Kapitel 30 🚬

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Paar Tropfen Tili, seh' den Film an mir vorbeifahren
Lieber Gott, ich fühle mich so einsam."-Tilidin

Aleynas Sicht
„Ach du scheisse.", hörte ich die blonde Albanerin neben mir sagen.

Immer noch wie erstarrt stand ich vor dem komplett verwüsteten Wohnzimmer und bewegte mich keinen Zentimeter. Erst nach einer Minute schloss ich die Wohnungstür hinter mir und machte vorsichtig ein paar Schritte in Richtung Küche. Überall lagen irgendwelche Sachen rum. Die Schränke waren aufgerissen. Als ich in der Küche ankam, war der Kühlschrank offen und diese eine Kiste, die ich schonmal gesehen hatte, war leer.

„Nein...",sagte ich so leise, dass man es fast nicht hören konnte.

„Was hast du gefunden?", fragte Orhidea.

„Als ich einmal bei ihm geschlafen habe, weil mein Vater nicht zuhause war und ich meinen Schlüssel zuhause vergessen hatte, wollte ich mir nachts was zum trinken holen. Dann hab ich den Kühlschrank aufgemacht und da stand diese Box drin mit ein paar Spritzen.", erklärte ich und zeigte auf die jetzt leere Box, die auf dem Küchentisch stand.

Flashback
Ich öffnete den Kühlschrank und war verwundert als ich eine Box mit 5 Spritzen dort stehen sah. Ohne die Box rauszuholen konnte ich sehen, dass in den Spritzen eine Flüssigkeit drin war.
„Warum bist du wach?", hörte ich plötzlich seine Stimme hinter mir.
„Ich kann nicht schlafen. Was ist das?"
„Was ist was?"
„Die Spritzen. Was ist da drin?"
„Nichts was du wissen musst."
„Was ist da drin.", fragte ich diesmal etwas ernster.
„Digga du musst nicht alles wissen. Ich lass dich hier für paar Tage wohnen, aber du musst nicht meinen ganzen Lebensinhalt wissen. Es gibt Sachen, die dich nichts angehen und bei denen es besser ist, wenn du darüber nichts weißt.", sagte er kalt, machte den Kühlschrank zu, guckte mich an und verließ die Küche.

„Guck, das ist ein Grund warum er nicht will, dass du sowas alles mitbekommst, Zemer.", erklärte sie mir ruhig.

„Ich weiß es doch, aber jetzt ist er im Krankenhaus und wacht vielleicht garnicht mehr auf. Ich habe ihn eine Woche nicht gesehen und schon ist er wieder ein Junkie.", sagte ich leise mit brüchiger Stimme.

Das ist nicht deine Schuld. Er hätte früher oder später sowieso wieder zu den Drogen gegriffen. Ob er dich gesehen hätte oder nicht. Irgendwann wäre es sowieso passiert. Vielleicht nicht so schlimm wie es jetzt ist, aber passiert wäre es zu 100%. Und er wird wieder aufwachen. Versprochen.", versuchte sie mich zu beruhigen, was auch für einen kurzen Moment funktionierte.

Ich nickte nur, damit ich nicht anfing zu weinen und lief aus der Küche, um in sein Zimmer zu gehen und ein paar Sachen in seine Tasche zu packen. Auch sein Schlafzimmer war total verwüstet und seine schränke und Kommoden standen alle offen. Als ich ins Badezimmer ging, um seine Zahnbürste zu holen, traute ich meinen Augen nicht. Sein Spiegel und der Medizinschrank waren beide kaputtgeschlagen. Mit einem Blick auf den Boden sah ich, dass er sich übergeben hatte und überall Blut war. Auf dem Waschbecken lag ein leeres Blister, wo vorher Tabletten drin waren. Daneben die Verpackung der Tabletten. „TILIDIN AL comp. 200 mg/16 mg Redarttabletten". Schon als ich das erste Wort las, was auf der Verpackung stand, verstand ich was es war. Tilidin. Schon wieder. Die Spritzen waren leer und dann auch noch diese Tabletten.

„Wo bist du?", rief sie durch die Wohnung.

„Badezimmer."

„Ach du heilige scheisse.", brachte sie nur raus, als sie den Anblick sah, den ich schon zwei Minuten vorher entdeckte.

„Kannst du ins Krankenhaus fahren und die Tasche dahin bringen? Man kann das alles hier nicht so lassen und ich will nicht, dass er alles genau so wieder auffindet, wenn er irgendwann wieder nach Hause kommt.", bat ich sie.

„Soll ich dir nicht lieber helfen?", fragte sie besorgt.

Ich schüttelte meinen Kopf.

„Ich mache das schon. Fahr du dahin und ruf mich an, wenn ihr was wisst. Ich komme dann nach sobald ich fertig bin.", versicherte ich ihr.

Sie nickte nur, nahm mir die Tasche aus der Hand und verließ die Wohnung. Zuerst öffnete ich im Badezimmer das Fenster. Dann holte ich einen Besen, um die Scherben auf einen Haufen zu fegen und dann gründlich den Boden wischen zu können. Die Scherben entsorgte ich im Müll. Als das Badezimmer fertig war, ging ich zurück in sein Schlafzimmer und legte alle Sachen ordentlich in seinen Schrank zurück. Auch dort machte ich das Fenster auf, damit frische Luft reinkommen konnte. Nachdem ich dann noch sein Bett ordentlich machte, ging ich ins wohnzimmer, um auch dort alles wegzuräumen. In der Küche tat ich das gleiche und steckte schnell alle Putzlappen, mit denen ich jedes Zimmer seiner Wohnung wischte, in die Waschmaschine und stellte sie an. Als dann nach einer Stunde die Wohnung wieder aufgeräumt war, machte ich mich wieder auf den Weg zum Krankenhaus. Dort angekommen kamen direkt Capi und Orhidea auf mich zu.

„Was ist los?", fragte ich verwundert.

„Er ist zwar noch nicht ansprechbar, aber sein Herzschlag ist wieder normal. Wir waren schon bei ihm. Wenn du willst kannst du auch rein.", erklärte Capi mir.

Sofort fiel mir ein Stein vom Herzen und ich nickte dankend. Ich ging auf sein Zimmer zu und öffnete vorsichtig die Tür. Was ich dort sah, lies mich wieder unregelmäßiger atmen. Abgesehen von der Tatsache, dass ich Hussein das erste mal nach einer Woche wieder sah, war seine Rechte Hand verbunden. Auf dem Mund des Libanesen war eine Atemmaske und er war mit etlichen Geräten verbunden. Leise schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich vorsichtig an seine Bettkante. Ich nahm behutsam seine Hand, als wäre er eine Porzelanpuppe, die bei einer Berührung drohte zu zerbrechen. Sofort stiegen mir wieder die Tränen in die Augen. Ich fühlte mich so schuldig. Ich hätte mich einfach bei ihm melden können oder zu ihm fahren. Immerhin wusste ich wo er wohnte. Erst bei diesem Anblick merkte ich, was er mir eigentlich bedeutete. Er hatte mir einen Monat lang den Rücken freigehalten und mir geholfen, wo er konnte. Nie hatte ein Mensch so viel für mich gemacht wie er. Auch wenn er viel Dreck am Stecken hatte, wollte ich an seiner Seite sein. Ich vertraute ihm mit meinem ganzen Herzen. Dieser Mann wusste alles. Alles über meine Probleme zuhause. Er verstand mich einfach und verurteilte mich nicht. Sein Charakter und seine Art waren einfach nur Goldwert und ich hoffte, dass er seine Entscheidung nochmal überdenkt, wenn er aufwachte. Ich zog seine Decke ein bisschen höher und machte vorsichtig das Fenster des Krankenhauszimmers zu, da es relativ kalt war. Wieder setzte ich mich zu ihm und nahm seine Hand.

„Bitte wach schnell auf.", flüsterte ich mit brüchiger Stimme.

„Ich vermisse dich.", fügte ich noch hinzu.

Ich hätte schwören können, dass eine Träne über sein Gesicht gelaufen ist. Meine Tränen konnte ich sowieso schon lange nicht mehr zurückhalten. Langsam und vorsichtig streifte ich eine Strähne aus seinem blassen, aber immernoch makellosen Gesicht. Plötzlich klopfte es an der Tür.

„In zwei Minuten ist die Besuchszeit vorbei.", kam eine freundliche Schwester in das Zimmer rein.

„Dankeschön.", nickte ich.

Nachdem sie wieder auf den Flur verschwand, schaute ich ihn noch ein letztes Mal an.

„Ich liebe dich Hussein Akkouche.", flüsterte ich, während mir eine weitere Träne meine Wange runterlief, die aber von meiner Maske abgefangen wurde.

Wenn das nicht süß ist dann weiß ich auch nicht 🥺
Also in dieser Story wird noch relativ viel passieren aber sie wird nichtmehr so lange gehen weil ich danach eine neue anfangen will die auch komplett anders aufgebaut sein wird
Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag <33

Baby, du bist meine CataleyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt