18-Isi

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Seit sie vor zwei Wochen bei Momo gewesen war hatte sie ihn nicht mehr gesehen, er war nicht in der Schule aufgetaucht und er hatte auch nicht auf ihre Nachrichten geantwortet. Dafür hatte sie viel Zeit mit Jamie und seiner Schwester verbracht. Sie hatte das Gefühl dass Jamie sie nicht so recht leiden konnte, ihr gegenüber zumindest misstrauisch war, dafür verstand sie sich mit seiner Schwester umso besser. Tamina war ein Jahr jünger als Jamie, also genauso alt wie sie. Sie hatte sie schon im Park gesehen, sie war eine von den Mädchen die durch die Welt zu schweben schienen, die positives wie magisch anzogen aber auch ausstrahlten. Wenn Mina tanzte, und sie tanzte oft, dann war es als würde sie durch Wasser gleiten, so flüssig waren ihre Bewegungen. "Lass uns zum Skatepark gehn", meinte Mina und zog eine Schnute. Schon seit einer halben Stunde überlegten sie wohin sie gehen wollten. Der Tag war außergewöhnlich warm für November und die Sonne schien. "Och bitte Isi, bitte bitte. Jamie is schon da!", flehte sie und griff ihre Hand. Sie verdrehte die Augen "Na guut", sagte sie dann kichernd.

Der Skatepark war ein inoffizieller Treffpunkt für Jugendliche, gerade für die die ein wenig alternativ waren. Isi fühlte sich hier oft ein wenig fehl am Platz aber die meisten Leute waren freundlich, gerade wenn sie mit Mina dort war. Sie sah ihn schon von weitem. Er saß an der Kante einer Rampe und ließ die Beine Baumeln. Neben ihm ein Mädchen, sie lachten, neckten sich. Der Anblick von Momo stach ihr ins Herz, ganz gleich ob sie es wollte oder nicht. Zu ihrem Bedauern steuerte Mina aber direkt auf die beiden zu. "Hi Mo! Hi Bea", sagte sie glücklich und setzte sich neben die beiden. Bea guckte skeptisch, fast schon genervt. "Wir wollten eigentlich allein sein", wand sie ein. Mina wischte die Worte mit einer schnellen Handbewegung weg, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. "Ach hab dich nich so Bea. Komm runter von deim hohen Ross, wenn ihr alleine sein wollt dann müsst ihr heim gehn.", Bea wollte etwas entgegnen, doch Momo drückte ihr schnell einen Kuss auf die Wange und meinte dann "Komm schon. Wir waren lange genug alleine", Isi setzte sich neben Mina, nachdem Momo sie zur Begrüßung umarmt hatte. Sie tranken zusammen aus einer Flasche Wein und unterhielten sich. Eigentlich war Bea ganz nett, dachte sie sich. Ein wenig zickig aber das stand ihr. Die Schnute die sie hin und wieder zog machte ihr ganzes Aussehen noch attraktiver, noch individueller. Sie konnte verstehen warum Momo sie mochte. Sie war klein und zierlich und ihre langen, dunkle Haare waren zerzaust, sie trug ein Männershirt und ein viel zu großes Holzfällerhemd darüber. Ihre Füße steckten in Stiefeln und langen Wollsocken. Auch wenn es heute recht warm war, Isi war sich sicher Bea würde auch bei eisigen Temperaturen nicht mehr tragen. Momo sah sie an. Lange. Schnell wand sie den Blick ab aber leider trafen ihre Augen dadurch die von Bea, die sie jetzt anlächelte. "Kann ich mal kurz mit dir reden?", fragte sie, gab die Weinflasche an Mina weiter und stand auf, ohne ihre Antwort abzuwarten. Isi zögerte, aber ging ihr dann schnell hinterher. "Was gibts?", fragte sie. Bea zündete sich gerade eine Zigarette an. "Du magst ihn", stellte sie trocken fest. "I-ich-", Isi stotterte, doch Bea unterbrach sie. "Ich weiß dass du es tust aber weißt du. Es ist mir egal, wir sollten Freunde sein Isi.", sie lächelte sie an und legte den Kopf leicht schräg. Isi brachte noch immer kein Wort heraus. "Wirklich", jetzt lachte sie tatsächlich auf und stieß Isi scherzhaft gegen die Schulter "Ich kann durchaus verstehen dass du ihn magst. Mach die Sache nicht größer als sie is. Cool?", fragte sie und hielt ihr die Hand hin. Wieder zögerte Isi, Bea klang aufrichtig, so als würde sie wirklich meinen was sie sagte. Sie schlug ein, Bea legte einen Arm um sie und sie liefen zurück zu Mina und Momo. "Na?", Mina klang spöttisch "angefreundet?". Es wurde noch ein schöner Tag. Sie holten sich mehr Alkohol, hörten Musik und sahen Jamie und seinen Freunden beim skaten zu. Es war wirklich beeindruckend wie einfach es aussah wenn er mit dem Board durch die Luft wirbelte. Isi lehnte sich zurück, so konnte es bleiben. Vielleicht sollte sie sich Momo tatsächlich aus dem Kopf schlagen.

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt