Kapitel 5.

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„Lauren?" Ich stand bereits abmarschbereit an der Tür. „Ja?" Ich drehte mich zu Matthew um, der gerade in eine dicke Jacke gehüllt auf mich zukam. Er hatte einen wunderschönen dunkelblauen Mantel mit riesigem Fellkranz um die Kapuze in der Hand und hielt ihn mir entgegen. „Hier, ich will nicht, dass du in Kanada frierst. Und in deinem dünnen Mantel wirst du das ganz bestimmt." Mit großen Augen nahm ich ihn entgegen. Er fühlte sich traumhaft an und war meiner Meinung nach mit Daunenfeder gefüllt. „Mein Gott, Matthew. Er ist wunderschön.", flüsterte ich und schlüpfte mühselig aus meinem Mantel, der mir gerade unglaublich schäbig vorkam. Matthew nahm ihn mir ab und hing ihn an der Garderobe auf.

Als ich in den neuen Traum von einem Mantel schlüpfte, wäre mir beinahe ein Seufzer rausgerutscht. Er war unglaublich weich und warm und passte mir perfekt. Als ich in die Jackentasche griff erfühlte ich etwas und zog es raus. Es war das iPhone, das Matthew mir vor einigen Wochen geschenkt hatte und das ich seit meinem Unfall nicht mehr gesehen hatte. Ich schaute ihn irritiert an. „Ich habe es reparieren lassen. Es hatte ziemlich was abbekommen." Lächeln fiel ich ihm um den Hals. „Ich danke dir. Für alles! Für den Mantel, das Smartphone, den Urlaub in Kanada. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.", sagte ich atemlos und er lachte.

„Du musst gar nichts sagen, du musst mich einfach nur küssen.", murmelte er schließlich und schaute von oben auf mich herab. Ich zog ihn an seinen Haaren zu mir herab, da ich mich mit meinem Bein nicht auf die Zehenspitzen stellen konnte und tat, worum er mich gebeten hatte. Unsere Lippen verschmolzen mit einander und Matthews Arme schlangen sich um meinen Körper. „Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich bin so unendlich froh, dass du wieder in meinen Armen bist. Hier gehörst du her.", flüsterte er zwischen seinen Küssen und ich lächelte. Gerade als ich ihm sagen wollte, dass ich ihn liebte, klingelte plötzlich sein Handy. Seufzend löste er sich von mir und nahm den Anruf entgegen.

„Ja, William?", meldete er sich, dann lauschte er und nickte. „Alles klar, wir kommen runter. Bis gleich." Er legte auf und ließ sein Handy zurück in die Tasche seiner Jacke gleiten. „William ist da. Er bringt uns zum Flughafen." Ich grinste. Endlich ging es los. Ich hängte mir meine Handtasche um, in der ich noch einige Kleinigkeiten verstaut hatte, dann nahm ich meine Krücken, die die ganze Zeit an der Wand gelehnt hatten und humpelte aus der Tür, die Matthew für mich aufhielt. Zusammen stiegen wir in den Aufzug. „Schade, dass du so lädiert bist. Es wäre schön gewesen, mit dir Ski zu fahren.", sagte Matthew und ich schüttelte entsetzt den Kopf.

„Um Gottes Willen, nein. Sportliche Aktivitäten liegen mir überhaupt nicht. Spätestens dann hättest du mich ins Krankenhaus einliefern können, oder nein, wahrscheinlich sofort in die Leichenhalle." Matthew lachte. „Also meiner Meinung nach liegen dir sportliche Aktivitäten sehr gut.", schmunzelte er und wackelte mit den Augenbrauen. Ich seufzte. „Matthew, du bist durch und durch ein Schwein." Ich konnte mich nicht weiter über seine perverse Anspielung auslassen, denn der Fahrstuhl hielt im Foyer.

Matthew kicherte noch immer, als er neben mir ins Auto stieg und mich in seine Arme zog. „Das wird unser erster gemeinsamer Urlaub." , sagte er und ich nickte. „Und dann gleich Ein Spa Hotel in Kanada. Du legst die Messlatte ziemlich hoch.", antwortete ich und er drückte mich. „Für dich nur das Beste. Und du brauchst das jetzt mal, Baby. Sonst wirst du irgendwann verrückt, wenn du dem ganzen Stress hier nicht entfliehen kannst." Er streichelte mir über den Kopf und ich seufzte. „Matthew, aber ich brauche keinen Luxus-Urlaub. Ein kleines Hüttchen irgendwo hätte mir vollkommen gereicht. Wenn du dabei bist, ist das die Hauptsache."

