26-Momo

58 0 1
                                    

Er hatte sich, voller Wut auf sein Bett geschmissen. Regungslos lag er da und starrte an die Decke, doch nur Augenblicke später verblasste die Wut. Worauf wartete er eigentlich? Seine Mutter würde ihn nicht trösten, niemand würde das tun, weshalb also so viel Energie darauf verschwenden nach Mitleid zu suchen dass er nicht bekommen würde. Die Wut wurde beiseite geschwemmt, von einer Flut der Trauer. Niemand würde ihn je verstehen. Wieder eine Welle der Wut. Weshalb auch? Es war seine Schuld. Die Emotionen flossen übereinander, untereinander, übermannten sich immer wieder gegenseitig bis sie sich schließlich zu einer grauen, schweren Suppe vermengten sie sich wie Kleister durch seinen Körper bahnte. Emotionale Leere. Das war das schlimmste, wenn er nicht einmal mehr wusste wie er sich fühlte, wenn die kurzen Momente der Wut oder der Trauer, gleich wieder von diesem unerträglichen nichts verschlungen wurden. Er versuchte sich abzulenken, startete ein Video auf seinem Handy, nur um es Sekunden später wieder zu schließen. Musik wollte er nicht hören. Musik hatte Emotionen. Musik konnte innerhalb von Sekunden etwas in einem auslösen und in solchen Momenten, war das nie etwas gutes. Er versuchte ein Hörbuch zu hören, doch auch darauf konnte er sich nicht konzentrieren. Auch sein Versuch zi schlafen scheiterte, zu viele Gedanken im Kopf. Und so starrte er einfach wieder an seine Decke und ließ die Flut in seinem Inneren über sich hinweg fließen. Es klopfte. Er starrte die Tür ein paar Sekunden an, als würde er hoffen dass diese transparent werdeb würde um ihm zu verraten wer da stand. Es klopfte erneut. "Ja", seine Stimme klang erstaunlich fest wenn man bedachte dass ein Teil seines Körpers heulen und der andere Schreien wollte. Die Tür öffnete sich, es war Marlon. Er stand unsicher im Türrahmen. Keiner sagte etwas. Es war beeindruckend wie ein so großer Mann, so verunsichert wirken konnte, wie er dort stand und sich, nervös lächelnd, am Kopf kratzte. "Darf-Darf ich mich setzten?", fragte er schließlich und deutete auf Momos Bett. Er nickte. Marlon schloss die Tür,die Matratze sank einige Zentimeter ab als er sich setzte. "weißt du", Marlons Blick war auf seine Hände gerichtet, mit denen er ein Geschirrtuch festhielt. Das war ungewöhnlich, Marlon sprach immer alles direkt aus, er war nie verlegen gewesen. "im letzten halben Jahr. Da...da war ich nich arbeiten", jetzt sah er Momo an. Nur kurz. Aber in auf Augen huschte kurz ein Funken der Verzweiflung auf. "Ich war in einer Klinik", er sprach jetzt wieder zu seinen Händen "in einer Klinik für Alkoholkranke. Ich mag deine Mutter wirklich sehr und...ich hoff wir können nochmal neu starten jetzt wo...wo ich auch neu gestartet hab", erneut sah er ihn an. Als woller er seine Erlaubnis haben. Momo nickte, unfähig etwas zu sagen, überwältigt von dieser Ehrlichkeit. Er hatte nie viel von Marlon gehalten, aber auch nie viel Kontakt zu ihm gehabt. Dass er jetzt emotional blank zog beeindruckte ihn irgendwie. Marlon lächelte, legte seine Hand kurz auf Momos Knie und stand dann auf. Er war schon halb durch die Tür, als Momo ihn zurück rief "Warte!", Marlon sah ihn fragend an. "Ich hab scheiße gebaut".

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt