9-Momo

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Als er aufwachte schien die Sonne bereits durch die Fenster. Er lag auf dem Sofa, Oberkörperfrei und er roch nach Rauch und Bier, sein Kopf fühlte sich matschig an. Auf seiner Brust lag ein Paar Füße in Rosa Ringelsocken. Es waren Isis Füße, sie schlief noch, mit dem Kopf auf einem seiner Füße. Vorsichtig setzte er sich auf. Er hielt ihren Kopf als er seinen Fuß darunter hervor zog, er wollte sie nicht wecken. Sein Blick fiel auf den überladen Wohnzimmertisch, Becher, leere Flaschen, Chips Tüten, ein paar Pfützen von undefinierbarer Flüssigkeit und einige Zigarettenstummel. Er seufzte, zog aus seiner Hosentasche eine kleine Blechdose und zog einen Joint heraus. Schweigend zündete er ihn an, dann erhob er sich vom Sofa und lief leise durch das Haus. Immer wieder fand er Leute auf dem Boden liegend, fest schlafend. Als er das Bad betrat um seine Blase zu erleichtern, fand er ein Mädchen und einen Jungen in der Badewanne liegen, sie trugen beide nur ihre Unterhosen. Er störte sich nicht und begann zu pinkeln "Boa Momo hau ab, du spinnst doch", das Mädchen war aufgewacht und hatte ihm ihr T-Shirt gegen den Rücken geworfen. Allein an ihrer Stimme konnte man feststellen wie verkatert sie sein musste. Er lachte, so gut das mit Joint zwischen den Zähnen möglich war, dann schloss er seine Hose und setzte sich auf den Badewannenrand. "Willst n Zug?", Er grinste noch immer. Weder ihn noch sie schien es zu stören dass er die ganze Zeit ihre nackten Brüste sehen konnte. Sie nahm den Joint dankend an und zog ein paar Mal daran. Dann fuhr Momo mit seiner Hauserkundung fort. Nicho fand er in seinem Bett liegend vor, neben ihm ein Topf in den er sich wohl mehrere Male übergeben hatte und es wäre übertrieben zu sagen dass er dabei gut getroffen hatte. Als Momo das komplette Haus abgelaufen war, suchte er seine Klamotten zusammen und verschwand leise aus der Haustür. So sehr er die Aufmerksamkeit von Menschen sonst genoss, nach Partys war es immer so dass er alleine sein wollte, als wären seine Sozial-Reserven komplett aufgebracht und bräuchten ersteinmal wieder Zeit um sich vollständig aufzuladen. Er stieg in einen Bus, dann in eine Bahn und dann wieder in einen Bus, bis er schließlich die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. "Bin wieder daa!", rief er in den dunklen Flur hinein. Er trat in das kleine Wohnzimmer, seine Mutter saß auf dem Sofa und faltete Wäsche. "Wars schön?", fragte sie, den Blick auf den laufenden Fernseher gerichtet. "Joa, kann man so sagen", antworte er, während er zum Gitterbetten lief um Julien zu begrüßen. "Wieso hast du mich weggedrückt?", fragte seine Mutter und ihre Stimme klang jetzt vorwurfsvoll. Sein Blick hatte einen Ausdruck von äußerster Anspannung, als würde er sich versuchen an etwas zu erinnern. "Du hast angerufen?", fragte er schließlich ehrlich erstaunt. Seine Mutter ließ das Teil, dass sie in der Hand hatte so rasch sinken dass er schwören könnte dass sie damit eine Fliege hätte fangen können. "Ich hab spontan ne Schicht rein bekommen, du hättest auf Juli aufpassen sollen", sagte sie zornig. "Oh", brachte er nur heraus. "Ja, Oh!", seine Mutter schrie fast. Er wusste wie wichtig ihr scheiß Job war. "Ich hab ihn zu Oma gebracht. Du kannst dir ja denken dass sie nicht grade erfreut war um 0 Uhr plötzlich auf ihren Enkel aufpassen zu müssen", fuhr sie fort. Er wusste wie unfair das war, es war nicht seine Aufgabe auf Julien aufzupassen und es war nicht seine Schuld dass seine Mutter spontan eine Schicht machen musste, doch er sagte nichts. Er wusste sehr wohl wie viel Mühe sie sich gab und wenn es dann manchmal aus ihr heraus brach dann ließ er es über sich ergehen. Jeder Mensch brauchte ein Ventil. "Es tut mir leid. Wirklich. Ich red mit Oma", sagte er so ruhig es ging. Die Wut war aus den Gesicht seiner Mutter gewichen. Sie lächelte aber in ihren Augen schwammen Tränen. "Danke", sagte sie leise, dann rann ihr die erste Träne über die Wange. Er nahm Julien auf den Arm und ging in sein Zimmer, wenn es eine Sache gab, die er nicht konnte, dann war es Menschen zu trösten. Kaum saß er auf seinem Bett, bekam er eine Nachricht von Isi.
'ruf mich an! Ich hab den kompletten Filmriss!'

"Das ist wirklich passiert?", Ihre Stimme klang matt. Momo hatte Isi direkt angerufen und ihr, so gut er sich erinnern konnte, alles von der letzten Nacht erzählt. "Wir haben wirklich Koks gezogen? Und dann hat meine Nase angefangen zu bluten und ich fand das alles so witzig dass ich es direkt posten musste?" "Jap", antwortete er knapp aber belustigt. "Man du kannst dir nich vorstellen was ich für n Stress mit Leon hatte weil ich nicht mehr wusste was passiert is. Dein Kommentar hat das übrigens nich besser gemacht!", schimpfen sie und auch wenn sie noch ehrlich besorgt klang konnte er einen witzelnden Unterton vernehmen. Er wollte gerade antworten als Julien anfing zu schreien "Wasn das?", fragte Isi verwundert. "Mein kleiner Bruder. Ich muss Schluss machen, bis Montag!", antwortete er schnell, dann warf er sein Handy auf die Matratze und kümmerte sich um Julien.

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt