13-Isi

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Wie sie vom Park in ihr Bett gelangt war wusste sie nicht. Seit Jamies Worten war sie wie in Trance. Sie trug noch immer ihre Schuhe, als sie sich auf ihr Bett legte und durch das Dachfenster in die graue Nacht starrte. Leon. Beim bloßen Gedanken an den Namen schnitt etwas in ihr Herz. Das war schon immer so gewesen aber am Anfang war es ein Schneiden wie mit purem, heißen Glück, als würde all die Glückseligkeit dieser Welt durch ihren Körper fließen. Doch inzwischen war es ein schneiden wie mit einer kalten, stumpfen Klinge, es tat nur noch weh, da war kein Glück mehr, schon lange nicht mehr. Als sie Leon das erste Mal gesehen hatte, saß sie auf einer Parkbank. Es war Frühling, die Natur ließ ihr erstes grün blicken, doch es war noch kalt vom Winter. Sie saß auf der Bank und sie weinte. Sie weinte wegen ihrer Mutter, so wie sie es immer tat. Und Leon war mit seinem Hund durch den Park gelaufen, er war vor ihr stehen geblieben und er hatte sich zu ihr gesetzt. Er war der erste Mensch der ihr zugehört hatte. Sie trafen sich immer öfter, immer wenn es ihr schlecht ging, trafen sie sich. Immer wenn ihre Mutter sie vor die Tür setzte, ging sie zu ihm. Und so dauerte es nicht lange bis Isi in Leon verliebt war. Es war der wohl schönste Tag ihres Lebens als er sie fragte ob sie mit ihm zusammen sein wollte. Von dem Tag an klebte sie an ihm, erfüllte ihm jeden Wunsch, tat alles was er von ihr erwartete. Im Gegenzug tröstete er sie wenn sie traurig war, und sie war oft traurig gewesen in der Zeit. Erst jetzt wurde ihr klar, wie abhängig sie von ihm war und wie schamlos er es manchmal ausgenutzt hatte. Ihre Beziehung war perfekt gewesen als es Isi schlecht ging. Doch als sich ihr Leben besserte, als sie endlich zu ihrem Vater durfte, sie die Monate sehnsüchtig abzählte und sie endlich wieder glücklich war, da funktionierte ihre Beziehung plötzlich nicht mehr. Vielleicht kam Leon nicht damit klar dass sie immer besser allein sein konnte, dass sie nicht mehr alles tat was er wollte, dass sie auch ohne ihn funktionierte. In den letzten Monaten war es schlimm gewesen. Er hatte sie nurnoch angerufen wenn er etwas von ihr wollte. Und irgendwann trafen sie sich nur noch um miteinander zu schlafen. Sie redeten nicht mehr miteinander, eher aneinander vorbei. Und schließlich, als der Tag kam an dem sie wegzog, tauchte er nicht auf um sich zu verabschieden. Seit sie hier wohnte hatte er kein einziges Mal gefragt wie es ihr ging und er hatte schon so lange nicht mehr gesagt dass er sie liebte. Isi schoss es so schnell durch den Kopf, dass sie sich wie elektrisiert aufsetzte. Die Lösung zu allem, der einzige Weg um glücklich zu werden war gerade so deutlich in ihrem Kopf erschienen, dass sie überzeugt war es sei eine Erleuchtung.

Alles GuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt