Ein gemütlicher Sitzplatz

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Harry war so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Im letzten Sommer genau an seinem 17. Geburtstag hatte Voldemort die glorreiche Idee gehabt ihn mit allen seinen Schergen anzugreifen.Scheinbar war er der Meinung, dass der Orden und die Auroren vergessen hatten, dass an diesem Tag der Blutschutz von Lily für immer zusammenfallen würde. Tja, da hatten sie sich getäuscht, und weil Severus Snape nun mal nicht für das Schuppentier sondern für das Suppenhühnchen arbeitete wusste der Orden über den Überfall bescheid. Außerdem hatte Hogwarts eigene Fledermaus einen Trank extra für Harry entwickelt der ihn von seiner Kurzsichtigkeit heilte. Etwas das der Grünäugige dem Mann nie vergessen würde.Noch interessanter für Harry war allerdings, dass auch sehr viele Zauberer, von denen alle Stein und Bein geschworen hätten, sie wären Todesser, ebenfalls auf Harrys Seite gekämpft hatten. Und so hatte Voldy mit seinen Spießgesellen keine Chance gehabt und war unterlegen.Das war mit Abstand der beste Geburtstag den ein Mensch haben konnte. Zumindest war Harry dieser Ansicht.„Hör endlich auf so blöd zu grinsen."„Tut mir ja leid, aber ich kann nicht anders. Mensch, Hermine, denk doch nur mal nach es gibt keinen Krieg mehr, sondern ein ganz normales Abschlussjahr. Wir können uns auf die Schule konzentrieren und müssen nicht mehr Angst vor einem Angriff haben. Wir haben endlich eine hoffnungsvolle Zukunft. Was will man mehr? Außerdem verstehen wir uns mit den meisten Slytherins auch endlich. Mir kommt das alles schon vor wie ein Utopia", strahlte der Held.„Ich hätte nie gedacht, dass du dich mal darüber freust lernen zu dürfen", grinste die junge Frau.„Doch, eigentlich lerne ich sogar sehr gerne. Das war schon in der Grundschule so. Aber leider hatte ich in den letzten Jahren, wegen unserer Abenteuer, nie wirklich Zeit dazu, darum die miesen Noten."„Aber ich hatte doch auch immer gute Noten obwohl ich ständig mit euch gegen die Bösen gekämpft habe", warf Hermine ein.„Ist mir klar, ich habe auch nur gesagt, dass ich gerne lerne, nicht dass ich die Dinge ebenso schnell verstehe wie du. Bei mir dauert es ein wenig. Außerdem kann ich mir die meisten Sachen nur durch Eselsbrücken merken. Hast du schon mal versucht dir in Zaubertränke eine solche zu bauen? Einfach nicht machbar", meinte der junge Mann düster.Da musste seine beste Freundin zustimmen, man konnte sich fast überall mit Eselsbrücken behelfen, aber bei Tränke funktionierte das nicht. Es gab zu viele Unterschiede die man immer wieder beachten musste. Nirgendwo war eine goldene Regel versteckt.„Ich weiß gar nicht, warum du so glücklich bist, dazu gibt es doch nun wirklich keinen Grund", kam es mürrisch von Harrys anderer Seite.Harry und Hermine verdrehten die Augen.„Bitte, Ron, nicht das schon wieder", bat ihn seine Freundin.„Warum denn nicht? Ich würde mich an Harrys Stelle schämen, das ist so peinlich. Kein bisschen heldenhaft", wütete der junge Mann los.„Es zählt doch nur das Ergebnis, niemand fragt danach wie der Krieg beendet wurde. Und wenn ich jeden einzelnen Todesser in ein Stofftier verwandelt hätte und Voldemort sein Dasein als Spielzeugkiste fristen müsste würde das kein Schwein kümmern. Wir können alle unser Leben genießen, darauf kommt es an. Also hör auf dich aufzuregen."Ron war aber alles andere als dazu bereit. Ganz im Gegenteil er war sauer.„Du hast ein HAUS auf ihn fallen lassen. Verdammt Harry, das war lächerlich. Du hättest ihn wenigstens mit Schwertern durchbohren können. Aber nein, der große Harry Potter hebt das Haus seiner Verwandten aus den Angeln und lässt es auf den schlimmsten Schwarzmagier und seine Anhänger fallen. Das ist eines Helden nicht würdig, mit so etwas konnte doch keiner rechnen."„Und eben deswegen hat es funktioniert."Das goldene Trio drehte sich zu der dunklen Stimme um. Hinter ihnen stand, groß und düster, Severus Snape.„Guten Tag, Professor", begrüßten Harry und Hermine den Mann freundlich.Ron sah seinen Lehrer nur finster an.„Sie unterstützen das auch noch?", wollte er anklagend wissen.„Natürlich, ich habe Mr. Potter von Anfang an gesagt, dass er in einem herkömmlichen Duell keine Chance gegen dem Mann haben würde. Darum war mein Rat, dass Ihr Freund sich etwas Verrücktes einfallen lassen sollte. Und das hat er getan", schmunzelte er.„Wie in einem Zeichentrick", kicherte Hermine.„Und da niemand mit so etwas rechnen konnte blickte der Schlangenmensch auch nicht nach oben, sonst hätte er ausweichen können", stimmte Severus zu.„Die Auroren haben mir aber leid getan, die mussten die Leichen zusammenkratzen. Und fragen Sie besser nicht, was meine Verwandten von der ganzen Aktion gehalten haben", gab Harry zu.„Warum, Sie haben ihr Haus wieder, sogar ohne Todesserinnereien, den Nachbarn wurde das Gedächtnis gelöscht und du wirst nie wieder bei ihnen wohnen. Man sollte meinen die würden sich freuen", maulte Hermine.„Vermutlich sind die nur glücklich wenn sie etwas haben über das sie sich aufregen können", konterte Harry.„Wie Ihr bester Freund", kam es genervt von Severus.Ron verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.„Ich rege mich auf weil es zu schnell vorbei war. Der Kerl hätte viel schlimmere Qualen verdient für das was er alles verbrochen hatte. Allein was meine Familie gelitten hat."„Deine Familie hat überlebt", erinnerte Hermine ihren Freund.„Ja, aber Dad war im Krankenhaus. Diese Scheißschlange", schimpfte Ron.„Die ist auch Geschichte. Irgendjemand hat echt eine Handtasche aus ihr gemacht", kam es versöhnlich von Harry.„Und dann willst du nicht mal mehr mit mir zusammen Auror werden", maulte der Rothaarige weiter als hätte er seinen Freund nicht gehört.„Ich habe genug gekämpft, jetzt sind andere dran", bestimmte der Held der Nation.Hermine und Severus stimmten diesen Worten nur zu gerne zu.Ron hingegen maulte weiter, wenn er auch nur die Hälfte laut aussprach. Ohne Harry würde die Ausbildung langweilig sein. Außerdem müsste er sich dann wirklich anstrengen um sich einen Namen zu machen. Dabei wollte er sich doch im Ruhm seines Freundes sonnen.„Und Ginny willst du auch nicht heiraten", giftete er weiter.„So wenig wie sie mich, ihr Herz schlägt nun mal für einen anderen Mann."„Für Crabbe, die spinnt doch, das ist einfach kein Umgang für ein Mädchen wie meine Schwester!"„Reg dich ab, du musst ihn ja nicht ehelichen", kicherte Hermine.Bevor die beiden wieder mal aufeinander losgehen konnten mischte sich Severus ein.„Mr. Potter, ich bin eigentlich hier um Sie zu bitten mich zum Direktor zu begleiten."„Warum?", wollte der wissen.„Kommen Sie einfach, wir haben schon genug Zeit vertrödelt."„Na gut. Bis später Leute, und versucht bitte euch nicht gegenseitig umzubringen. Danke."Als sie außer Hörweite waren hob Harry den Kopf.„Danke für die Rettung. Ich liebe meine Freunde, aber wenn sie anfangen sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen dann heißt es, Kopf unten behalten und bloß nicht in die Schusslinie zu geraten."„Wenn das so ist, warum sind sie dann zusammen?", wollte der Lehrer wissen.„Da müssen Sie die Verschwiegenen fragen, die erforschen das Phänomen Liebe, ich bin der falsche Ansprechpartner. Meine Beziehungen waren entweder eine Katastrophe oder ein Reinfall. Gut, ich hatte nur zwei, aber dennoch, mir gefällt der Schnitt nicht", murrte der junge Mann.„Noch etwas, das wir gemeinsam haben", schmunzelte Severus.Vor zwei Jahren wäre Harry bei dem Anblick noch in Ohnmacht gefallen, aber nach dem Tod von Sirius war Severus Snape für Harry das Netz gewesen das ihn auffing.Niemand wusste besser wie man sich fühlte wenn man einen geliebten Menschen verloren hatte an dessen Tod man sich auch noch die Schuld gab. Bei Professor Snape war es Lily gewesen. Dadurch hatte Harry den Mann aber auch manchmal lachen gesehen. Ein Anblick an den man sich tatsächlich gewöhnen konnte.„Gehen wir wirklich ins Büro von Dumbledore oder wollten Sie mich nur wieder einmal retten?", fragte der junge Mann glucksend.„Übertreiben Sie nicht, eine Rettung hatten Sie doch nicht wirklich nötig."„Geraten Sie nur einmal zwischen die Fronten wenn Hermine und Ron zu streiten beginnen dann reden wir weiter."„Wie enden diese Auseinandersetzungen eigentlich?", wollte der Lehrer neugierig wissen.„Was denken Sie? Im Bett natürlich. Leider meistens im Schlafsaal der Jungs", murrte Harry.„Hoffentlich beherrschen die zwei die dementsprechenden Zauber."„Nicht immer", knurrte der Held, „also, warum gehen wir zum Direktor oder soll es eine Überraschung sein? Hoffentlich nicht, ich hasse Überraschungen."„Dann fangen Sie schon mal an zu fluchen, ich darf es nämlich nicht verraten. Nur um eines muss ich Sie bitten, flippen Sie nicht aus. Egal was da oben passiert, bleiben Sie vollkommen ruhig und um Himmels Willen, wehren Sie sich nicht."Ruckartig blieb Harry stehen.„Werde ich verhaftet, oder von der Schule geschmissen? Oder, noch schlimmer, bekomme ich einen Orden?"Severus hatte ebenfalls angehalten und schmunzelte nun zu dem kleinen Helden runter.„Nein, nein und das dritte haben Sie bereits", antwortete er ruhig.„Vollkommen überflüssig das Teil wenn Sie mich fragen, ich habe mich nicht als Soldat in einem Krieg hervorgetan. Ich habe lediglich überlebt. Schließlich hatte ich keine andere Wahl als zu kämpfen. Aber gut, lassen wir das. Wenn es nichts von alldem ist, warum soll ich dann ruhig bleiben? Oh, nein, bitte sagen Sie mir nicht, dass unser geschätzter Direktor wieder eine seiner tollen Ideen hatte?"„Die hat er mit Sicherheit, aber auch damit hat es nichts zu tun. Mr. Potter, ich würde es Ihnen wirklich verraten, aber erstens würden Sie mir nicht glauben, und zweitens wurde ich darum gebeten. Und nein, sicher nicht von Albus."Harry sah den Mann vor sich an, lange brauchte er nicht zu überlegen.„Ich vertraue Ihnen mein Leben an, das wissen Sie. Also gut, gehen wir, ich verspreche ich werde ruhig bleiben."Severus nickte.„Danke, Sie werden den Grund bald erfahren. Und auch, danke für Ihr Vertrauen."„Keiner hat es sich mehr verdient als Sie", meinte der junge Mann gelassen.Mit einem leichten Lächeln ging Severus auf den Wasserspeier zu und nannte ihm das bescheuerte Passwort.„Was denken Sie, wie viele Schüler kennen dieses ‚geheime' Wort mittlerweile?", wollte Harry wissen.„Bei der Vorliebe des Alten für Süßigkeiten? So gut wie jeder würde ich sagen."„Und das nach der ersten Schulwoche", seufzte der junge Held.Oben vor der Tür zum Büro des Direktors blieben beide noch mal kurz stehen und atmeten tief durch. Albus hatte sie bereits hereingebeten, aber sie wollten noch warten.„Bereit?", fragte Severus.„Ja, leider bin ich nun neugierig geworden, alles wegen Ihnen", schimpfte Harry.Severus lächelte und öffnete die Tür.„Ah, hallo Harry, Severus, schön das ihr mich besuchen kommt."„Was soll denn diese Wortwahl du wusstest dass wir kommen würden", schimpfte Severus.Harry sah sich in dem Raum um, eigentlich sah das Büro wie immer aus. Fawkes saß auf seiner Stange, der Direktor grinste wie ein Grenzdebiler, jemand saß mit dem Rücken zu den Besuchern auf einem der bequemen Sessel was man nur an einem Arm sehen konnte, der auf der Lehne lag und Draco Malfoy sah freundlich zu ihnen rüber.Moment, Draco Malfoy! Was machte der denn hier? Gut, nach dem Krieg, oder eigentlich schon vorher hatten die beiden ihre Feindschaft begraben, vor allem weil sie auf derselben Seite kämpften. Nun waren sie sogar zu Freunden geworden. Zwar hatte Ron das nur bedingt gepasst, aber das war Harry egal. Er wollte keinen Streit mehr wenn es nicht nötig war und damit Schluss.Nur verstand der junge Held nicht, was Draco nun hier wollte und was das alles damit zu tun hatte, dass er nicht die Nerven verlieren sollte.„Guten Tag, Direktor, hallo Draco. Und Sie grüße ich auch, selbst wenn ich Sie gerade nicht sehen kann", begrüßte Harry die beiden Männer und den unbekannten Gast.Langsam kam Bewegung in die Gestalt die man bis jetzt nicht erkennen konnte.Severus stieß Harry leicht in den Rücken so dass er nun näher an dem unbekannten Besucher stand.Als die Person sich umdrehte verstand Harry noch weniger was los war.„Mr. Malfoy?"‚Er ist es! Diese wunderbare Stimme, dieses himmlische Aussehen. Die wunderschönen Augen. Endlich werden sie nicht mehr von einer Brille versteckt. Dann auch noch die figurbetonte Kleidung. Eine wahre Schönheit. Ich muss dich halten. Mich für alles entschuldigen, ich war so böse. Bitte vergib mir.'Wenn der Grünäugige diese Gedanken gehört hätte, wäre er wohl weggelaufen. So sah Harry den Mann vor sich einfach mit großen Augen an.„Mr. Malfoy, alles in Ordnung? Sie sehen so erschüttert aus. Ist etwas vorgefallen?", wollte er wissen.„So wunderschön", hauchte der Mann ihm entgegen.„Bitte? Ich verstehe nicht."„Diese Stimme, sprich weiter."„Ich soll was? Mr. Malfoy, ich verstehe Sie gerade überhaupt nicht."Viel mehr konnte Harry nicht sagen, denn Lucius Malfoy, der ihn immer noch ansah als wäre er ein verloren geglaubter Schatz hatte seine Arme vorgestreckt.„Was?", quiekte der junge Held auf, aber da wurde er schon hochgehoben.Das nächste was Harry mitbekam war, dass sich Mr. Malfoy anscheinend wieder gesetzt hatte. Nun aber mit ihm auf dem Schoß. Seine Arme hatte er fest, aber nicht schmerzhaft um den jungen Helden gelegt. Die Nase hatte der Mann in seinen Haaren vergraben und aus seinem Mund kam ein, ... Moment, war das ein Zwitschern?Am liebsten hätte Harry laut aufgeschrien und wäre geflohen aber genau das war es ja was er laut Snape nicht tun sollte. Gut, dann blieb er erst mal still, man würde ihn sicher gleich aufklären, hoffte er. Sonst müsste er doch noch hysterisch werden.Vorsichtig sah Harry sich um. Der Blonde hatte ihn so auf seinem Schoß platziert, dass er nun direkt in Dracos grinsendes Gesicht blickte, der links neben dem Stuhl seines Vaters stand. Langsam kam auch sein Lehrer ins Blickfeld. Auf den Direktor achtete er im Moment gar nicht.„Ähm, eine Erklärung, bitte", jaulte der Grünäugige.Draco brach nun vollkommen zusammen. Er lehnte sich an seinen Paten und versuchte krampfhaft seinen Lachanfall im Zaum zu behalten. Der Erfolg war eher mäßig. Auch Dumbledore konnte man leise kichern hören. Von Lucius Malfoy kamen nur weitere Vogelgesänge, die klangen wenigstens schön. Also singen, konnte der Mann, das musste man ihm lassen. Leider schien sich Fawkes bemüßigt zu fühlen mitzusingen was nun wieder etwas Albernes hatte.Da Snape der einzige Mensch hier zu sein schien der noch alle seine Sinne zusammen hatte, beschloss Harry sich auf ihn zu konzentrieren.„Bitte, erleuchten Sie mich. Warum schieben sich Draco und der Direktor hier ab? Warum hat mich Mr. Malfoy auf seinem Schoß platziert und warum singt er wie ein Kanarienvogel?"Bei dem letzten Wort verlor Draco nicht nur seine Beherrschung sondern auch das Gleichgewicht. Er saß nun wirklich laut lachend am Boden.„KANARIENVOGEL!", brüllte er nur immer wieder.„So lustig war das jetzt auch nicht", motzte Harry.Severus schmunzelte. „Wenn Sie die ganze Geschichte hörst dann schon", meinte er trocken.„Gut, dann fangen Sie bitte an. Irgendwas sagt mir, dass ich von sonst keinem eine anständige Auskunft bekommen werde."„Im Moment eher unwahrscheinlich. Aber denken Sie bitte daran, was ich vorhin gesagt habe. Nicht ausflippen."„Ich sitze auf dem Schoß eines hochrangigen aristokratischen Politikers. Eines verheiratetem noch dazu. Und alles was sein Sohn dazu zu sagen hat ist ‚Kanarienvogel.' Wenn ich bis jetzt nicht ausgerastet bin, dann werde ich es sicher auch nicht mehr."„Ich werde Sie an Ihre Worte erinnern."„Harry, wenn du willst kann ich es dir auch erklären", mischte sich nun der Direktor ein.„Nein, danke. Professor Snape ist der beste Freund von meinem Sessel und außerdem der Pate von dieser Hyäne da am Boden. Ich bin mir sicher, er findet die besseren Worte."Von Lucius hörte man ein lautes zwitschern, das man auch als Zustimmung werten konnte, dann vergrub er sich noch mehr in dem Haarschopf des jungen Mannes.Severus zog sich einen Sessel heran und setzte sich verkehrt darauf. Die Arme stützte er an der Lehne ab.„Das machen Sie nur weil Sie wissen, dass Sie dadurch cool aussehen", mokierte sich Harry.„Natürlich", bestätigte Severus.Kurz hörte man Lucius fauchen.„Reg dich ab, der Junge und ich flirten nicht miteinander", maulte Severus.Harry wurde bei den Worten ganz anders.„Erklärung", maulte er aber nur.„Gut. Haben Sie in irgendeinem Unterricht jemals die Geschichte der Magie durchgenommen? Oder besser gesagt, die der Reinblüter?"„Sie reden jetzt aber nicht von dem normalen Geschichtsunterricht?"„Nein, da passt keiner auf, außer Ms. Granger. Außerdem nimmt dieser unmögliche Geist nie die wichtigen Themen durch. Ich möchte von Ihnen wissen ob Sie eine Ahnung davon haben womit sich die Reinblüter in früheren Zeiten die Zeit vertrieben haben."„Bevor oder nachdem sie sich auf Rassismus versteift haben?", warf Harry ein.„Bevor, lange davor sogar."„Das weiß ich tatsächlich. Es war nämlich ein spannendes Thema, ich habe viel darüber gelesen. Die Zauberer waren früher begnadete Forscher. Mittlerweile machen das nur noch ganz wenige, leider. Darum ist die magische Welt auch so rückständig, zumindest in manchen Dingen. Die Magier sind faul geworden. So kommt es mir zumindest vor."„Nicht nur Ihnen, in früheren Zeiten gab es so etwas wie die Verschwiegenen nicht, aus dem einfachen Grund weil sich jeder Zauberer, egal welchen Blutstatus er gehabt hat, mit der Forschung beschäftigte. Es war ihnen ein so natürliches Bedürfnis wie das Atmen."„So interessant ich das auch finde was hat das mit mir zu tun?", schnaubte Harry.„Die Familie Malfoy gehörte ebenfalls in diese Kategorie. Allerdings war das noch in den Zeiten wo der Clan in Frankreich gelebt hat. Die Errungenschaften der Familie waren gewaltig. Dadurch erklärt sich auch ihr gigantisches Vermögen. Sie haben sich in jedem Fach hervorgetan. Ihr Spezialgebiet war allerdings die, wie die Muggel sagen würden, Genforschung."Harry hatte mit immer größeren Augen und auch Ohren zugehört. Durch sein Interesse für dieses Gebiet wusste er, dass durch die Genforschung manche magischen Wesen erst erschaffen wurden.„Sie haben ein neues Wesen kreiert?", wollte Harry atemlos wissen.„Nein, meine Vorfahren haben unsere Gene mit denen eines magischen Wesens kombiniert", kam es von Draco, der sich wieder aufgerappelt hatte.Harry wandte seine Aufmerksamkeit seinem blonden Freund zu.„So wie ich das sehe, waren es wohl die Gene eines Vogels", meinte er als er das Zwitschern von Lucius hörte.„Nein, kein Vogel, zumindest kein normaler. Sie haben dafür die Veela genommen", murrte Draco.„Ähm, da musst du dich vertan haben, es gibt keine männlichen Veela. Dass sind immer und ausschließlich Frauen. Ihre Haare flattern, auch wenn es windstill ist durch die Gegend. Außerdem machen ihr Gesang und Tanz Männer und lesbische Frauen verrückt, oder zu Angebern. Man will diese Wesen dann um jeden Preis beeindrucken. Mich hat es damals bei der Weltmeisterschaft auch erwischt. Falls du dich dunkel erinnerst", grummelte der junge Mann.„Ich erinnere mich, dich hat es aber nur erwischt, wie du so schön sagst, weil du erst vierzehn warst und das ganze Stadion voll mit den Wesen war. Dieser geballten Kraft hatten nur wenige etwas entgegenzusetzen. Heute würden sie dich allerdings nicht mehr berühren", beruhigte Draco seinen Schulkollegen.„Wie kommst du da drauf?"Der Blonde zeigte auf seinen Vater.„Deswegen, er ist dein Gefährte", ließ er die Bombe platzen.Nun war Harry doch kurz davor auszurasten. Einzig sein Versprechen dem Professor gegenüber hielt ihn noch auf seinem Platz, der immer noch zwitscherte.„Wussten Sie von all dem?", wollte er anklagend vom Direktor wissen.„Nein, ich habe heute selbst das erste Mal davon gehört. Mr. Malfoy ist zu mir gekommen und hat mir alles erklärt. Darum habe ich Severus gebeten dich zu holen. Die Veelagene in Lucius hätten es nicht viel länger ohne dich ausgehalten."„Aber, wie ist das möglich, bis jetzt hat er mich doch auch nie ausstehen können. Hätten seine Gene ihm nicht sagen müssen, dass wir Gefährten sind? Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, das Veela so etwas überhaupt haben. Geschweige denn, dass ich wusste, dass ich schwul bin. Erklärt aber vielleicht auch meine gescheiterten Beziehungen. Und wo wir gerade davon reden. Mr. Malfoy ist verheiratet, seine Frau wird mich, ..."„Lieben", unterbracht Draco das wilde Gestammel. „Glaube mir, als sie erfahren hat das Dad einen Partner hat der nicht sie ist konnte sie ihr Glück kaum fassen. Sie und Dad haben nie aus Liebe geheiratet es ging nur darum sich nicht den Eltern zu wiedersetzen und einen Erben zu produzieren. In der magischen Welt kann man sich wenn man einmal verheiratet ist nicht einfach so trennen, dazu braucht es einen triftigen Grund. Ein magisches Wesen zu sein das seinen Gefährten gefunden hat ist so einer. Und ganz ehrlich, ich bin auch heilfroh dass diese Ehe ein Ende hat. Zu mir waren sie immer sehr liebevoll, aber du hättest sehen sollen wie sie miteinander umgingen. Das war so hölzern, ich bekam immer eine Gänsehaut."„Kann ich bestätigten, mir sind noch nie zwei Menschen begegnet die weniger zusammengepasst hätten", mischte sich Severus ein.„Und warum hat er mich immer gehasst?", wollte Harry wissen.„Hat er nicht, das lag an dem dunklen Mal", kam es nun von Albus.Harry wandte seinen Kopf ihm zu.„Wie das?"Der Direktor beugte sich ein wenig vor.„Wir haben das Mal über Jahre hinweg erforscht. Severus war den anderen Lehrern und mir dabei eine große Hilfe, er hat sich nämlich als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Wir fanden raus, dass das Mal dazu in der Lage ist die Gene zu verändern. Und nicht nur das, auch die Empfindungen des Entwicklers werden dadurch auf den Gebrandmarkten übertragen. Mit anderen Worten, Tom hat dich gehasst, also taten es auch seine Anhänger, selbst wenn sie ihm nicht treu waren. Severus hat es allerdings geschafft diesen Hass zu bekämpfen, das lag vermutlich an seinen Okklumentikfähigkeiten, auch wenn er Jahre dafür gebraucht hat."„Tolle Leistung, und die Gene?", fragte Harry weiter.Nun hörte auch Draco aufmerksam zu als der Direktor weiter erzählte, denn das wusste er selber ebenfalls noch nicht.„Habt ihr euch nie gefragt, warum Tom sich immer so strikt geweigert hat magischen Wesen, die in seinem Dienst standen das Mal zu geben?"„Weil er sie als nicht rein empfand", knurrte Draco.„Das hat er als Grund angegeben, es war aber nicht die Wahrheit. Das dunkle Mal hat die Gene des Trägers angegriffen. Sobald man es hatte, war man ein Mensch. Selbst ein Werwolf hätte sich an Vollmond nicht mehr verwandelt. Allerdings hat es auch einen Pferdefuß, es zerstört im Laufe der Zeit den Verstand bestes Beispiel Bellatrix. Auch da ist Severus der einzige, der verschont geblieben ist. Aus dem gleichen Grund aus dem er dich nicht gehasst hat, vermute ich."„Aber auf Vater hatte das auch keine Wirkung. Er ist so klar wie immer", meuterte Draco.„Weil er eben zum Teil ein magisches Wesen ist er wurde zwar zu einem Menschen aber auf seinen Geist hatte es keine Auswirkungen. Das ist nur bei normalen Menschen der Fall.Da Tom allerdings die Stärke der magischen Wesen für seinen Kampf brauchte, hat er nie einem von ihnen das Mal gegeben. Vermutlich wusste er auch über die Gene der Malfoys bescheid, sonst hätte er damals nicht darauf bestanden dem jungen Lucius das Mal schon mit sechzehn zu geben. Bei ihm sollten die Gene unterdrückt werden. Zumindest ist das die Vermutung Ihres Vaters", erklärte Dumbledore.„Warum war das Alter wichtig?", wollte Harry wissen.„Weil es meinen Vorfahren gelungen ist, die Gene so zu manipulieren, dass man erst mit siebzehn erwacht.„Ach, darum hast du seit letztem Jahr lange Haare?"Draco grinste.„Das ist anscheinend ein Muss bei Veela. Übrigens erwacht jeder in unserer Familie, aber in den letzten Generationen war es nicht so beliebt, wie du dir sicher vorstellen kannst."Harry nickte.„Lucius hat mir erzählt, dass Abraxas damals glücklich darüber war, dass sein Sohn das Zeichen so früh bekam. Das lag natürlich an seinem Hass den magischen Wesen gegenüber, er wollte einen reinblütigen Sohn. Lucius selber hatte allerdings keine Ahnung von den Auswirkungen die das Mal auf seine Gene haben würde, sonst hätte er es nicht angenommen. Allerdings konnte er dadurch Draco zeugen", erklärte Severus.„Wann haben Sie Mr. Malfoy von ihrer Erkenntnis erzählt?", wollte Harry wissen.„Sie meinen, dass seine Gene verschlossen waren? Als ich es selbst rausgefunden habe, vor einem Jahr, leider gab es vorher keinen Durchbruch", seufzte Severus.„Als Tom platt gemacht wurde verschwand auch das Mal von seinen Anhängern, seitdem weiß Lucius wer sein Gefährte ist", sprach Albus weiter.Harry dachte über die Worte nach, dass er sich dabei immer mehr an Lucius lehnte merkte er gar nicht.„Dennoch verstehe ich einige Dinge nicht. Ich wusste zum Beispiel nicht dass Veela überhaupt Gefährten haben. Oder warum ich es für Mr. Malfoy bin, oder wie er es rausgefunden hat? Wie suchen sich Veela ihre Gefährten und kann es jeder sein?"Draco schüttelte energisch den Kopf.„Nein, jede Veela, oder in dem Fall Malfoy mit Veelagenen hat nur einen Gefährten. Wir können nicht mal mit einem anderen Menschen Nachwuchs zeugen, das war bei meinen Eltern nur möglich weil Vater durch das Mal ein Mensch war."„Ganz schön kompliziert, aber ein Glück für dich. Wie sucht ihr eure Gefährten? Bei Werwölfen ist es der Geruch der es ihnen sagt, das habe ich im dritten Schuljahr gelernt als wir den Aufsatz schreiben mussten. Danke noch mal, Professor. Aber so viel ich weiß haben Vögel keinen guten Geruchssinn, und damit sind die Veela nun mal verwandt", überlegte Harry.„Stimmt, mit dem Geruch hat es nichts zu tun. Unser Geruchssinn ist gleich gut, oder schlecht, wie der von Menschen. Wir reagieren auf die Stimme unseres Partners."Harry sah Draco ungläubig an.„Die Stimme?"„Mr. Potter, denken Sie nach. Wann hat Lucius vorhin auf Sie reagiert? Und, was hat er gesagt?", mischte sich nun wieder Severus ein.Harry dachte kurz zurück.„Als ich anfing zu sprechen, da ging ein Ruck durch ihn. Mr. Malfoy stand auf und nannte mich wunderschön und er wollte das ich weiterspreche."„Vermutlich meinte er alles an dir als er ‚wunderschön' sagte, aber sobald er deine Stimme hörte war es um ihn geschehen", bestätigte Albus.„Woher wusste er, dass ich sein Gefährte bin? Ich nehme nicht an, dass sie jeden Schüler dieser Schule zu sich gebeten haben und ihn ein Gedicht aufsagen ließen?"Der Direktor gluckste bei Harry Frage.Severus schüttelte den Kopf.„Lucius wusste es schon bei der Schlacht im Sommer oder besser gesagt nach dem Ende davon. Er hat Sie reden gehört, da wurde es ihm klar. Allerdings musste er sich selber erst mal damit abfinden, immerhin war er die letzten Jahre nie sehr nett zu Ihnen. Auch wenn das durch das Mal geschah, sein Veela war dennoch völlig durch den Wind. Allerdings hatte er keine andere Wahl, Lucius musste mit Ihnen reden, ein Veela will nichts anderes als bei ihrem Gefährten sein. Der Gefährte soll glücklich sein, jeden Wunsch möchte die Veela ihm erfüllen, egal wie abwegig. Und bei den Malfoys ist das nicht anders."Harry blickte zu Lucius der sich immer noch an ihn schmiegte.„Warum reagiert er nicht?", wollte er besorgt wissen.„Weil er dich so lange zwar vor seiner Nase hatte, aber nicht bemerkte wer du für ihn bist. Nun will er alles nachholen. Und das bedeutet, das er dir vor allem zeigen will, dass er ungefährlich für dich ist", erklärte Albus.