Genervt legte Harry seine Feder zur Seite und blickte zu Hermine.
„Okay, was ist los mit dir?", wollte er von der jungen Frau wissen.
Die hob fragend den Kopf.
„Nichts, was sollte los sein?"
„Mine, selbst ich merke dass du nicht bei der Sache bist. Und das wo es normalerweise du bist die immer darauf pocht das wir unsere Hausaufgaben machen", warf nun auch Ron ein.
Zuerst wollte Hermine weiterhin bestreiten das irgendetwas los war, aber die beiden Jungs hatten so einen Blick drauf den sie eigentlich nur von sich selbst kannte. Harry und Ron würden nicht locker lassen. Also gab sie sich geschlagen.
„Mir geht Professor Firenze nicht mehr aus dem Kopf", gab sie zu.
„Soll ich Blaise rufen, dann könnt ihr gemeinsam von dem Kerl schwärmen", maulte Ron.
„So habe ich das nicht gemeint. Hast du nicht bemerkt wie er mich heute angesehen hat? Als hätte ich ihm den Krieg erklärt."
„Vermutlich ist er immer noch sauer auf dich."
„Warum?", wollte die junge Frau von Harry wissen.
„Du hast ihn in unserem fünften Jahr ein Pferd genannt", erinnerte der Grünäugige das Mädchen.
„Ja, aber doch nur weil Lavender und Pavati mich so auf die Palme brachten. Außerdem habe ich es nicht zu ihm gesagt."
„Und du denkst gerade die beiden Tussis haben schön ihre Klappe gehalten? Dir hätte doch klar sein müssen dass sie das überall herumerzählen. So was ist für diese Klatschbasen doch ein gefundenes Fressen", warf Ron ein.
„Schon, aber wie gesagt, ich meinte es nicht so."
„Mine, wenn dich Draco morgen als Schlammblut bezeichnen würde, nur weil ihn jemand aufregt, würdest du einfach so darüber hinwegsehen? Und wenn Seamus Dean, aus den gleichen Gründen, einen Neger nennen würde, wäre der dann begeistert?"
„Bestimmt nicht", kam es von dem Dunkelhäutigen, der gerade an Harry vorbeiging und somit den Teil der Unterhaltung mitbekommen hatte.
„Siehst du? Und genauso fühlt sich Professor Firenze. Du weißt doch ganz genau das die Bezeichnung, Pferd, die schlimmste Beleidigung ist die man einem Zentauren an den Kopf werfen kann. Zwar nennen sie sich untereinander schon mal Ackergaul oder Pony, wenn sie sich ärgern wollen, aber das heißt noch lange nicht das andere Wesen über die gleichen Rechte verfügen."
„In Amerika nennen sich die Schwarzen untereinander auch oft Nigger, aber ich würde jedem Weißen davon abraten es ebenso zu machen", kam es noch hilfreich von Dean bevor er weiterging.
Hermine lehnte sich in ihrem Sessel zurück und drehte die Feder in ihrer Hand.
„Was soll ich tun?"
„Dich entschuldigen", schlug Harry vor.
„Aber wie soll ich ihm das denn erklären?"
„Gar nicht, es gibt nicht immer Rechtfertigungen, manchmal bleibt einem nur eine ehrlich gemeinte Entschuldigung. So habe ich es damals bei Dad auch gemacht als ich in das Denkarium geschaut habe. Glaub mir, eine Erklärung wollte der Mann nicht von mir hören. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Ich habe ihm schlicht und ergreifend gesagt dass es mir leid tut und ich mich für meine Neugierde entschuldigen möchte. Er bräuchte mir auch nicht zu verzeihen, ich wollte es ihm nur sagen. Wie wir wissen hat er mir dann doch verziehen", schmunzelte Harry.
„Also gut, ich werde mich bei dem Professor entschuldigen", seufzte Hermine.
„Dir wird schon kein Zacken aus der Krone fallen, denk nur mal daran wie oft ich mich schon habe entschuldigen müssen. Das letzte Mal als ich Harry wegen der Sache mit dem Auroren-Job so blöd angemacht habe", versuchte Ron seine Freundin zu beruhigen.
„Ich musste mich bisher aber noch nie bei jemandem entschuldigen", gab die junge Frau zu.
„Nur weil du noch nie diese Erfahrung gemacht hast heißt dass noch lange nicht das du nicht auch Fehler gemacht hast."
„Danke Harry, sehr nett", knurrte Hermine.
„Ich sage nur wie es ist, Draco hat sich auch erst einmal entschuldigt, und das bei uns, aber auch er hat in der Vergangenheit einen Haufen Mist gebaut. So ist es nun mal, wir machen Fehler."
„Ich nicht", ließ die junge Frau nicht locker.
„Stimmt nicht ganz, du machst im Unterricht und bei deinen Hausaufgaben und Tests keinen Fehler. Das Leben besteht aber nicht nur aus Büchern", hielt Ron dagegen.
„Was soll das schon wieder heißen?", brauste seine Freundin auf.
„Hauselfen", gab der Rothaarige ihr das Stichwort.
Und schon legte Hermine wieder mit den Rechten der kleinen Wesen los.
Harry und Ron seufzten, hörten dann aber gar nicht mehr zu.
„Sagt mal, warum rede ich eigentlich immer gegen Wände wenn es um dieses Thema geht? Harry, gerade von dir hätte ich mehr erwartet. Du musst diese Ungerechtigkeit doch auch sehen. Und Professor Firenze ist ebenfalls blind wenn es um Hauselfen geht."
„Nein, Mine, du bist es die blind ist. Du meinst es gut aber du machst in diesem Punkt alles falsch was man nur falsch machen kann. Der Professor hat es dir doch erklärt. Hauselfen lieben ihre Arbeit, das hat dir auch Dobby mehr als einmal versucht zu erklären. Was dagegen gar nicht geht ist dass man die kleinen Helfer wie Dreck behandelt. Wenn du an dieser Situation unbedingt etwas ändern willst dann darfst du den Hauselfen nicht ihre Natur verbieten. Hingegen ist nichts dagegen einzuwenden wenn du den Zauberern auf die Finger klopfst. Ihnen musst du klar machen dass sie sich schäbig ihren Hausangestellten gegenüber benehmen, sie müssen es lernen, nicht die Elfen. Denen tust du keinen Gefallen wenn du sie dazu bringen willst so zu leben wie ein Mensch. Sie sind nun mal keine Menschen, begreif das doch endlich. Nicht alle müssen so leben wie du um ein tolles und erfülltes Dasein zu fristen", erklärte Harry der jungen Frau geduldig.
Hermine war mehr als unzufrieden, für sie war es nach wie vor Sklavenarbeit. Die Hauselfen sollten bezahlt und eingekleidet werden, sie hatten freie Tage und Urlaub verdient, aber nicht mal ihre besten Freunde waren auf ihrer Seite.
„Ich werde etwas gegen diese Missstände unternehmen und irgendwann werden die Hauselfen selbst aufstehen und für ihre Rechte kämpfen."
„Solange du sie nicht dazu zwingst ist das in Ordnung. Denn auch wenn du es nicht gerne hörst, ihnen deine Meinung aufzudrängen ist ebenfalls nichts anders als Sklaventreiberei."
Hermine starrte den Grünäugigen finster an, sagte aber nichts. Schließlich wusste sie selbst wie sehr es die Hauselfen verabscheuten wenn Hermine ihnen Kleidung oder die Freiheit aufdrängen wollte. Auch wenn sie das absolut nicht verstand. Vielleicht musste sie die Sache wirklich anders angehen. Aber aufgeben, das würde sie mit Sicherheit nicht.
Ron und Harry sahen ganz genau wie sich der Gesichtsausdruck ihrer Freundin veränderte.
„Wow, ich glaube du bist wirklich zu ihr durchgedrungen und das nach nur drei Jahren", staunte Ron.
„Das überrascht mich jetzt selbst ein wenig. Hey, Hermine, wenn du tatsächlich versuchen willst die Zauberer davon zu überzeugen mit ihren Elfen besser umzugehen dann unterstütze ich dich voll und ganz", grinste Harry.
„Ich auch", stimmte Ron mit ein.
„Echt?", meinte Hermine verblüfft.
Beide Jungs grinsten nur.
„Wow, hätte ich jetzt nicht gedacht, habe ich mich denn wirklich so verstockt benommen?"
„Oh, ja", kam es von den jungen Männern.
„Dabei will ich doch nur helfen."
„Aber die Leute müssen es auch als Hilfe ansehen. Geh doch mal in die Küche und frage die Hauselfen wie genau sie sich ihr Leben vorstellen. Ich bin mir sicher sie erklären es dir gerne. Und wenn du schon dabei bist, so könntest du es auch bei den Zentauren machen, dann würdest du vielleicht nicht mehr bei ihnen anecken."
Hermine schüttelte es bei Harry Worten richtig.
„Ich begreife noch immer nicht was an dieser Art der Brautschau so toll sein soll. Wenn Ron auf die Idee käme auch nur einmal Hand an mich zu legen, ...."
„Wäre ich in sekundenschnelle tot", grinste der Rothaarige.
„Ganz genau. Und sie finden das romantisch. Ich begreife das nicht."
„Weil du ein reiner Vernunftmensch bist, die Zentauren hingegen sind Krieger mit einer komplett anderen Lebensweise", kam es von Harry.
„Und was soll das für eine Logik sein?", empörte sich die einzige Frau in der Runde.
„Siehst du? Du kommst schon wieder mit Logik, aber gut, ich will es dir erklären. Die Zentauren leben schon seit Ewigkeiten im Wald sie haben sich komplett an dieses Leben angepasst sie gehen auf die Jagd sind aber alles andere als Wilde. Zum Beispiel würden sie ihr Fleisch niemals roh essen. Außerdem leben sie sehr wohl in Hütten, nur sind die eben anders gebaut als unsere Häuser. Ackerbau betreiben sie auch. Aber sie jagen ihr Essen eben auch. Und jetzt sag mir, könntest du das? Wärst du dazu fähig ein süßes Reh zu töten und zwar nicht mit einem sanften Zauber sondern mit einer Waffe. Wärst du dazu in der Lage dieses Tier dann auch noch auszunehmen und zu häuten?"
Hermine schauderte immer stärker als sie die Worte hörte.
„Auf keinen Fall, ich bin zwar kein Vegetarier aber ich bin heilfroh dass ich mein Essen nicht selbst erlegen muss. Ich würde ansonsten wohl sehr schnell nur noch Obst und Gemüse zu mir nehmen. Allein bei dem Gedanken wird mir übel."
„Eben, aber wenn man in der wilden Natur lebt dann darf man nicht so zimperlich sein. Und man ist es auch nicht, dafür sorgt die Erziehung. Aus diesem Grund ist es doch völlig logisch das die Zentauren sich einen Partner suchen der ebenso stark ist wie sie selber. Und am leichtesten findet man raus ob jemand zu einem passt wenn man gegeneinander kämpft. Du, und auch ich, hätten in dieser Welt nie und nimmer eine Chance. Denn auch ich bin nicht fähig dazu mir mein Essen auf diese Weise zu beschaffen. Blaise hingegen traut es sich zu, ob er wirklich dazu in der Lage ist wird sich aber noch zeigen. Oder denkst du sein zukünftiges Training wird ‚nur' das Kämpfen beinhalten?"
„Du meinst sie werden ihm auch zeigen wie man in der freien Wildbahn überlebt?", staunte Hermine.
„Mit Sicherheit", grinste nun Ron.
Wieder schüttelte sich Hermine.
„So ein Leben wäre absolut nichts für mich", gab sie zu.
„Das ist auch nicht nötig. Wie Firenze gesagt hat, man kann auf verschiedene Weisen leben, keine Art ist schlechter als die andere, solange sie niemandem schadet."
„Sag das mal den Tieren", gab Ron zu bedenken.
„Ähm", war alles was von Harry kam.
„Dennoch ich denke nicht dass die Zentauren und ich je richtige Freunde werden", seufzte die junge Frau.
„Das ist auch gar nicht nötig, nur respektieren solltet ihr euch gegenseitig. Und um Himmels Willen, sei in Zukunft nicht so schulmeisterlich", bat Harry.
„Ich werde es versuchen, versprechen kann ich es allerdings nicht", gluckste Hermine.
DU LIEST GERADE
Wenn Reinblüter experimentieren
Fanfiction!Diese Story gehört @Shiorinekoi auf FF.de! Spielt im siebten Schuljahr von Harry, Voldemort ist Geschichte. Lucarry.