Kylie gab sich die nächsten Tage wirklich Mühe, Matthew eine Chance zu geben. Sie bezog ihn in Gespräche mit ein, bedankte sich für den Aufenthalt und schlug an einem Abend sogar vor, gemeinsam etwas zu trinken. Wenn die beiden sich unterhielten, saß ich daneben und grinste vor mich hin. Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Heute war unser letzter Tag in Kanada und wir saßen auf einer der Dachterrassen des Hotels und ließen uns, eingepackt in dicke Decken, auf den Liegestühlen die winterliche Sonne ins Gesicht scheinen. Kylie und ich tranken heißen Kakao und unterhielten uns über Gott und die Welt. Matthew begnügte sich damit, uns zuzuhören, bis er plötzlich einen Anruf bekam. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er aufs Display schaute.
„Entschuldigt mich einen Moment...", sagte er, stand auf und verzog sich ins Innere des Hotels. Durch die Glasscheiben konnte ich erkennen, wie er unruhig hin und her ging und anscheinend mit jemandem diskutierte. Hin und wieder warf er mir einen Blick zu.
„Scheint so, als gäbe es Probleme", stellte Kylie fest, die sich ebenfalls umgedreht hatte, um zu sehen, was los war.
„Er ist Anwalt, damit kommt er schon klar", sagte ich schulterzuckend, drehte mich wieder um und schloss die Augen, um die Sonne weiterhin zu genießen.
„Ich glaube, er brüllt gerade rum."
„Ky, hör auf ihn zu beobachten!", zischte ich und sie seufzte.
„Du kannst einem auch jeden Spaß verderben. Außerdem kommt er gerade wieder. Und er sieht wütend aus."
Das klang nicht gut. Ich setzte mich auf und schaute Matthew entgegen, der tatsächlich aussah, als würde er vor Wut kochen. Sein Gesicht war wie erstarrt und sein Unterkiefer vollkommen verspannt. Es hätte mich nicht gewundert, wenn seine Augen hervortreten würden.
„Ich muss heute schon abreisen", knurrte er und lehnte sich so gegen das Geländer der Terrasse, dass er über die schneebedeckte Landschaft blicken konnte. Er atmete schwer.
„Was ist passiert?", wollte ich wissen, doch er schüttelte den Kopf, ohne sich zu mir umzudrehen.
„Nichts, womit ich dich belasten müsste", antwortete er und ich zog die Augenbrauen hoch.
„Was kann so wichtig sein, dass du heute schon abreisen musst, anstatt morgen gemeinsam mit uns zu fliegen?" Ich stand vorsichtig auf und griff nach meinen Krücken. Dann humpelte ich zu ihm.
„Lauren, es geht lediglich um einen Mandanten, um den ich mich sofort kümmern muss. Nichts, was dich betrifft", sagte er und seine Stimme klang kalt und unnahbar.
Ich warf Kylie einen Blick zu, die den Wink mit dem Zaunpfahl sofort verstand.
„Ich, äh...muss mal für kleine Königstiger. Lasst euch nicht von mir stören", sagte sie eilig, stand ebenfalls auf und beeilte sich, ins Hotel zu kommen.
Jetzt, wo wir alleine waren, legte ich Matthew eine Hand auf den Rücken und streichelte ihn leicht.
„Sieh' mich an", sagte ich leise, doch er rührte sich nicht.
„Lauren...", protestierte er nur, blickte aber starr geradeaus.
„Sieh' mich an, Matthew!", wiederholte ich meine Worte, und endlich drehte er sich zu mir um.
Die unterdrückte Wut in seinen Augen erschreckte mich. Aber da war noch etwas anderes. Sorge?
„Was ist passiert, dass du so aufgebracht bist?", wollte ich wissen und er kniff die Augen zusammen.
„Bitte Lauren, hör auf. Ich kümmere mich darum, okay? Du brauchst dir keine Sorgen machen."
Der Ton in seiner Stimme ließ mich aufhorchen. Ich streichelte ihm langsam durch die Haare, dann legte ich meine Hand an seine Wange.
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Lustful - Tiefes Verlangen
Romance„Wir stehen das zusammen durch, das verspreche ich dir. Und ganz egal, wie lange ich fort sein werde, ich denke an dich. Denn du bist die Eine, Lauren. Du bist die Eine." Die Geschichte von Lauren und Matthew geht weiter. Nachdem die beiden endlich...