Mein Kopf pochte und ich hatte einen pelzigen Geschmack auf der Zunge, als ich zu mir kam. Stöhnend setzte ich mich auf und zischte, als ich dabei mein gebrochenes Bein bewegte. Ich lag auf einem kleinen Bett, das in einem furchtbar leeren Raum stand. Die Wände waren grob verputzt und es roch nach Feuchtigkeit. Anscheinend befand ich mich in einem Kellergewölbe. Gänsehaut überzog meine Arme, als ich sah, dass es keine Fenster gab und allein eine massive Metalltür der einzige Ausweg war.
Ich musste nicht aufstehen und an ihr rütteln um zu wissen, dass sie verschlossen war. Dieser miese Dreckskerl, schoss es mir durch den Kopf und ich atmete tief ein uns aus, um mich zu beruhigen. Alles, was mir jetzt noch fehlte war eine handfeste Panikattacke. Meine Hand glitt zu meiner malträtierten Seite. So wie sie stach und brannte hatte ich mir die gerade verheilten Rippen anscheinend wieder angeknackst.
Doch ich konnte mich nicht lange darauf konzentrieren, denn ich hörte, wie es vor der Tür rumorte. Sofort war ich in Alarmbereitschaft und schwang, so schnell es mir mit einem eingegipsten Bein möglich war, die Beine über die Bettkante. Was mir das bringen würde, wusste ich noch nicht, aber ich wollte zumindest nicht vollkommen hilflos im Bett liegen und eine leichte Beute abgeben. Nicht, dass ich so ebenfalls leichte Beute war, aber ich fühlte mich sicherer. Warum auch immer. Das Schloss an der Tür raschelte und dann wurde sie aufgestoßen. Logan stand im Türrahmen, ein Tablett in den Händen und schaute es verloren zu mir her. Ich kniff die Augen zusammen.
„Du bist wach.“, stellte er fest und kam langsam herein. Beinahe schien es, als müsste er sich an dem Tablett festhalten. Seine Knöchel standen weiß hervor und sie zitterten leicht. „Und du bist ein Arschloch.“, stellte ich meinerseits fest und er zuckte zusammen. „Was fällt dir eigentlich ein? Bist du vollkommen übergeschnappt? Aus welchem schlechten Film hast du dir das abgeguckt, mh?“ Ich wusste, dass meine Stimme bissig klang, doch ich konnte nichts dagegen tun, ich war furchtbar wütend.
Logan schaute mich mitleidig an und stellte schließlich das Tablett auf dem Bett ab. Es war beladen mit Obst und Gemüse, frischem Brot und Auflage. Was für ein Gefangenenessen. „Lauren, es tut mir leid..“, sagte er leise und ich schnaubte. „Du hast mich mit Chloroform betäubt! Du hast mich entführt und in einen verdammten Keller gesperrt! Das lässt sich nicht entschuldigen!“, zischte ich und er sah betreten zu Boden. „Und, was hast du jetzt mit mir vor? Willst du mich bis zu meinem Lebensende hier festhalten? Willst du mich umbringen?“
Er zuckte zurück, starrte mich an. „Ich will dich nicht umbringen! Ich bin kein Mörder, Lauren!“, stieß er hervor und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber du bist ein Entführer! Und Entführer sind unberechenbar!“ Er vergrub das Gesicht in den Händen und raufte sich anschließend die Haare. „Ich bin nicht unberechenbar! Ich bin auch kein Entführer..ich..“, begann er doch ich unterbrach ihn. „Und wie nennst du das hier sonst? Unfreiwillige Aufenthaltsortveränderung?“ Ich lachte höhnisch und Logan riss den Kopf hoch. „Halt die Klappe, Lauren!“, brüllte er und ich wich vor Schreck zurück. Sofort wurde sein Gesichtsausdruck wieder traurig. „Entschuldige, ich wollte dich nicht so anfahren. Es ist nur…ich weiß nicht was ich jetzt machen soll.“, gab er zu und spielte nervös mit seinen Händen.
