte ich ihm in was ich hoffte einem höflichen Ton. Ehrlich, ich war dieses Mal nicht mal wütend. Ich hatte ja selbst schuld und dafür konnte keiner der Polizisten was.

Nach einigen Minuten kam der Polizist wieder, schloss meine Zelle auf und legte mir wieder Handschellen an, bevor ich wie ein Schwerverbrecher durch die Wache geführt wurde. Der Beamte brachte mich in ein Büro und ließ sich von mir die Nummer sagen.

Es war wirklich die einzige Nummer die ich in dieser Situation wählen wollte und auch konnte. Ich hatte einfach niemand anderen mehr und betete, dass er rangehen würde. Es klingelte und klingelte und ich gab schon meine Hoffnung auf, doch dann wurde abgenommen.

Carpe diem...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt