Kapitel 35:
Die nächsten paar Tage vergingen wie im Flug, aber das war ja voraus zu sehen. Es zog alles an mir an vorbei, die Zeugnisvergabe, der Abschlussball, Mitchs wunderschöne Rede und generell die ganzen Feierlichkeiten. Es wurden Fotos gemacht, alle gratulierten sich gegenseitig, man versprach sich ewig miteinander in Kontakt zu bleiben, obwohl man ganz genau wusste, dass man mit manchen Leuten wohl nie wieder auch nur ein Wort wechseln würde...
"Ich bin ja so verdammt stolz auf dich, Bruderherz..." Sagte Celine nach der Zeugnisvergabe, als sie mich umarmte. Onkel Tim die alte Heulsuse hatte mal wieder irgendwas im Auge und auch meine Mutter bekam feuchte Augen. Sie sagte jedoch nichts. Wären wir hier in irgendeinem Film mit vorbestimmten Happy End, würde sie vielleicht so was sagen: "Ich habe immer gewusst, dass du es schaffst.", oder auch nur ein einfaches "Gut gemacht.". Aber stattdessen umarmte sie mich kurz und tupfte sich ihre Augen ab. Mein Vater bot mir einen Handschlag an, doch ich ging gar nicht darauf ein und ignorierte ihn.
Meine Familie verzog sich am Tag danach endlich wieder, was toll war, denn so hatte ich mehr Zeit mit Mitch. Ich war praktisch an sie dran geklebt. Mit dem stärksten Superhaftkleber den es irgendwo auf dieser Welt geben könnte. Er hatte den wunderschönen Namen: Verzweiflung, der Alleskleber... Klebt sogar einen Kerl an dem Arsch seiner Freundin fest...
Denn obwohl ich sie ja wohl oder übel gehen lassen musste, wollte ich es nicht. Ich kostete einfach jede Sekunde aus, die ich mit ihr zusammen haben konnte und ließ sie nie allein, sondern dackelte immer hinter ihr her, wie ein treudoofer Hund. Das Ganze ging ihr dann natürlich irgendwann zu weit.
"Nein, Taylor. Nein. Nein. Nein!" Schimpfte sie kopfschüttelnd und versuchte meine Hand abzuschütteln, mit dir ich ihre immer noch festhielt.
"Mitch..." Stöhnte ich genervt. "Du fliegst in zwölf Tagen... Ich will doch einfach jede freie Minute mit dir verbringen!"
"Und ich will mir jetzt die Zähneputzen und du wartest im Wohnzimmer."
"Baby, bitte..."
"Nein." Schnitt ihre Stimme durch die Luft und mit einem Ruck riss sie sich von mir los. "Das sind zehn Minuten, die du auch mal ohne mich aushältst..." Damit schlug sie die Tür vor meiner Nase zu.
Okay, vielleicht übertrieb ich es ein bisschen mit der Nähe und der Zweisamkeit und... naja, vielleicht war es ein kleines bisschen zuviel auch noch mit ihr Zähneputzen gehen zu wollen, wo wir ja ansonsten schon 24 Stunden am Tag miteinander verbrachten. Und Mitch war auch nicht viel besser als ich, musste ich zu meiner Verteidigung sagen, was das anging, denn sie bestand schließlich darauf, gemeinsam duschen zu gehen. Was mir aber auch nichts ausmachte...
Es war ein Mittwoch, an dem wir Nathan und Leo verabschiedeten. Wir brachten sie zum Flughafen, kauften mit den beiden die Tickets und brachten sie dann schließlich zum Check-In Schalter. Haley klammerte sich heulend an den beiden fest, sodass Fin und ich ihre Rucksäcke tragen mussten. Sie weinte, als würde ihre ganze Welt unter gehen und ich wollte gar nicht wissen, was passieren würde, wenn Mitch wegging. Für mich war es quasi ein Probedurchlauf.
"Wir sehen uns wieder." Erklärte Nathan uns allen. "Falls uns die Europäer wieder zurück lassen."
"Ich glaube, die werden euch rausschmeißen, sobald ihr auch nur einen Fuß auf den Boden setzt." Meinte ich spaßeshalber und die beiden sahen mich glücklich an, dass hier wenigstens einer versuchte die Stimmung zu heben, leider brachte das gar nichts gegen den Klammeraffen Haley. Wir versuchten minutenlang sie zu beruhigen, weil sie wohl bald zusammenbrechen würde, so verzweifelt war sie. Da war er wieder der schöne Kleber...
"Komm her, jetzt." Meinte Fin dann schroff und befreite Nathans Hals von ihren Armen und zog sie an sich. "Jungs, machts gut. Habt Spaß. Sorgt nicht für einen dritten Weltkrieg, solange ihr dadrüben seid... Ich bring Haley besser ins Auto." Damit drehte sich Fin leicht lächelnd um und trug die schluchzende Haley mehr oder weniger von uns weg.
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Carpe diem...
RomanceTaylor hat in seinem Leben schon sehr viel Scheiße gebaut. Er ist der Badboy, vor dem Mütter ihre Töchter warnen. Doch eines Tages treibt er es auf die Spitze. Von seinen Eltern aufgegeben und Hunderte Kilometer von seinen Freunden entfernt, bekomm...