" Danke, flüsterte ich."

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"Danke." flüsterte ich, aber er war mir so nah, dass er es sowieso hören konnte. Er lächelte mich an und sein Blick glitt nicht von meinen Augen ab. Wo war der schüchterne und zurückhaltende Junge aus dem Wald hin? Dieser hier hatte zwar Ähnlichkeit mit ihm aber er war anders. Er erschien selbstbewusster.

"Kommt ihr Turteltäubchen endlich oder wollt ihr die Schule schwänzen um euch weiter anzusabbern?" rief Erik, der mit den anderen schon einigen Abstand zwischen ihnen und uns gebracht hatte. Adrian rief etwas zurück und zog mich weiter.Wir erreichten die Schule und gingen mit den letzten Nachzüglern rein. Ich bemerkte, dass alle von Adrians Freunden mit uns gingen und wir scheinbar das gleiche Klassenzimmer ansteuerten.

"Gehen wir eigentlich alle in die selbe Klasse?" Ich wunderte mich, denn schließlich sahen die Jungs ein bisschen älter aus, vielleicht ein oder auch zwei Jahre während die ziemlich kleine Vanessa wesentlich jünger aussah, wobei ich mich da natürlich auch total täuschen konnte.

"Jip, das hängt mit diesem Austauschding zusammen. Damit sie zusammen bleiben und so. Außer ich natürlich. Aber gut, ich muss hier lang. Wir sehen uns dann auf dem Hof. Bis später." Es kam mir traurig vor, wie er das sagte aber seine Antwort auf meine Frage erschien mir ebenso irgendwie ausweichend.

Er ging davon, doch es entging mir nicht, dass er Marcel einen seltsamen Blick zuwarf, der ihm daraufhin zunickte. Ich schüttelte den Kopf und wollte nicht länger darüber nachdenken wie über vieles andere auch. Ich sah, wie Caroline sich immer noch angeregt mit Luke unterhielt. Da wollte ich sie nun wirklich nicht stören, denn sie konnte ich anscheinend heute auch vergessen, denn sie und Luke hatten nur Augen und Ohren für einander.

Wir betraten das Klassenzimmer wo wir erstmal von allen angestarrt wurden. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass das schon ein seltsamer Anblick war. Ich in mitten einer Gruppe von fremden Leuten ... ja gut. Als hätte ich es nicht geahnt, kam das Unglück in Form einer lebenden Barbiepuppe auch schon auf mich zugestöckelt. Und ja, ich sagte gestöckelt!

Wundert mich, dass ich noch keine Schrammen in ihrem angemalten Gesicht sah, weil sie sich durch ihre , meiner Meinung nach, hässlichen Schuhe auf die Fresse gelegt hat. Entschuldigt, meinen Ausdruck. "Unsere Niemand ist anscheinend wieder da und hässlich wie eh und je." Ihr widerwärtiges Lachen wurde von einigem Lachen der Anderen begleitet.
Ich senkte den Kopf und schaute auf meine Füße. Nur nicht aufregen, dachte ich. Das ist sie nicht wert und das würde die Sache nur noch schlimmer machen. Nur sahen das nicht alle so, denn plötzlich sah ich einen Schatten vor mir auf dem Boden.

"Jetzt pass mal auf, du Toilettentieftaucher mit Arschbeleuchtung!!! Wen nennst du hier hässlich wie eh und je? Hast du heute schon mal in den Spiegel geschaut? Oh guck mal da ist noch ein bisschen Gesicht unter den Haufen Scheiße, die du da ran geklatscht hast aber wenn ich du wäre, würde ich sowas auch verdecken. Damit kann man echt nicht draußen rumlaufen."

Im ersten Moment war Anne genauso geschockt wie ich. Doch sie fing sich schnell wieder und schaute bedrohlich auf Vanessa herab, die eher einen putzigen Eindruck machte. "Was willst du denn von mir, du Hobbit? Du Winzling bist ein Nichts im Vergleich zu mir." Sie trat auf Vanessa zu, die, als ich sie so sah, keinen niedlichen Eindruck vermittelte. Wie macht sie das?, dachte ich ehrfürchtig.

"Sag mal, hat dir jemand ins Gehirn geschissen oder warum laberst du so ne Scheiße?! Ich sag dir, was ich will. Du sollst meine Freunde gefälligst in Ruhe lassen und tust du das nicht, könnten wir Schwierigkeiten miteinander kriegen." Vanessa kam der Zicke gefährlich nahe, die jedoch nicht zurückwich. Noch nicht.

"Ach nur zu, du kleines Miststück. Mit dir werde ich leicht fertig." Ein Geräusch lenkte mich ab. Und es kam aus Vanessa. Ein bedrohliches Knurren ließ sie hören, was Anne verwirrt und erschrocken zurückstolpern ließ. "Du Gestörte!" Schrie sie Vanessa an, die aber nur grinste. "Komm schon, Ness. Wir wollten uns doch keinen Ärger einhandeln, weißt du noch?" Marcels tiefe Stimme zerriss die Spannung und entspannte mich ein wenig.

Ruf der Wölfe - #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt