Unterhaltung im Wald Teil 1

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„Magorian", keuchte Lucius.
Ein großer Zentaur mit braunem Fell trat aus der Gruppe heraus. Harry erkannte in ihm den Leithengst der Herde wieder. Er hatte Magorian schon einige male gesehen.
„Guten Tag, ich vermute ihr habt alles gehört?"
Die Halbwesen grinsten den jungen Helden an und nickten.
„Bist du seit unserem letzten Treffen gewachsen, junger Harry?", fragte ein Fuchs, bei dem es sich um Ronan handelte.
Er war der erste Zentaur gewesen den der Grünäugige jemals gesehen hatte.
„Ähm, nein, kein Stück. Nur die Haare. Aber vielen Dank das Sie es vermutet haben."
Der Hengst lachte vergnügt.
„Lass doch bitte die strenge Anrede. Wir befinden uns im Wald hier gibt es diese Art der Förmlichkeiten nicht."
„Na gut, aber was soll ich denn sonst sagen? Ich kann doch nicht einfach vertraut mit euch reden."
„Doch, das kannst du, wir tun es ja auch", beschwichtigte ihn der Leithengst, ehe sein Blick wieder auf Lucius fiel, der immer noch sichtlich rot war.
Der Blonde schluckte, ihm war das Alles hier mehr als peinlich.
„Und wir haben es nicht mal bemerkt. So ein Mist", nuschelte er vor sich hin.
„Weil wir nicht wollten das es anders ist. Dies hier ist unser Wald, wir können uns darin unsichtbar machen wenn wir wollen", kam es leicht hochmütig von Bane.
„Anscheinend nicht nur im übertragenen Sinne", murrte der Blonde.
„Was tust du da?", wollte Harry von dem Veela wissen.
Dem Grünäugigen war die Gegenwart von Bane schon immer unheimlich gewesen, deswegen versuchte er sich abzulenken. Es schaffte nun mal nicht viel Vertrauen wenn einem gesagt wurde das man sterben würde. Im Wald! Und dann hatte der große Krieger auch noch vielsagend auf seinen Bogen gezeigt.
Leicht schüttelte sich der junge Mann und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lucius und dessen Antwort zu.
„Ich suche ein Loch das groß genug für mich ist", meinte der geistesabwesend und blickte sich wirklich um.
Sowohl Harry als auch die Zentauren fingen an zu lachen.

Sanft zog der Grünäugige Lucius zu sich und umarmte ihn.
„Das muss dir nun wirklich nicht peinlich sein. Du wolltest immerhin etwas in Erfahrung bringen und das geht nun mal nur durch ausprobieren. Du bist eben ein geborener Forscher und so benimmst du dich auch. Ich finde gerade das so toll an dir. Außerdem kennt dich die Herde doch schon. Sie wissen um deine Neugierde."
„Das stimmt, und wir haben es immer genossen den jungen Mann in Verlegenheit zu bringen. Zumindest nachdem wir uns sicher waren das er uns nicht auf den Arm nimmt", meinte Ronan.
„Bitte erinnert mich nicht daran. Ich konnte lange nicht schlafen weil ich mich immer wieder gefragt habe wie eure Fortpflanzung nun genau funktioniert."
„Und ich dachte wir hätten dir das sehr anschaulich erklärt", schmunzelte ein Zentaur den Harry nicht kannte.
„Habt ihr auch, aber wie Harry sagt, ich bin Forscher. Irgendwann bringt mich meine Neugierde noch mal ins Grab", seufzte er.
„Das ist mein Spruch", erinnerte ihn sein junger Partner.
„Willst du uns nicht von deinen nächsten Experimenten erzählen, kleiner Veela.?"
„Vor allem über die Praktiken der Muggel wüsste ich gerne mehr. Wir bekommen hier ja so wenig Informationen, da ist es doch toll wenn man jemanden hat den man fragen kann."
„Wir erklären dir als Entschädigung auch sehr gerne noch mehr über unser Liebesleben."

Lucius war kurz davor die Hände über den Kopf zusammen zu schlagen. Diese Zentauren hatten eine noch schärfere Zunge als Severus. Das konnte ein langer Aufenthalt werden. Und das alles nur weil Harry so neugierig war wie er selbst.

„Du willst etwas über unsere Vorfahren wissen?", wechselte Magorian das Thema und brachte damit seine Herde zum Schweigen.
„Über Kassiopeia", bestätigte Harry.
„Warum interessierst du dich für meine Vorfahrin?", knurrte Bane.
Harrys Augen wurden groß.
„Du bist mit ihr verwandt?"
„Ist er, und leider auch sehr stolz darauf", seufzte ein sehr femininer Krieger.
Bei näherem Hinsehen erkannte Harry dann zu seiner Beschämung das es sich bei dem Krieger um eine Kriegerin handelte.
‚Peinlich.'
„Wieso, leider? Du wärst doch auch stolz darauf", maulte der schwarze Zentaur.
„Ja, aber an dich ist dieses Erbe doch total verschwendet. Du hast nicht einen Funken Humor. Kassiopeia würde sich im Grabe umdrehen", maulte die Zentaurin weiter.
„Hey, ich habe Humor", meuterte Bane.
„Ha!", kam es zurückgeschossen.
„Seit wann sind die beiden zusammen?", raunte Harry dem Leithengst zu.
Dieser brach in schallendes Gelächter aus als er sich von seinem ersten Schreck über diese Worte erholt hatte.
„Die sind nicht zusammen, auch wenn man es meinen könnte. Nein, sie sind felsenfest davon überzeugt sich zu hassen."
„Das dachte ich über Luc auch mal, und ihm ging es da nicht anders."
Kaum hatte der junge Mann zu Ende gesprochen als er auch schon in einer schraubstockartigen Umarmung hing.


