34-Isi

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Sie schlenderten den nassen Gehsteig entlang, es hatte aufgehört zu regnen, doch die Feuchtigkeit lag noch immer in der Luft. Momo lief etwa einen Meter vor ihr, den Blick auf den Boden, hektisch rauchte er eine Zigarette nach der andern. In regelmäßigen Abständen schwappte das Wasser auf dem nassen Asphalt in seine kaputten Schuhe, seine Füße mussten klatschnass sein, dachte sie. Sie waren auf dem Weg zu ihm nach Hause, seine Mutter hatte angerufen, er musste auf seinen Bruder aufpassen, scheinbar musste sie dringend weg. Die Straße sah noch genauso aus wie letztes Mal und auch trotz des Regens war kein bisschen des Drecks an den Fassaden weg gespült worden. "Kommst du mit rein?", fragte Momo, die Kippe zwischen die Zähne geklemmt um mit seinen Händen und einigem Kraftaufwand, die verklemmte Tür zu öffnen. Sie nickte.
Eine Frau strand in der Wohnungstür als sie ankamen, hielt man Momo für dünn, hätte man für sie keine Worte mehr gehabt, sie sah krank aus, lächelte aber. "Danke dass du gekommen bist", sagte sie und strich ohm über die Wange. "Passt schon", grummelte er, während er seine Zigarette am Türrahmen ausdrückte, dann schob er sich an ihr vorbei. Isi stand noch immer, ein wenig unentschlossen am Treppenabsatz. Der Blick der Frau fiel auf die und erneut lächelte sie. "Hey, wer bist du denn? Komm doch rein"
Auch in der Wohnung war alles wie beim letzten Mal. Nur ein Schuhregal stand jetzt im Flur, Momos Schuhe lagen in der Ecke daneben, wie letztes Mal auch. Sie räumte ihre und seine Schuhe in das Regal, irgendwie kam ihr das richtig vor. Dann lief sie vorsichtig den dunklen Flur entlang ins Wohnzimmer. Momo saß mit seinem Bruder auf dem Arm auf dem Sofa, ein Mann, den sie nicht kannte, lehnte an der Wand neben ihm. Er nickte ihr kurz zu "Marlon", stellte er sich kurz vor "Isi", antwortete sie, eben so knapp. Er musste Julis Vater sein, schoss es ihr durch den Kopf, zumindest waren beide schwarz. Marlon sah kurz zur Uhr, dann stieß er sich von der Wand ab, im hinausgehen strich er Juli über den Kopf. "Hey Mo! Du hast ja deine Schuhe eingeräumt", hörte sie noch, dann fiel die Wohnungstür zu. Unentschlossen stand sie in der Mitte des Raumes. Erst jetzt fiel ihr auf wie anders Momo lebte. Alles war so klein, so drückend, irgendwie stickig. Sie musste an Momos Mutter denken, sie hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt aber, wenn sie ehrlich war, hatte sie nie wirklich vorstellen können, dass er überhaupt jemanden hatte, der für ihn sorgte. Seine Mutter hatte es vermutlich nicht leicht, vorallem nicht mit ihm und doch strahlte sie so viel Liebe aus, fast als würde sie leuchten. Ein Gefühl, das sie bei ihrer eigenen Mutter nie verspürt hatte.

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