„Wie wäre es damit, mich gehen zu lassen und wir vergessen das Ganze einfach?“, schlug ich vor und er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht, du würdest sofort zurück zu diesem Anwalt rennen.“, sagte er und ich zuckte die Schultern. „Na und? Warum stört dich das plötzlich? In den letzten 24 Monaten hat dich auch nicht interessiert, was ich gemacht habe.“ Er seufzte. „Da war ich auch ein Idiot.“ Sagte er leise und mir lag bereits auf der Zunge, dass sich das nicht geändert hätte, doch ich riss mich zusammen. Logan schaute mich an, seine grünen Augen leuchteten. „Ich will dich zurück, Lauren. Ich habe einen Fehler gemacht... vielleicht auch mehr als einen… aber du bedeutest mir was. Die Zeit mit dir war die schönste meines Lebens und ich will sie wieder haben. Für den Rest meines Lebens.“
Entsetzt starrte ich ihn an. „Und deswegen entführst du mich? Deswegen die Sache mit dem Krankenhaus? Logan, das kannst du nicht ernst meinen! Wir sind seit zwei Jahren getrennt! Ich empfinde nichts mehr für dich, vor allem nicht nachdem du das hier abgezogen hast! Du machst mir Angst!“, stieß ich hervor und sein Blick wurde flehend. Er griff nach meinen Händen und drückte sie. „Ich bitte dich, Lauren. Liebling, bitte, nimm mich zurück. Ich verspreche dir, ich werde mich ändern. Ich werde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen, machen, was du willst. Nur bitte, nimm mich zurück!“
Ich riss meine Hände los. „Verdammt, Logan, nein! Ich kann das nicht! Ich will das nicht! Lass mich bitte einfach gehen. Wir vergessen das. Du vergisst mich und baust dir ein neues Leben auf. Irgendwo anders. Vielleicht in London. Du wolltest doch immer nach London!“ Langsam bekam ich Panik, Logan war krank. Absolut krank und ich wusste nicht, wozu er in diesem Zustand fähig war. Plötzlich stand der Wahn in seinen Augen geschrieben. Sein Blick flatterte von mir zu seinen Händen und wieder zu mir. „Ich will kein neues Leben! Ich will dich! Ich will mit dir in New York leben, ein Familie haben!“, schrie er und setzte sich neben mich, legte seinen Arm um mich. Ich erstarrte und versuchte mich aus seiner merkwürdigen Umarmung zu befreien.
„Lass mich los, Logan! Ich will das nicht! Ich will nach Hause. Lass mich gehen. Das ist vollkommen verrückt. Du bist vollkommen verrückt!“ Ich drückte gegen ihn, doch er war einfach zu stark. Meine Rippen brannten wie Feuer und auch mein Bein war in dieser Position merkwürdig verdreht. Dieser Mann machte mir furchtbare Angst. Ich wollte weg von ihm, weg von dieser ganzen abgefuckten Situation, wollte mich in Matthews Armen vergraben. Vermutlich machte er sich bereits Gedanken. Schließlich hatte ich nur schnell meine Sachen holen und zu ihm zurückkehren wollen. Stattdessen saß ich jetzt in einem Keller fest, mit meinem Ex, der vollkommen krank war und mich zurückhaben wollte. Mein Leben war eine einzige Freakshow.
Wenn es nicht alles so ernst gewesen wäre, hätte ich mit dem Gedanken gespielt, meine Geschichte verfilmen zu lassen. Dann hätte ich in kürzester Zeit eine Menge Geld zusammen und hätte dem ganzen Wahnsinn entfliehen können. Als Logan sich neben mir bewegte, war ich mit meinen Gedanken wieder in der Realität. „Ich werde dich nicht gehen lassen, bis du zu Verstand gekommen bist. Ich bin der Richtige für dich. Und tief in deinem Herzen weißt du das. Du brauchst nur Zeit, um das zu realisieren. Und das ist in Ordnung. Ich warte auf dich. Siehst du, ich bin der Richtige! Denn die richtigen Männer warten auf eine Frau und auf ihr Herz. Wenn es Wochen dauert, dann dauert es Wochen. Und auch wenn es Monate dauert, dann auch Monate. Ich kümmere mich solange um dich. Versprochen, Liebling. Ich gehe jetzt und kaufe dir neue hübsche Kleidung. Ich will ja nicht, dass du dich unwohl fühlst. In der Zeit musst du etwas essen, damit du schnell gesund wirst. Tschüss, Liebling.“
Mit diesen Worten stand er auf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erstarrte. „Logan, das ist nicht dein Ernst! Du kannst mich hier nicht zurücklassen! Logan!“, brüllte ich, doch er war bereits zur Tür hinaus. So schnell ich mit meinem Bein konnte, humpelte ich zur Tür. „Logan! Lass mich hier raus! Das ist verrückt! Bitte!“ Ich hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. „Ich bin bald zurück, Liebling. Sag deinem Herzen, dass es vernünftig sein soll. Ich bin der Richtige, Lauren. Ich bin der Richtige.“ Ich hörte, wie das Schloss auf der anderen Seite zuschnappte und seine sich entfernenden Schritte. Ich war allein.
„SCHEIßE!“, brüllte ich und schlug noch einmal gegen die massive Tür. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Ich musste hier raus und dann musste ich die Polizei rufen, damit sie Logan festnahmen und in die Geschlossene steckten. Ich humpelte zurück zum Bett, setzte mich und fing an zu grübeln.
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Lustful - Tiefes Verlangen
Romance„Wir stehen das zusammen durch, das verspreche ich dir. Und ganz egal, wie lange ich fort sein werde, ich denke an dich. Denn du bist die Eine, Lauren. Du bist die Eine." Die Geschichte von Lauren und Matthew geht weiter. Nachdem die beiden endlich...