29-Momo

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Wer kein Freund von Bass war der so stark aufgedreht war, dass das Blut in den Adern zu vibrieren schien, hätte in dem kleinen Underground Club vermutlich wenig Spaß. Momo jedoch stand mit geschlossenen Augen auf der Tanzfläche, seine Arme über den Kopf gestreckt, tanzend. Der Schweiß perlte über seine Stirn und verklebte seine Haare und sein T-Shirt. Es war unfassbar warm. Der Bunker . Ein etwa 40 Quadratmeter großer Raum unter der Erde. Mitten im Wald. Es gab eine winzige Bar, die meistens nach ein paar Stunden leer war. Ein Tisch voller Technik und vier große Boxen. Von der Decke strömte Nebel und Stroboskop Licht schoss wie Pfeile durch die Menge. Wer pinkeln wollte musste sich mit einem Baum draußen anfreunden. Momo liebte diesen Club. Es war ein Geheimtipp, kaum jemand kannte ihn, was gut war. Denn die etwa 50 Leute ließen den alten Bunker fast schon aus den Nähten platzen. Außerdem war der Club nicht gemeldet. Momos Arme brannten inzwischen, so lange hielt er sie schon über sich und ihm war warm, unfassbar warm. Erschöpft schob er sich durch nasse, heiße Körper, auf die Brandschutztür in Richtung Ausgang zu.
Die ersten zwei Atemzüge an der frischen Luft waren immer das Beste. Es war als gäbe es nichts besseres. Er fuhr sich durch die Haare und ein paar Tropfen Schweiß flogen durch die Luft. In jeder anderen Situation hätte er sich eklig gefunden aber nicht hier. Sein Blick wanderte. Ein paar kleine Grüppchen hatten sich rund um den Eingang gebildet, niemand den er wirklich kannte. Er blickte auf sein Handy. 02.47am. Es war noch früh. Gerade als er sein Handy wieder in die Hosentasche gleiten ließ, schmiss sich jemand von hinten an ihn. Bea. Er wirbelte sie herum und küsste sie. Sie kicherte. Sie war schön heute. Ihre dunklen Haare waren zu zwei Knoten auf ihrem Kopf gebunden. Ihr zierlicher Körper war von einem großen T-Shirt und Netzstrumpfhosen bedeckt, ihre Füße steckten in dreckigen Chucks. Auch sie war verschwitzt und ihr Makeup war verschwischt. "Momooo!", quiekte sie glücklich und warf sich wieder um seinen Hals "Ich hab dich gesucht!", er küsste sie erneut. Gott wie er sie liebte. "Ich hab nochmal was für dich!", sie hüpfte auf und ab und zog eine kleine Tüte aus ihrer Tasche. Eine einzelne, pinke Pille, Stern förmig. Er grinste.
Als er heute Abend zu Bea gegangen war hatte er eigentlich mit ihr reden wollen, vielleicht sogar mit ihr Schluss machen. Doch es kam nicht dazu. Als sie die Tür öffnete war sie nackt gewesen, hatte ihm eine Pille in den Mund gesteckt und ihn in die Wohnung gezogen.
Bea sah ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich", flüsterte er. "ja, das tust du", antwortete sie. Dann legte sie sich den Stern auf die Zunge und Momo fischte ihn sich in den eigenen Mund. Oh wie schön die Welt doch war.

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt