Kapitel 15.

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Um kurz vor halb 11 klopfte ich an Kylies Zimmertür. Meiner Meinung nach hatte sie lange genug geschlafen. Sie sah das aber anscheinend ganz anders. Ich hörte ein Poltern und ein lautes Fluchen, bevor sie mir schließlich die Tür öffnete und mich aus zusammengekniffenen Augen anstarrte.

„Warum um alles in der Welt weckst du mich über diese Herrgottsfrühe?", knurrte sie und ich verdrehte die Augen.

„Es ist halb 11. Falls du dich erinnerst, gestern an der Bar waren deine Worte noch: Wir müssen jeden Tag ausnutzen, den wir gemeinsam haben."

Ich drückte mich mit meinen Krücken an ihr vorbei ins Zimmer und sie stöhnte hinter mir.

„Das war gestern. Da war ich noch ein anderer Mensch. Wie kannst du meine Worte nur ernstnehmen, wenn ich betrunken bin?"

Ich ließ mich auf ihr zerwühltes Bett sinken und warf einen Blick in den Mülleimer, den ich ihr gestern Abend noch hingestellt hatte. Wie es aussah hatte sie bei ihrem Besuch in der Bartoilette bereits ihren gesamten Magen entleert und hatte somit keine Verwendung für den Eimer gefunden. Kylie schlurfte zu mir und ließ sich rücklings neben mich fallen.

„Ich glaube, ich bin immer noch betrunken", seufzte sie und legte sich den Arm über die Augen.

„So wie du den Alkohol gestern runtergekippt hast, wundert mich das nicht", antwortete ich und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Wie bin ich eigentlich hierhergekommen? Bitte sag mir nicht, dass ich irgendjemanden abgeschleppt habe", stöhnte sie und linste unter ihrem Arm hervor.

Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Keine Sorge, ich habe dich ins Bett gebracht, nachdem du mich und meine Beziehung beleidigt und dann aufs Klo gerannt bist, um dir die Seele aus dem Leib zu kotzen", erklärte ich trocken und sie biss sich auf die Unterlippe.

„Scheiße, ehrlich? Tut mir leid, Lauren. Ich bin mir sicher, dass ich das nicht so gemeint habe."

Sie setzte sich vorsichtig auf und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Kopf fest.

„Oh, und ich bin mir ziemlich sicher, dass du es todernst gemeint hast. Du hast dich nur bisher nicht getraut, mir das ins Gesicht zu sagen", ließ ich nicht locker und sie ließ die Schultern hängen.

„Was habe ich denn gesagt? Ich würde ja versuchen, mich dran zu erinnern, aber in meinem Kopf ist gerade eine Presslufthammer-Party zugange", stöhnte sie und ich holte tief Luft.

Ich glaube Matthew ist nicht gut für dich. Eure Beziehung stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Bist du sicher, dass deine Gefühle für ihn nichts mit den 5-Sterne-Hotels und all dem anderen Luxus zutun hat?", wiederholte ich ihre Worte von gestern und sie sog schockiert die Luft ein.

„Verfluchte Scheiße, das habe ich gesagt? Ich bin wirklich eine furchtbare Freundin. Ich wünschte, ich könnte etwas sagen, dass es besser macht, aber ich habe mich echt wie ein Arschloch verhalten. Es tut mir leid", sagte sie aufrichtig und ich zuckte die Schultern.

„Ich wusste, dass du so denkst, aber es dann tatsächlich aus deinem Mund zu hören, hat echt gesessen. Ich weiß ja, dass meine Beziehung zu Matthew schwierig und chaotisch ist aber wir beide geben unser Bestes. Wir brauchen wahrscheinlich einfach Zeit, bis sich alles eingespielt und wir nicht mehr auf Wolke 7 schweben", erklärte ich und Kylie war für einen Augenblick ruhig.

Als ich zu ihr sah, bemerkte ich, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie schniefte.

„Ich habe einfach Angst, dich zu verlieren. Ich glaube, das ist das Hauptproblem. Ich habe gesehen, wie Logan dich zerstört hat, wie du vollkommen von ihm abhängig warst. Er hat dir das Herz gebrochen, immer und immer wieder und jedes Mal hast du die Scherben wieder aufgesammelt und ihm in die Hand gelegt. Als er dich schließlich verlassen hat, bist du in ein so tiefes Loch gefallen, dass ich dachte, du würdest dir etwas antun."

Lustful - Tiefes VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt