10-Momo

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Er saß auf der abgeranzten Couch in Beas Garage, um ihn herum laute Musik. Eine Diskokugel drehte sich an der Decke und war merkwürdige Schatten in den Raum. Er war nach vorne Gebeugt, vor ihm auf dem Glastisch schob es sorgfältig das weiße Pulver hin und her. War es nicht ein Bild für die Götter? Wie er da saß und sein Koks mit seiner AOK-Karte portionierte. Nach einer Weile war er zufrieden mit der Line und nahm den Geldschein zur Hand. Jeder Schein den man Momo gab, war nach ein paar Tagen nicht mehr glatt zu bekommen, sie alle rollten sich zusammen wenn man sie ablegte. Er zog, dann warf er seinen Kopf in den Nacken. Was ein Gefühl. Es war ekelig wenn das Koks langsam den Hals herunter lief, bitter und beißend. "Darf ich auch?", fragte Bea, die nebem ihm saß. Er sah sie an, musterte sie. "Nein. Ich will nicht dass du das machst", antwortete er knapp und verließ den Raum mit den Worten "ich geh mal kurz pissen". Das Licht im Bad war grell und weiß, er musste einige Male blinzeln bis er sich daran gewöhnt hatte. Er betrachtete sein Spiegelbild, lange starrte er sich in die Augen. Er konnte Ewigkeiten nicht blinzeln 'du jast doch auch schon mal dein Spiegelbild besiegt' hatte Nicho mal dazu gesagt. Der Junge der ihm aus dem Spiegel heraus ansah wirkte blass, auch wenn seine Haut generell gebräunt war. Seine Wangenknochen traten hervor, doch, anders als bei den meisten, wirkte es nicht attraktiv, viel mehr abgemagert und krank. Momo wusste ganz genau dass er zu wenig wog aber er kümmerte sich nicht darum. Seine Augen schienen von Tag zu Tag leerer zu werden. Sie waren noch immer tief blau, doch sie wirkten nicht echt, zweidimensional, als hätte man sie aufgemalt. Es kostete ihn einige Überwindung seinen Blick von sich los zu reißen. Er merkte wie ihm das Koks zu Kopf stieg und er merkte dass er diesmal mehr genommen hatte als nötig war. Seine Nase brannte, vermutlich war das Koks mit irgendeiner scheiße gestreckt worden. Er ging zurück in die Garage, trat durch die Tür. Bea stand in einer Ecke, die Arme um ihren besten Freund geschlungen, sie küsste ihn. Er stand wie versteinert in der Tür und als sie sicb umdrehte und ihn anblickte schien alles lebendige aus ihr zu weichen. Er verließ das Haus, er rannte nicht, er wurde nicht wütend, er sagte nichts, er ging einfach hinaus in die Nacht hinein und als er endlich stehen blieb merkte er wie etwas nasses sein Gesicht entlang lief. Kurz fragte er sich ob er weinte, doch schnell bemerkte er dass seine Nase angefangen hatte zu bluten und als er an sich herab blicktr war sein Shirt mit tiefroten Punkten bedeckt.

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt