21.Bin ich so schlimm

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Ich eilte das Ufer entlang und schmiss mich auf ein Handtuch, das am Boden lag. Mir ging dieser dämlicher Kuss nicht aus dem Kopf. Meine Gedanken waren das reinste Durcheinander. Ich erspähte Pan, der auf mich zu schlenderte, als wäre nichts gewesen.

Bitte nicht. Wieso kann das nicht ein böser Albtraum sein, aus dem ich gleich aufwache? Aber vorhin habe ich Pan verärgert. Vielleicht hat er mir wieder dieses Zeug eingelöst.

Pan entgegnete:,, Bin ich etwa so ein schlechter Küsser?" Ich hätte Tod umfallen können. Mir ging auch schon langsam die Luft aus. Pan erläuterte provokativ:,, Trisch, du solltest ruhiger atmen oder ich muss dich sonst Mund zu Mund beatmen und ich bezweifle, dass du das willst." Mein Atem setzte jetzt komplett aus. Neben mir lachte Pan sich schlapp. Er genoss den Anblick meines Leidens. Danach lächelte er nur noch teuflisch. Ich fing mich wieder und nuschelte:,, Du hast die Grenze überschritten." Er raunte:,, An diese Art von Folter könnte ich mich sogar gewöhnen. Aber du hast Unrecht, die Grenze steht noch. Vergessen, küssen erlaubt?" Ich warf ihm einen Todes Blick zu und schnaufte genervt aus.

Er legte seine Finger unter mein Kinn, damit ich ihm in seine Augen blicken musste, die ich davor mied. ,, Du solltest mir mehr Respekt erweisen. Also ignorier mich nicht," murrte er. Ich äußerte:,, Wie kann ich mir sicher sein, dass ich nicht schlafen." ,,Traust du mir nicht zu, dass ich so weit gehen würde," löcherte Pan, während er mich böse angrinste. ,, Nachdem du einen Menschen ermordet hast trau ich dir alles außer Freundlichkeit und Sicherheit zu," erklärte ich. Schon wieder schwiegen wir beide bis Pans Stimme die Stille durchbrach:,, Wieso stellst du mir keine Fragen?" Ich redete:,, Es bringt nichts Fragen zu stellen, da du immer sauer wirst und selbst ich gehe unnötigen Streiten aus dem Weg. Manchmal, besser gesagt in seltenen Fällen, erhalte ich eine halbe Antwort von dir, die jedoch nur noch mehr Fragen aufwirft. Also was sollte mir das bringen außer Ärger?"

Seine Augen starrten mich voller Neugierde an. Er legte seinen Kopf wieder mal schief und äußerte:,, Hätte nicht gedacht, dass du diesen Weg einschlägst. Mein Turm ist nun gefallen. Jetzt habe ich nur noch einen."

Redet er in Metaphern? Aber natürlich. Deshalb hat er mich als Dame in den ersten Tagen bezeichnet. Jede Entscheidung, die er im Leben trifft gleicht den Figuren eines Schachbrettes. Er spielte weiß, da er den ersten Zug tätigte, um das Spiel überhaupt ins Leben zu erwecken.

Ich lag die ganze Zeit über am Ufer neben Pan, der seinen Blick auf Samira richtete. Er wirkte genervt, da Felix bei ihr war und ihr voll und ganz unterlegen war. Als die Sonne drohte vom Horizont zu verschwinden machten wir uns auf den Weg zum Langer. Während wir zurück zum Lager wanderten, redete ich mit Samira über die Ereignisse. Doch ich verschwieg ihr die Sache mit dem Mann. Sie merkte, dass ich etwas vor ihr verbarg, wollte es, aber in Pans Nähe nicht ansprechen. Ich wollte das Gefühl nicht los werden beobachtet zu werden.

Im Lager angelangt setzten Samira und ich uns auf einen Baumstamm abseits der anderen. Samira forderte:,, Jetzt kannst du mir die ganze Wahrheit erzählen." Ich sprach:,, Pan wurde von einem Mann beliefert, der nicht aus Neverland stamm und ihn dann wegen irgendeinem Hirngespenst getötet." Sie erklärte:,, Er will keine Augenzeugen, deshalb hat er ihn beseitigt. Das ist doch eindeutig. Er ist kein Anfänger." Klingt einleuchtend. ,, Okay, wir müssen zur Sache. Wir könnten ihn auf eine falsche Fährte führen und ihm dann das Fläschchen mit dem Inhalt wegnehmen. Die Verloren Jungs spielen dabei eine wichtige Schlüsselrolle." Gespannt lauschte ich ihrem Plan zu und bejahte es zum Schluss mit einem Kopfnicken.

Peter Pan, du hast keine Ahnung was auf dich zukommt. Nächstes Mal überleg es dir zwei Mal mit welchen Personen du dich anlegt.

Der Abend warf keine besonderen Ereignisse auf, bis es hinter mir ihm Gebüsch raschelte. Ich tapste näher, um zum Ursprung der Geräusche zu gelangen, doch da war nicht außer eine farbige Feder. Ich nahm diese und betrachtete sie näher. Samira fragte:,, Was ist los Trisch?" Ich entgegnete:,, Ich dachte ich hätte etwas gehört. Aber ich habe mich da geirrt." Trotzdem steckte ich die Feder sicherheitshalber ein. Man weiß ja nie wann Sowas nützlich sein könnte. Samira und ich saßen den ganzen Abend auf dem Baumstamm, bis Pan befahl, dass alle schlafen gehen sollen. Müde trottete ich hinter Pan her zum Baumhaus.

Nach kurzer Zeit schlief ich auch ein, obwohl Pans Arm auf mir lag, damit ich nicht flüchten konnte. Mitten in der Nacht riss mit das Knacken von Ästen aus dem Schlaf. Vorsichtig glitt ich aus Pans Armen und begab mich nach unten. Keine Zwei Sekunden unten, drückte mir eine Person mit einer Maske ein Tuch ins Gesicht. Ich weigerte mich einzuatmen, da mir bewusst war, dass höchst wahrscheinlich das Tuch in irgendein Betäubungsmittel getränkt wurde. Mir ging die Luft aus, wodurch ich doch Ohnmächtig wurde. Alles um mich herum wurde schwarz und ich vernahm nur noch einen Gedämpften Schrei von irgendjemanden.

Lilith P. O. V.
Mich packte so ein seltsam maskierte Typ am Arm und flüsterte:,, Keine Sorge! Wir wollen dich befreien." Ich erspähte Beatrix, die bewusstlos am Boden lag und entgegnete, während ich mich aus seinem Griff befreite:,, Für mich sieht es nicht so aus, denn meine Schwester liegt da auf dem Boden." Der Fremde meinte:,, Dann nehmen wir sie auch mit." Er winkte die anderen zu sich und deutete auf Trisch. Alle nickten und einer von denen warf sie über die Schulter. ,, Ich heiße Liam. Wenn du mitwillst, dann nimm meine Hand und folge mir. Aber schön leise. Okay?" Liam hielt mir seine Hand hin, die ich auch annahm. Ich irrte schon eine Weile im Dschungel herum.

Wie lange soll das, denn noch dauern. Mir ist langweilig und Trisch hängt nur auf der Schulter. Pan wird sich grün und blau ärgern. Wenn Trisch aufwacht wird sie sich aufregen. Vielleicht vermisst mich Alex. Man kann sich ja nie sicher sein. Ich denke zu viel. Wann kann ich wieder reden, ohne zu befürchten von Pan zurück geholt zu werden. Schweigen ist unvorstellbar schwer.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Indianer etwas in ein Baum raunten.

Was soll das? Hier befindet sich nur eine leere Lichtung. Nichts weiter. Die haben sie nicht mehr alle. Na super! Ich bin mit Verrückten mit gegangen.

Plötzlich konnte ich Hütten und Zelte erblicken, die vor einer Sekunde noch nicht da waren. Zwei Männer mit Speeren standen urplötzlich vor mir, wodurch ich ein großen Schritt nach hinten machte. Einer der zwei begrüßte Liam und die anderen:,, Wir hatten schon Sorge, dass wir euch aus Pans Klauen befreien müssten. Wie ich sehe, habt ihr Personen aus dem Lager dabei." Liam unterbrach:,, Schwarze Klaue, hier handelt es sich nicht um Gefangene sondern um Gäste. Wie es scheint, wurden sie von Pan gefangen gehalten." Sie nickte und brachten mich zu einer alten Dame. Dieser Ort war richtig cool. Ich genoss die volle Aufmerksamkeit, die ich von allen erhielt. Die alte Dame stellte sich vor:,, Ich bin weiße Feder. Komm setzt dich zu mir kleines." Unsicher schaute ich zu ihr. Ich entschied mich doch Platz zu nehmen. Am Anfang redeten wir wenig, aber zum Schluss übernahm ich das ganze Reden für uns beiden, da ich sonst von dem Schweigen den Verstand verliere. Schweigen liegt mir gar nicht. Es ist nämlich mein Albtraum Nummer eins von mir nicht sprechen zu können. Meine Stimme ist zu schön für eine solche Tragödie.

The dark side of NeverlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt