Kassiopeia Teil 2

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„Kommen wir wieder auf diese Schönheit auf dem Bild zu sprechen. Sah sie wirklich so aus?"Lucius schmunzelte.„Es gibt sehr viele Bilder von Kassiopeia und da sieht sie überall so aus, also würde ich sagen, Ja. Sie wird immer, entweder mit Pfeil und Bogen oder mit Tieren abgebildet. Seltener mit Menschen, aber natürlich sehr oft mit Zentauren."„Woran das wohl liegt?", witzelte Harry.„Interessant ist auch das die Zauberer damals überrascht waren das die junge Frau Kleidung trug."„Warum sollte sie nicht?"Lucius verzog das Gesicht.„Weil magische Wesen damals nichts galten. Man hielt sie für wild und primitiv. Tiere wurden höher geschätzt, weil man sie für nützlich hielt. Die Menschen waren der festen Ansicht dass nur sie zivilisiert waren. Ähnlich wie die Muggel im Mittelalter die dachten auch immer Hexen würden nur nackt herumrennen und einzig und allein an Sex denken. Da Zentauren im Wald leben sah man in ihnen eben nur als Pferde ohne Verstand. Dabei kannten die Zentauren die Zauberer sehr wohl. Eben darum wollten sie nichts mit der Spezies zu tun haben."„Kann ich verstehen, Firenze wurde zeitweilig sogar von seiner Herde verstoßen weil er für Menschen gearbeitet hat. Man hielt ihn für einen Verräter, oder so", überlegte Harry.„Aus der Sicht der Zentauren war das bestimmt auch so. Du hast ja gesehen in welche winzigen Gebiete das Ministerium diese stolzen Krieger sperrt. Die Zauberwelt hat sich im Laufe der Zeit zurückentwickelt", maulte Lucius.„Das wirst du ja ändern", grinste Harry.„So ist es geplant."„Wie ging es dann weiter? Irgendwann mussten die Zauberer doch ein Einsehen haben? Sonst würde es dieses Haus heute nicht geben."„Richtig erkannt. Die ersten paar Gruppen, die Kassiopeia ‚befreien' wollten, kamen mit ziemlichen Blessuren aus dem Wald zurück. Jede wurde ihnen von der energischen Dame selbst verpasst. Damals waren einige der Meinung dass die junge Frau eindeutig verwildert war und nicht mehr zu einem zivilisierten Leben fähig wäre. Zumindest nicht solange sie bei den ‚Tieren' leben würde. Was denkst du war die Lösung dieser Trottel?"„Sag mir jetzt nicht dass diese Idioten vorhatten die Herde zu töten?", rief Harry erschrocken.Aus den Augenwinkeln konnte Lucius sehen wie einige Zauberer, die ihnen natürlich gefolgt waren, bei dem Ausruf zusammenzuckten.‚Da haben wohl einige noch im Nachhinein ein schlechtes Gewissen. Oder sie hätten sich nicht träumen lassen das ihr Held sich für jedes unschuldige Lebewesen einsetzt.'„Doch, genau das war der Plan", bestätigte der Veela.„Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Sie wollen jemanden, mit Gewalt, aus seiner gewohnten Umgebung reißen und beschweren sich dann dass derjenige nicht will? Und dann gehen sie auf ein friedliches Volk los einfach weil sie kein Nein akzeptieren?"„So hat die Vorfahrin von Helga Hufflepuff auch reagiert als sie von dem Plan erfuhr. Sie war damals mit einem der Zauberer verheiratet der von Kassiopeia abgeschossen wurde. Und nein, die junge Frau hat niemanden ermordet. Sie hat ihn in einen Ast verwandelt."„Die Vorfahrin von Hufflepuff?", staunte Harry.„Ihre Großmutter, um genau zu sein. Wenn man den Geschichten glaubt, und das tue ich, dann hat die gute Frau ganz schön auf den Tisch gehauen. Zwar haben einige sie für verrückt erklärt aber das hielt Fatima, so der Name der Hexe, nicht davon ab auf ihrem Standpunkt zu beharren."„Und der war?", wollte Harry neugierig wissen.„Das man es, ganz neumodisch, einmal mit reden versuchen sollte."„Ha, das hat den Idioten damals bestimmt nicht gefallen."Lucius lachte ebenfalls.„Bestimmt nicht, aber am Ende bekam Fatima dann doch ihren Willen. Man hat tatsächlich auf den Rat der Frau gehört. Vermutlich weil keiner mehr Lust hatte sich mit magischen Pfeilen beschießen zu lassen. Kassiopeia hatte eine sehr hohe Trefferquote.Es hat sehr lange gedauert um das Misstrauen der Zentauren, und dazu zähle ich auch die junge Frau die bei ihnen lebte, zu zerstreuen. Wobei das wohl niemanden wundert. Du hast Draco ja auch nicht gleich nach der ersten Entschuldigung verziehen. Oder?"Harry zuckte die Schultern.„Bei uns war das was anderes, wir haben uns gegenseitig immer eingeschenkt. Zwar gingen die meisten Sachen von ihm aus aber auch ich bin nicht vollkommen unschuldig. Gefallen habe ich mir nie was lassen. Ich musste mich also ebenfalls entschuldigen. Und nein, weder hat er mir noch ich ihm sofort verziehen. Aber hey, wir haben es geschafft", grinste der junge Mann.„Allerdings das habt ihr. Bei den Zauberern dauerte es noch länger. Was auch daran lag das Kassiopeia mittlerweile mit einem jungen Zentauren zusammen war. Hier ist auch ein Bild von ihm, siehst du? Allein diese Neuigkeit verursachte bei vielen Zauberern Magenkrämpfe."„Wie funktioniert denn das?"„Magenkrämpfe?"„Nein, du Spaßvogel. Wie können sich Zentauren und Menschen fortpflanzen? Denn das es funktioniert hat uns ja die Geschichte gezeigt."Lucius verzog das Gesicht wegen der Bezeichnung, Spaßvogel.„Ich habe keine Ahnung, und ich will es auch nicht so genau wissen", meinte er dann.„Hey, du bist Forscher, ich dachte so was interessiert dich?"Lucius räusperte sich verlegen.Der junge Mann merkte natürlich das Lucius nicht so recht mit der Sprache rausrücken wollte, also zog er ihn in ein anderes Zimmer.„Also?", flüsterte er.„Also, was?"„Versuch nicht den Unschuldigen zu spielen. Du wolltest also doch wissen wie sie sich fortpflanzen."„Musst du mich so schnell durchschauen?"„Habe ich durch Dad gelernt."„Na gut, ja ich war neugierig. Ich war sogar bei der Herde im verbotenen Wald und habe nachgefragt. Damals war ich selber noch ein Fohlen, darum war ich mir sicher das sie mir nichts tun würden."„Und haben sie es dir verraten?", wollte Harry neugierig wissen.„Nach langem hin und her schon. Ich bin einfach immer wieder gekommen, irgendwann hatten sie einfach die Nase voll und haben es mir auf die meinige gebunden. Glaub mir, ich könnte mir für meine Neugierde noch heute in den Hintern treten das war so peinlich."„Lass mich raten, sie haben es so gemacht wie Severus und die alles sehr genau und haarklein erklärt?"„Vor allem sehr plastisch. An dem Tag bin ich das erste Mal in meinem Leben richtig rot geworden. Und je verlegener ich wurde desto mehr Spaß hat es der Herde gemacht", im Nachhinein musste der Blonde doch schmunzeln.„Vermutlich ist der Akt eine akrobatische Höchstleistung", überlegte Harry.„So kann man es nennen. Aber du weißt ja, in unserer Welt kann sich alles paaren was sich liebt. Es muss allerdings nicht immer Sex im Spiel sein."„Aber das macht es doch bestimmt schöner?"„Natürlich", bestätigte Lucius.„Hatten Kassiopeia und ihr Gefährte Nachwuchs?"Wieder nickte der Veela.„Ja sehr viel sogar, einige ihrer Nachkommen leben heute in der Herde des verbotenen Waldes. Und die sind sehr stolz auf ihre Abstammung. Niemand würde ihnen daraus einen Strick drehen."„Also anders als die Zauberer."„Wie gesagt, Menschen vergessen."Harry blickte sich nachdenklich um und wurde immer neugieriger auf die Vergangenheit. Sie gingen gemeinsam durch das Haus und Lucius erzählte wie sich Zauberer und Zentauren am Ende doch angefreundet hatten. Alles durch Kassiopeia, ohne sie wäre so etwas nie möglich gewesen. Auch tauschten beide Völker ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus.Nun lernte Harry auch das Astronomie und Wahrsagen früher ein Fach war. Und auch später, als es geteilt wurde, lernte man noch ganz andere Dinge als heute.„Warum?", wollte Harry wissen.„Weil die Sternwanderungen nicht nur für das Lesen des Schicksals wichtig sind sondern auch um das Wetter vorherzusagen. Und in dem Fall meine ich wirklich, vorhersagen. Die Zentauren verlassen sich in diesem Fall nicht auf Eventualitäten."„Kann ich verstehen, besonders wenn man in der Wildnis lebt muss man sich auf eine solche Vorhersage verlassen können."„Ganz genau, auch Kräuterkunde war viel anspruchsvoller als heute, ganz zu schweigen von Pflege, man lernte früher nicht nur über magische sondern auch über alle anderen Tiere. Und es war ein Pflichtfach. Aber alles was wir heute noch davon wissen ist, wie man sich einen Vertrauten sucht", murrte Lucius.„Schade, ich wüsste gerne wie man eine Kuh melkt", grinste Harry.Der Veela prustete los und verpasste einigen Gaffern dadurch bestimmt den Schock ihres Lebens.„Ich denke nicht das Zentauren je Kühe gehalten haben, aber die Vorstellung von so einem Unterricht gefällt mir. Nur wird sich keiner dafür interessieren."„Wir können ja selber mal auf einen Bauernhof und dann lernen wir wie es geht."„Ich auf einem Bauernhof, das wird ein Bild für die Ewigkeit. Aber wenn es das ist was du willst, dann melke ich gerne", wisperte Lucius.„Ähm, ja. Du, warum ging das ganze Wissen wieder verloren?", wechselte Harry schnell das Thema.‚Dämliche Hormone, er hat von Kühen gesprochen, nicht von was anderem', wies sich Harry zurecht.Lucius wusste zwar nicht warum sein Gefährte so schnell das Thema wechseln wollte, aber er ging darauf ein.„Aus dem gleichen Grund aus dem auch bei den Muggeln immer wieder Wissen aus früheren Zeiten verloren geht. Denk nur an die Errungenschaften der Ägypter. Allein ihre Bewässerungsanlagen waren ihrer Zeit weit voraus. Und warum hat man sie vergessen? Es lag nicht immer nur an dem Aussterben der Sprache."„Ich weiß. Weil ein anderes Volk die Herrschaft über das Land übernommen hat. Und das zieht sich durch die ganze Gesichte wie ein roter Faden. Auch sämtliche Erfindungen von Leonardo da Vinci hat man einfach ignoriert", antwortete Harry.„Das ist nur zum Teil richtig nicht alles wurde ignoriert ganz bestimmte Erfindungen wurden sogar mit Freuden übernommen."„Waffen", knurrte Harry.„Ganz genau, und so war es auch bei der Geschichte mit den Zentauren. Irgendwann, lange nach Kassiopeia, waren die Zauberer wieder einmal fest davon überzeugt das höchste Gut der Evolution zu sein. Allein durch diesen Glauben haben sie sich selbst um Jahre zurückgeworfen, einfach weil sie alles was von anderen Wesen kam verteufelt oder verlacht haben. Das was wir heute in den Schulen lernen, und zwar weltweit, ist nur noch ein Bruchteil von dem was zu Zeiten der Gründer unterrichtet wurde. Salazar hatte einen kompletten Dachschaden, das will ich nicht bestreiten, aber er hat sich nie gegen das Wissen gesträubt."„Auch nicht wenn es von den Muggeln kam?", fragte Harry interessiert nach.„Auch dann nicht."„Hm, also wo stehen wir?"Lucius sah den jungen Mann verständnislos an.„Was meinst du?"„Wo stehen wir, magisch gesehen, in der Entwicklung? Für die Muggel leben wir im Mittelalter. Wo leben wir aus Sicht der magischen Wesen?"„So genau lässt sich das nicht sagen. Kommt immer darauf an wen du fragst", schmunzelte Lucius.„Warum weißt du so viel über die Geschichte der Muggel aber nicht über die Gegenwart?"„Ich kenne die Geschichte nur bis zum Geheimhaltungsabkommen", erklärte der Blonde.„Ach so. Auf jeden Fall will ich nicht auf der faulen Haut liegen, ich will mehr über die Zentauren wissen. Und auch über Kassiopeia. Ich denke die Zauberer kennen nur einen Bruchteil dieser Geschichte. Wenn ich die Wahrheit wissen will muss ich mit der Quelle sprechen."„Du meinst, mit den Zentauren?"„Ja, die Sterne werden mir wohl kaum helfen", kam es kichernd von dem Grünäugigen.„Du willst in den Wald?", vergewisserte sich Lucius.„Unbedingt, ich hoffe ich trete der Herde mit meiner Bitte nicht zu nahe."„Das findest zu erst raus wenn du es versuchst", ermutigte Lucius seinen Gefährten.Der Veela war begeistert von Harrys Willen die Wahrheit zu erfahren. Die meisten Zauberer gaben sich mit dem zufrieden was sie „wussten", so wie es bei diesem Haus der Fall war. Nicht so Harry, er wollte es ganz genau wissen. Das machte, für Lucius, einen Forscher aus.Natürlich war ihm auch aufgefallen das ihre ganzen Schatten sehr aufmerksam zugehört hatten. Vielleicht würden einige von denen jetzt auch denken anfangen. Die Zeitungsmenschen hatten auf jeden Fall alle mitgeschrieben.‚Wagt es nur ja nicht etwas Falsches zu schreiben. Ich werde nie wieder zulassen das sich die Öffentlichkeit über Harry das Maul zerreißt.'„Luc."„Ja?", kam es überrumpelt von Lucius.„War das wirklich schon alles?"„Leider, mehr wurde nicht überliefert."Harry blickte sich traurig aber auch ein wenig wütend um.„Wie kann man sich nur mit so wenig zufrieden geben. Ich muss einfach mehr erfahren", beschloss Harry.„Mach das und ich werde dir helfen. Wie wäre es zuerst mit Essen?"„Gerne, aber bitte ohne Anhang", moserte der junge Mann und blickte böse zu den ganzen Gaffern.„Hatte ich vor, halt dich fest und lass dich überraschen."Harry machte die Augen zu und hielt sich an Lucius fest, dabei freute er sich schon auf einen ruhigen Abend ohne lästige Schatten.

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