„Wer ist jetzt hier die Kitschige von uns beiden?", lachte er und ich zog einen Schmollmund. „Eigentlich gesagt habe ich jetzt etwas erwartet wie: Oh Lauren, du bist so toll. Du bist auch die einzige für mich, die zählt. Ich könnte sogar in einer alten Kaschemme hausen, mit dir würde sie zum Palast werden." Matthew brach in schallendes Gelächter aus und ich sah, wie William auf dem Fahrersitz die Mundwinkel hochzog. „Tut mir leid, mein Schatz. Aber selbst mit dir zusammen hätte ich nicht das Bedürfnis danach, in einer alten Kaschemme zu hausen. Beim Rest stimmte ich dir natürlich zu.", kicherte Matthew und auch ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

„Vielleicht habe ich etwas zu viel verlangt von einem Mann, der mal eben zwei Wochen Urlaub in einem Spa Hotel macht." Er kniff mir in die Seite. „Wolltest du damit sagen, dass ich verwöhnt bin?" Ich nickte. „Jap, absolut. Du bist der verwöhnteste Mann, den ich kenne." Er seufzte. „vermutlich hast du damit sogar Recht. Aber hey, eigentlich dürftest du dich nicht beschweren. Schließlich bist du die Frau an der Seite dieses verwöhnten Mannes." Ich lächelte. „Das hört sich gut an. Die Frau an deiner Seite." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte. „Das finde ich allerdings auch. Oh, sieh nur, wir sind da." Er deutete mit dem Kinn aus dem Fenster und ich folgte seinem Blick.

Vor uns erstreckte sich der JFK Flughafen und ich konnte nicht anders, als aufzuquietschen. „Oh mein Gott, Mathew. Wir fliegen tatsächlich nach Kanada!" Am liebsten hätte ich mir die Nase am Fenster plattgedrückt, war es doch das erste Mal, dass ich einen Flughafen aus der Nähe sah. Matthew kicherte. „Ja, was dachtest du denn? Glaubst du, ich verspreche dir etwas und dann kommt ein: Reingefallen, war alles nur ein Spaß? Jetzt komm, sonst verpassen wir noch unseren Flug." Er wartete nicht darauf, dass William die Tür öffnete und half mir aus dem Wagen. Er öffnete sogar selbstständig den Kofferraum und hievte ganz Gentleman die Koffer heraus. Ich zog eine Augenbraue hoch.

„Versuchst du etwa gerade, mich zu beeindrucken?", fragte ich, während ich mich grinsend auf meine Krücken stützte. „Funktioniert es denn?", fragte er schmunzelnd und ich zuckte die Schultern. „Ich muss sagen, ich bin tatsächlich erstaunt, dass du in der Lage bist, alleine die Tür auf zu machen. Und William ist es anscheinend auch, schließlich steht er da wie Falschgeld." Ich kreischte auf, als Matthew auf mich zugelaufen kam und humpelte schnell ein paar Schritte zurück. „Na warte, du Hexe! Für diesen Spruch wirst du leiden." Die Leute blieben bereits stehen, um uns zu beobachten und wäre ich nicht damit beschäftigt gewesen, vor ihm zu flüchten, hätte ich mich vermutlich in Grund und Boden geschämt.

Wir verhielten uns wie verliebte Teenager. „Matthew, ich dachte, wir verpassen unseren Flug, wenn wir trödeln?", rief ich atemlos und ließ mich schließlich von ihm fangen. Er passte auf meine Rippen auf, als er mich an sich drückte und seinen Mund auf meinen legte. „Wenn das dieses ‚leiden' ist, von dem du gesprochen hast, dann mache ich mich öfter über dich lustig.", scherzte ich zwischen seinen Küssen und er rieb zärtlich seine Nase an meiner. "Ich könnte dir nie lange böse sein.", murmelte er und ich seufzte. „Pass auf, was du sagst. Könnte sein, dass man dich bald nicht mehr als den einschüchternden Anwalt hält, sondern für einen Pantoffelhelden."

Er grinste. „Im Hotel werde ich dir zeigen, wie einschüchternd ich bin." Sein Blick sprach Bände und mir wurde auf der Stelle heiß, obwohl die Temperaturen bereits in den Minusbereich gesunken waren. „Ich freu mich schon drauf.", hauchte ich und Matthews Augen weiteten sich ein bisschen. Dann schüttelte er den Kopf und ließ mich los, um sich die beiden Koffer zu greifen und auf den Eingang zuzustreben. Ich folgte ihm lächelnd. Anscheinend konnte auch er es kaum noch erwarten, endlich im Hotel anzukommen. Ich konnte es ihm nicht verübeln.

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