„Bitte, verzeih mir, ich wusste es nicht besser. Ich hätte dich nie verletzt wenn ich es besser gewusst hätte. Mein kleiner Liebling, ich tu alles was du willst, nur, vergib mir, bitte", flehte der blonde Aristokrat.
Kurz darauf fing auch das Zwitschern wieder an. Mittlerweile wusste Harry das Lucius sich mit seinem Gesang auch selbst beruhigen konnte. Es war so wie das Schnurren von Katzen. Natürlich zeigte der Veela dadurch auch sein Wohlbehagen und er wollte seinem Partner natürlich eine Freude machen. Aber Lucius konnte diese Fähigkeit eben auch anders verwenden.
‚Ob seine Knochen auch schneller heilen würden wenn er singt?', überlegte der junge Mann.
Diese Frage hatte allerdings Zeit bis später, erst musste er sich um seinen verzweifelten Gefährten kümmern.

„Luc, du musst dich nicht immer entschuldigen. Du konntest nun wirklich nichts für dein Verhalten. Und alle die etwas dafür können sind bereits tot. Erinnerst du dich dunkel an Riddle? Ich habe ein Haus auf ihn fallen lassen", redete der junge Mann auf Lucius ein.
Harry wusste dass es noch eine Weile dauern würde bis sein Partner aus diesem Zustand herauskommen würde, also hieß es warten.

„Er hängt unglaublich an dir. Die Malfoys haben mit ihrer Forschung wirklich ganze Arbeit geleistet. Er ist ein Veela durch und durch."
„Nur ohne wehende Haare. Außerdem bin ich mir sicher dass er etwas zwischen den Beinen hat", lachte jemand.
„Dann stimmt das mit dem Haus tatsächlich? Ich dachte die Sterne hätten uns einen Bären aufgebunden."
Harry musste über Ronans Wortwahl lächeln, schließlich gab es ja auch das Sternbild des Bären, in so fern konnten einem die Sterne durchaus einen Bären aufbinden.
„Warum übertreibt er so?", wollte eine ältere Zentaurin wissen.
„Stimmt, er klammert sich an dich als müsste er Angst haben das du ihm davonläufst", überlegte Magorian.
Harry seufzte.
„Daran sind Riddle und Abraxas Malfoy Schuld. Durch das Mal dieses Irren wurden Lucs Instinkte in einen Käfig gesperrt. Oder besser, in eine Kiste ohne Fenster. Er erkannte mich nicht als Gefährten sondern nahm mich mit den Augen seines ‚Meistes' wahr. Und Riddle hasste mich nun mal bis aufs Blut und wollte mich leiden sehen. Genau diese Wünsche hat Lucius, durch den Zwang des Mals, versucht zu erfüllen. Als das Mal verschwand und der Veela in Luc erwachte, oder wie immer man es nennen wollte, hatte er erst mal einen Schock."
„Hätte eine einfache Entschuldigung nicht gereicht?"
Harry legte den Kopf schief und blickte den unbekannten Zentauren forschend an.
„Stell dir vor du bist auf der Jagd und deine Beute, die du eigentlich zu Nahrung und Kleidung verarbeiten wolltest, entkommt dir immer wieder. Eines Tages triffst du wieder auf sie und erkennst in ihr deine Gefährtin. Wie würdest du reagieren?"
Die Zentauren schluckten als sie sich die Worte des jungen Mannes durch den Kopf gehen ließen.
„Deswegen dieses teils schon lächerliche Verhalten. Er will dir nicht nur beweisen dass er dich liebt sondern auch das von ihm keine Gefahr ausgeht", erkannte der Fragesteller von vorhin.
„Stimmt, Luc zeigt mir dass er völlig harmlos ist, also für mich. Außerdem kommen da auch noch meine unterbewussten Wünsche zum tragen. Zumindest geht Dad, also Severus, davon aus. Irgendein Teil von mir scheint diese Überreaktion auch noch zu wollen, fragt mich aber bitte nicht welcher. Leider verstärke ich Lucs Verhalten durch diese Wünsche noch weiter. Und so lange ich mir einen zwitschernden, kuschelsüchtigen Veela wünsche, wird Lucius sich so verhalten."
„Du bist eben immer noch ein Fohlen", kommentierte Bane.
„Ach, bei unserem letzten Treffen hat sich das noch ganz anderes angehört. Da war ich schon fast ein Mann den man nicht mehr schützen muss", schoss Harry zurück.

Bane wollte gerade etwas sagen als von Lucius ein bedrohliches Knurren kam.
„Hah, da denkt jemand du willst seinen Gefährten verletzen. Los, Lucius, fass. Ich bin sicher dass dich keiner von uns aufhalten wird", meinte die Zentaurin von vorhin grimmig.
Harry warf Magorian einen fragenden Blick zu aber der grinste nur.
„Ruhe ihr beide. Hört auf euch zu streiten. Wir werden warten bis Lucius sich wieder beruhigt hat, dann können wir uns weiter unterhalten. Was hältst du davon?"
Harry nickte.
„Aber wie gesagt, das kann noch dauern."
„Ach, dann erzählen wir dir in der Zwischenzeit einfach wie Lucius als Fohlen war", schlug der Leithengst vor.
Von diesem Vorschlag war der Grünäugige natürlich mehr als begeistert.
Und so vertrieben sie sich die Wartezeit mit Geschichten aus der Vergangenheit.

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