„Stimmt, man hält niemandem im Arm und singt ihm was vor wenn man ihm was böses will", schmunzelte Severus. „Außerdem macht es ihn glücklich wenn Sie sprechen. Für ihn ist Ihre Stimme das schönste überhaupt, er könnte Ihnen ewig zuhören."Das verstand Harry natürlich. Er nahm sich auch vor, nichts gegen die Umklammerung zu sagen, immerhin fühlte es sich schön an so gehalten zu werden.„Wenn Veela so sehr an ihren Partnern hängen, warum flirten sie dann mit Gott und der Welt. Ich meine, bei der Weltmeisterschaft war das ja schon unheimlich."„Dieses umgarnen der gesamten Umgebung dient der Suche nach dem Partner. Man kann ja schlecht durch die Welt rennen und jeden Menschen bitten etwas zu sagen. Der einzige Grund warum die Veelas sich so gerne in de Öffentlichkeit stellen ist der, dass sie dadurch möglichst viele Stimmen hören. Eine Veela kann aus dem größten Stimmengewimmel die Person rausfiltern die für sie bestimmt ist. Nur darum arbeiten sie als Maskottchen für die Vereine, weil sie auf diese Weise um die Welt reisen und viele Stimmen hören können. Sobald eine Veela ihren Partner gefunden hat hängt sie diesen Job an den Nagel. Sie wird ihr restliches Leben alles dafür tun um ihren Gefährten glücklich zu machen. Dabei wissen sie instinktiv was sich der Partner wünscht. Wie die Veela sein soll, damit sie geliebt wird einfach alles."Harry hatte Dracos Worten zugehört und hatte plötzlich das Bild von Fleur im Kopf.„Bills Frau, sie ist nach England gezogen nur um in der Nähe des Mannes zu sein den sie liebt. Auch den gleichen Beruf hat sie angenommen. Und sie hat sich mit Molly, Ginny und Hermine angelegt", überlegte er laut.„Weil Bill Weasley sich eine Frau wünscht, die sich verteidigen kann und sich nicht von den starken Frauen die ihn umgeben unterbuttern lässt. Erinnern Sie sich, die junge Dame hat Molly richtiggehend angeschrien. Sie ließ sich nichts gefallen. Außerdem wollte Bill eine Frau die mit ihm zusammenarbeitet", erklärte Severus.„Eigentlich traurig, eine Veela scheint kein eigenes Leben zu haben, alles dient nur dem Glück des Partners. Was ist wenn der Gefährte ein Arschloch ist und das arme Wesen nur ausnutzen will?", verlangte Harry zu wissen.„Passiert nicht, die Veela erfüllt dem Gefährten zwar jeden Wunsch, aber dieser wird sie nie ausnutzen oder ihr schaden wollen. Darum gibt es ja auf der ganzen Welt immer nur einen passenden Partner. Sieh dir meinen Vater an, jeder andere würde sich aus der Partnerschaft mit ihm einen Vorteil versprechen und erhoffen. Auch wenn dieser Wunsch nur unterbewusst vorhanden ist. Die Veela merkt das sofort und sucht weiter. Du bist der perfekte Partner für meinen Vater, aber nicht für mich, nur um ein Beispiel zu nennen. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass du nie einen Menschen absichtlich ausnutzen würdest, aber meine Veelagene sagen da was anderes. Es würde nie funktionieren."„Und, hast du deinen Gefährten schon gefunden?", wollte Harry neugierig wissen.„Gefährtin, und ja, habe ich. Millicent", strahlte er glücklich.Alle Anwesenden, außer Lucius, sahen den jungen Mann verblüfft an.‚Wow, so habe ich den auch noch nie erlebt', ging es Harry durch den Kopf.„Und was mache ich jetzt?", wechselte er das Thema und blickte auf Lucius.„Er wird noch sicher einige Stunden in diesem Zustand sein, darum hat er mir vorhin einen Portschlüssel gegeben der euch beide in sein Manor bringt. Natürlich nur wenn du willst. Aber keine Sorge, er wird nicht über dich herfallen", zwinkerte Albus.„Es sei denn, du willst es", grinste Draco.„Klappe da drüben", knurrte Harry, und auch Lucius zischte wütend zu seinem Sohn.„Bin ja schon still", maulte der.Harry streckte die Hand aus.„Gut, geben Sie mir den Schlüssel, ich habe keine Lust die nächsten Stunden hier in Ihrem Büro festzuhängen", seufzte der junge Mann.Der Direktor nickte und überreichte ihm den Portschlüssel, im nächsten Augenblickt waren die beiden verschwunden.Zurück blieben drei zufriedene Männer.

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