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Er verbeugte sich leicht und ich machte widerwillig einen kleinen Knicks. Ich wollte nicht die gesamte Aufmerksamkeit auf mich ziehen, weshalb ich mich mit starrer Miene für den bevorstehenden Tanz bereit war. Er trat einen Schritt näher auf mich zu und legte eine seiner dreckigen Hände auf meine Taille. Ich zog scharf die Luft ein, was nicht unbemerkt blieb, da er mit einem dreckigen Grinsen seinen Druck verstärkte. Seine andere Hand legte er in meine und begann mich über die Tanzfläche zu führen. Er war kein schlechter Tänzer, allerdings war es ein sehr schneller und naher Tanz, weshalb meine Laune nicht gerade besser wurde. Er drehte mich in seinen Armen ein und blieb plötzlich stehen. Er hielt mich fest und ich konnte seinen ekelhaften Atem auf meinem Nacken spüren. 

"Dreckiges Schwein", pfefferte ich in seine Richtung und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, allerdings gelang es mir nicht. Greyback löste sich aus seiner Umklammerung und drehte mich. Auf einmal wurde ich an eine andere Person weitergegeben und konnte nach kurzem langes blondes Haar vor mir sehen. Ich atmete erleichtert aus und Lucius musterte mein Verhalten. 

"Ich bin dir echt was schuldig", flüsterte ich, während wir noch immer auf die Tanzfläche einen perfekten Tanz auflegten. Lucius war ein perfekter Tänzer und konnte sogar mich, den reinsten Tollpatsch im Tanzen, gut über die Tanzfläche führen. 

"Man hat es dir förmlich angesehen", sagte er, bevor der Tanz endete und wir wieder zurück zu den anderen gingen. Ich stellte mich zu meinem Vater, der mich mit einer hochgezogenen Augenbraue anschaute und ich per Gedanken mitteilte, dass er mit der Erklärung bis wir zu Hause waren warten müsste. Wir amüsierten uns noch lange und weit nach Mitternacht machten sich mein Vater und ich auf den Heimweg. Nachdem wir appariert waren gingen wir die Allee entlang zu der Villa. 

"Warum hast du mit Lucius getanzt? Keine Menschenseele würde freiwillig mit ihm tanzen!", fragte er mich in einem gefährlichen Ton. 

"Er hat mich von Greyback befreit und das war schlimm!", sagte ich und betrat endlich wieder die Villa. Mein Körper wurde von Wärme umhüllt und ich machte mir erst einmal eine heiße Schokolade. 

Mit dem heißen Getränk in der Hand ging ich in das Wohnzimmer und zauberte mir mit einem Schwung meines Zauberstabs meinen Pyjama an. Ich setzte mich an den Kamin und nahm mir einen der Romane von Remus. Während ich las bemerkte ich nicht, wie müde ich wurde, bis mir schließlich die Augen zufielen. 

Die nächsten Tage in der Villa vergingen schnell. Ich hatte auch mit Hermine geschrieben. Sie waren zu Weihnachten in Godric's Hollow gewesen. Dort waren sie bei dem Elternhaus von Harry und an dem Grab seiner Eltern. Sie hatten Bathilda Bagshot getroffen, die sich als Nagini herausstellte. Bei dem Vorfall ging Harrys Zauberstab zu Bruch und sie suchten noch immer nach dem Schwert von Gryffindor. 

Wenige Tage vor Schulbeginn musste mein Vater mitten in der Nacht in die Schule und bestand darauf, dass ich ihm folgen würde. Überraschenderweise wollte er nicht in sein Büro, sondern in das von Albus. Zielstrebig ging er auf sein Portrait zu und klappte es auf die Seite. Was sich dahinter verbarg, ließ mich überrascht den Mund öffnen. 

"Ist....Ist es wirklich...", stotterte ich, wurde aber von meinem Vater unterbrochen. 

"Ja, das Schwert von Gryffindor. Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte er mir und einen Moment später waren wir appariert. 

"Wo sind wir?", fragte ich ihn, als wir an einem anderen Ort ankamen. Ich schaute mich um und begriff, dass wir in einem Wald waren. Überall lag Schnee und es war sehr kalt. Ich zog den Umhang näher an mich und schüttelte die kleinen Schneeflocken von mir. Ich legte einen Wärmezauber um mich und schaute fragend zu meinem Vater. 

"Forest of Dean. Wir müssen Potter und Granger suchen", sagte mein Vater und machte sich auf den Weg. 

"Und wie sollen wir sie finden? Der Wald ist bestimmt riesig", fragte ich ihn und hatte sichtliche Probleme, durch den Schnee zu wandern und ihm zu folgen. 

"Ich gehe davon aus, dass Granger zusammen mit ihren Freunden appariert ist. Sie ist bei Muggeln groß geworden und kennt daher wahrscheinlich diesen Wald. Außerdem kann ich die Magie spüren", sagte er und ging unbeirrt weiter. Wir liefen lange durch den Wald, bis mein Vater plötzlich stehen blieb. 

"Was ist los?", fragte ich ihn. 

"Da ist Potter", flüsterte er und ging weiter. Vor einem See, nicht weit von dem Lager des goldenen Trios, und brach mit einem Zauber das Eis. Als er das Schwert hineinlegen wollte, schaute ich ihn entsetzt an und rief das Schwert mit einem Accio zu mir. 

"Spinnst du? Was hast du bitte damit vor?", herrschte ich ihn an. 

"Das Schert muss mit Heldentat genommen werden. Potter muss es nur aus dem See holen", erklärte mein Vater und ich nickte verstehend. Ich legte das Schert in das kleine Loch im Eis und kurze Zeit später war das Loch wieder verschwunden. 

"Wie willst du Harry auf das Schwert aufmerksam machen?", fragte ich ihn interessiert.

"Schau zu", sagte er und ließ seinen Patronus erscheinen. Ich schaute die Rehkuh lange an und fühlte mich um einiges sicherer. Mein Vater zog mich hinter sich her hinter ein kleines Gebüsch und wir warteten, bis wir Harry sahen, der der Hirschkuh bis zum See gefolgt war. Die Hirschkuh verblasste und Harry schaute sich unsicher um. Anscheinend hatte er das Schwert im See gesehen, denn er schaute mit funkelnden Augen zu dem Schwert hinab. 

"Ich sehe nach Hermine", sagte ich meinem Vater, der mich nur widerwillig zu Hermine ließ. Zu meiner Überraschung ließ mich der Bann, der über dem Lager lag durch und ich konnte erkennen, dass kein Licht brannte. In geduckter Haltung ging ich zu dem Zelt und ging hinein. Von innen war es wesentlich größer als von außen. Wie sehr ich Magie doch liebte. Ich schaute mich um und konnte eine Person auf einem Bett erkennen. Ich lief auf Hermine zu und rüttelte sie leicht an der Schuler. 

"Harry....lass mich", nuschelte sie und wollte es sich wieder in ihrem Kissen bequem machen, doch ich rüttelte weiter. Träge öffnete sie ihre Augen und rieb sich über ihr verschlafenes Gesicht. Als sie nicht Harry, sondern mich erkannte, schloss sie mich in eine lange Umarmung. 

"Oh Alice, wir haben dich so vermisst", nuschelte sie an meine Schulter. 

"Ich dich doch auch", sagte ich und wir lösten uns langsam voneinander. Ich erzählte ihr von den Vorfällen im Schloss und auch von dem Weihnachtsball. Es tat gut, wieder mit einer Freundin zu reden. Ginny hatte sich von mir abgewandt und auch die anderen Schüler hatten mich vor den Weihnachtsferien gemieden. 

"Wie bist du überhaupt hergekommen?", fragte mich Hermine überrascht. 

"Ich bin appariert. Zwar schlägt mir das in letzter Zeit auf den Magen, aber dank Ella gewöhnt man sich daran", sagte ich. Ich konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Sie würde es vielleicht herausfinden, wenn Harry wiederkommen würde. 

Wir redeten noch lange und Hermine schilderte mir noch einmal die Vorkommnisse in Godric's Hollow. Langsam wurde es draußen wieder hell. 

("Wir müssen zurück. Potter hat das Schwert"), berichtete mir mein Vater. 

"Hermine ich muss los. Es war so schön wieder mit dir zu reden. Viel Glück auf eurer Suche", sagte ich den Tränen nahe und zog sie in eine lange und schmerzliche Umarmung. Jetzt hatte ich wieder niemanden zum Reden. 

𝔸𝕝𝕚𝕔𝕖 𝕊𝕟𝕒𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt