Da sind wieder die Hormone

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Im Schloss angekommen geleitete Lucius seinen jungen Gefährten direkt in seine Wohnung.
„Was hast du denn noch vor?", wollte Harry neugierig wissen.
Der Veela schmunzelte.
„Ich möchte ein wenig Zeit mit dir verbringen ohne das uns dutzende Augen belauern", erklärte er.
Beide hatten sich die Umhänge und die Schuhe ausgezogen und setzten sich nun auf das bequeme Sofa.
„Da fühle ich ganz wie du. Ich finde es zwar rattenscharf wie du die Leute mit deinen finsteren Blicken in Schach halten kannst, aber es bedeutet auch dass wir weniger Zeit füreinander haben. Diese Idioten, haben die echt kein eigenes Leben? Die haben gerade einen Krieg erlebt da sollten sie ihre Freiheit jetzt erst recht genießen. Warum verbringen sie die Zeit nicht mit schöneren Sachen als andere anzuglotzen?"

Der Aristokrat hatte in der Zwischenzeit bei einer Hauselfe, einer seiner eigenen, Getränke und leichte Knabbereien bestellt. Hörte Harry allerdings aufmerksam zu.

„Genau das tun sie doch, sie genießen ihre Zeit. Diese Menschen sind der Meinung dass es ihr gutes Recht ist anderen hinterher zu spionieren. Du darfst nicht vergessen dass es bis vor kurzem noch lebensgefährlich war einfach so durch die Straßen zu flanieren. Überall lautere der Tod"
„Das habe ich bestimmt nicht vergessen, eben darum verstehe ich diesen Voyeurismus einfach nicht. Sie können endlich wieder durch die Gegend laufen ohne Angst haben zu müssen von einem Todesser gelyncht zu werden und vergeuden dennoch ihr Leben. Warum verbringen sie ihre Zeit damit anderen nachzurennen? Stattdessen könnten sie doch an ihrer eigenen Zukunft arbeiten."
„Weil sie nicht mehr ständig über ihre eigene Schulter schauen müssen. Die letzten zwei Jahre waren nervenaufreibend für diese feige Bevölkerung. Immer wenn sie einkaufen gingen mussten sie sich beeilen und durften keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Es hätte zu ihrem Tod, oder zumindest ihrer Gefangenschaft führen können. Und vergiss nicht, jeder einzelne von denen ist von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt. Darum waren sie so davon überzeugt ständig in Gefahr zu schweben.
In den ersten Wochen nach Ende des Krieges ist es in den Verkaufsstraßen zugegangen als würde es etwas gratis geben. Jeder wollte die Jahre voller Angst nachholen. Die Geschäfte kamen mit dem Kundenansturm nicht mehr zurecht. Jetzt wo die erste Euphorie vorbei ist suchen sie sich eine neue Unterhaltung."
„Ach und sie denken dass wir für diese Unterhaltung sorgen sollen?"
„Das tun wir allein dadurch dass wir gemeinsam raus gehen", erklärte Lucius dem jungen Mann geduldig.

„Wie in Deutschland. Da haben sich die Menschen bestimmt auch so benommen", überlegte Harry.
„Als der Krieg zu Ende war?"
Der Gryffindor schüttelte den Kopf.
„Nein, ich rede vom Fall der Mauer. Das Ende des Krieges war bestimmt nicht für alle ein Grund zu feiern. Ich rede jetzt nicht von den Kriegsverbrechern sondern von der Zivilbevölkerung. Schließlich wurde das Land besetzt."
Lucius nickte.
„Darüber habe ich einiges gelesen. Die Muggel und wir haben wirklich viele Gemeinsamkeiten."
„Was du nicht sagst. Vielleicht wäre es gar nicht erst zu einem Voldemort gekommen wenn die Hexen und Zauberer sich mehr für die nichtmagische Bevölkerung interessieren würden. Zumindest hätte er dann vielleicht nicht so viele Anhänger gewonnen. Dann wären sie nämlich bestimmt vor einigen Parallelen zurückgeschreckt."
„Du meinst das dunkle Mal? Es erinnert wirklich sehr an die Nazis mit ihrem Hakenkreuz", gab Lucius zu.
„Und das ist nur ein Teil der Gemeinsamkeiten. Die Verfolgung einzelner Gruppen ist eine andere Parallele auf die man nicht gerade Stolz sein kann."
„Wohl wahr. Ich verstehe meinen Vater nach wie vor nicht. Er wollte unbedingt das wir uns einem Mann anschließen der von der Reinhaltung des Blutes faselt, dabei sind wir selber magische Wesen. Aber das wollte Vater nie hören."
„Außerdem war Riddle ja wohl selbst alles andere als ein Reinblut. Die Menschen sind ihm nachgerannt obwohl er seinem eigenen Ideal nicht entsprochen hat", schnaubte Harry.
„Und jetzt will es wieder keiner gewesen sein. Hast du eine Ahnung wie viele Todesser und Sympathisanten nach dem Krieg behauptet hatten sie wären nie auf der Seite des Irren gewesen? Alle machten plötzlich einen auf Severus Snape, das wurde sogar schon zu einem Running Gag. Bei den Auroren hieß es nur noch: ‚Hattest du heute auch schon einen Severus Snape?'"
Der junge Mann lachte spöttisch auf.
„Ich weiß, Dad hat es mir erzählt, ich habe teilweise wirklich herzlich über diese ‚Helden die immer für ein freies England gekämpft haben' gelacht."
„Haben sie ja auch, allerdings war ihre Freiheit eine andere als das was wir unter dem Wort verstehen."
„Oh, jetzt wird es philosophisch", schmunzelte Harry.
„Tut mir leid, es ist so kurzweilig mit dir zu diskutieren, darum komme ich auch auf solche Themen zu sprechen."
„Kannst du gerne machen, nur im Moment würde ich lieber wieder auf unsere heutigen Verfolger zurückkommen."
Lucius nickte und zeigte somit, das er zuhörte.

„Du hast gesagt dass die Bevölkerung ihre neugewonnene Freiheit genießen will. Sie möchten die Zeit die ihnen der Krieg gestohlen hat wieder haben?"
„So ist es. Worauf willst du hinaus?"
„Auf das was du selbst bereits angedeutet hast. Ist diesen Idioten denn nicht klar das sie mit magischen Wesen seit Jahren so verfahren wie es die Todesser mit der ganzen Bevölkerung gemacht haben? Dennoch behandeln sie fast alles was nicht Mensch heißt immer noch wie den letzten Dreck, ohne auch nur den Anflug eines schlechten Gewissens zu bekommen. Haben diese Wesen denn nicht auch endlich ihre Freiheit verdient?", wollte Harry mit zornigem Gesicht wissen.
Lucius wurde es warm ums Herz. Natürlich wusste er dass der junge Mann für die Rechte aller magischer Wesen kämpfte. Aber zu eben jenen gehörte auch der Blonde, darum freute er sich so über die Wut seines Gefährten.
„Kannst du mir sagen was daran so witzig ist? Du bist ein Veela, du müsstest ebenfalls sauer sein. Also hör auf so dämlich zu grinsen", giftete Harry.
„Ganz ruhig, kleine Wutmaus", schmunzelte der Aristokrat.
„Wie hast du mich genannt? Und warum soll ich ruhig sein?"
„Ich hab dich Wutmaus genannt. Und ich habe auch nicht gesagt dass du ruhig sein, sondern dass du dich beruhigen sollst. Ich bin ganz deiner Meinung, auch mich machen die Gesetze, wie sie im Moment sind sehr wütend. Ich habe mich nur darüber gefreut dass du ebenfalls etwas dagegen hast, darum das dumme Grinsen. Schließlich bin ich auch ein magisches Wesen, wie du so schön erkannt hast. Nur habe ich das Glück zu einer Spezies zu gehören die von den Menschen geliebt, verehrt und geschätzt wird. Viele wünschen sich eine Veela als Partner, darum käme es ihnen nie in den Sinn diese Wesen schlechter zu behandeln als ihresgleichen."
„Pah, also muss man für die Menschen von Nutzen sein um Rechte zu haben? Ja, Zauberer sind in der Tat genauso wie die Muggel. Wird wirklich Zeit das sich an dieser Einstellung was ändert. Wir sollten auf jeden Fall vermeiden das noch ein Magier daherkommt und mit der Unzufriedenheit der Menschen, Wesen, Tiere, was weiß ich, einen Krieg vom Zaun bricht."
„Ich bin wieder einmal ganz deiner Meinung. Mir wird immer klarer warum wir Gefährten sind, wir wollen das Gleiche."
Harry grinste und schnappte sich sein Glas.
„Dann lass uns die Welt ändern."
„Dafür muss ich den Minister allerdings noch mehr zur Marionette machen", warnte Lucius seinen Partner.
Das Lächelnd das ihm darauf hin von Harry zugeworfen wurde war satanisch.
„Ich weiß."
„Du magst den Kerl nicht", stellte Lucius belustigt fest.
„Irrtum, ich hasse ihn und es ist mir auch egal wie das klingt. Zwar will ich nicht dass er stirbt aber ich habe bestimmt nichts dagegen einzuwenden wenn er in Zukunft von dir an der kurzen Leine gehalten wird. Eigentlich müsste der Mistkerl nach Askaban. Er hat schließlich ein ganzes Land ein Jahr lang belogen und somit in Gefahr gebracht. Einfach weil er Schiss vor der Wahrheit hatte. Lieber machte er einen Jugendlichen nieder. Feige Arschgeige."
„Ich kann deine Wut verstehen, nur bitte keine Kraftausdrücke mehr."
„Bist du so zart besaitet?", stichelte Harry etwas.
„Nein, aber ich habe eine sehr ausgeprägte Phantasie, und ich habe gerade das Bild von Fudge als Arschgeige im Kopf. Davon werde ich Alpträume bekommen", grummelte der Blonde.
Harry brach in schallendes Gelächter aus und verschüttete beinahe seinen Saft. Sofort war Lucius wieder zufrieden, er liebte es wenn sein Partner so fröhlich war. Da nahm er auch die bösen Bilder in Kauf. Ganz automatisch fing er an zu singen.

Durch seinen Lachkrampf hindurch hörte Harry plötzlich sehr bekannte und wunderschöne Töne.
„Du zwitscherst", stellte er fest.
„Ich singe", kam es von Lucius.
„Nein, du zwitscherst, und es gefällt mir. Mach bitte weiter."
Natürlich kam Lucius der Bitte gerne nach. Er zog Harry auf seinen Schoß und sang ihm die nächste halbe Stunde etwas vor. Ja, singen, er würde nie von sich behaupten zu zwitschern. Erst als sein Hals anfing zu kratzen hörte er auf.
„Du hast eine tolle Stimme. Können alle Veela so gut zwitschern, oder ist das wieder die berüchtigte Malfoy-Perfektion?", wollte Harry wissen während er Kreise auf Lucius' Brust malte.
„Alle Veela können singen, aber vermutlich hast du mit deiner Vermutung gar nicht mal so unrecht. Meine Familie wollte schon immer in allem was sie tat herausragend sein. So eben auch bei den magischen Eigenschaften. Du als mein Gefährte findest meinen Gesang natürlich noch um einiges schöner als alle anderen es tun."
„Mhm, möchtest du was trinken? Singen ist doch bestimmt anstrengend", damit reichte Harry dem Blonden sein eigenes Glas weiter, das von Lucius stand zu weit weg.
„Danke."

„Sag mal, die Möbel, die gehören doch nicht der Schule?"
Lucius setzte das Glas ab und blickte seinen Gefährten irritiert an.
„Wie kommst du jetzt darauf?"
„Es ist mir schon früher aufgefallen, ich habe nur vergessen dich danach zu fragen. Und, sind es deine Möbel?"
„Natürlich, denkst du ich würde mich mit weniger als dem mir bekannten Luxus zufrieden geben?"
Harry lachte herzhaft auf.
„Ihr Malfoys seid so eitel wie ihr gut aussehend seid."
„Vielen Dank, und ja, das sind wir."
„Wie lange brauchst du im Bad?", stichelte der junge Mann wieder.
„Du hörst dich schon an wie Severus. Ich brauche vierzig Minuten, und das ist nichts gegen meinen Sohn, der benötigt über zwei Stunden."
„Bitte?! Was treibt der Kerl so lange da drin?"
„Ich habe keine Ahnung, und ich habe ihn auch noch nie gefragt", gab Lucius zu.
„Wenigstens hat er mit dem blöden Gel aufgehört, das sah immer furchtbar aus. Millicent wird ihm bestimmt auch dankbar dafür sein."
„Sie war der Grund warum er das Zeug endlich wegließ. Die junge Dame hat sich schon immer über das schleimige Aussehen seiner Haare lustig gemacht. Und seid Draco weiß das sie seine Gefährtin ist macht er alles um ihr zu gefallen. So wie ich es bei dir mache. Nur bin ich mir sicher das mir keine solchen Schnitzer unterlaufen wie meinem Sohn."
„Wow, bist du ein Angeber", lachte Harry.
„Nein, ich habe nur mehr Erfahrung als Draco", kam es völlig unbeeindruckt von Lucius.

Wenn Reinblüter experimentierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt