"Ich lag nicht mehr ..."

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Ich lag nicht mehr auf der Erde vor unserer Haustür, sondern auf einem Sofa. Einem schönen weichen Sofa. Balsam für meine Glieder. Sie schmerzten nicht mehr sondern fühlten sich eher taub an. „Sophie?“ Ich hörte Carolines Stimme direkt über mir. Ich versuchte die Augen zu öffnen. Die grünen Augen meiner besten Freundin schauten besorgt auf mich herab. „Ist alles in Ordnung?“ Blöde Frage. Nichts war in Ordnung. Ich hatte seltsame Anfälle und ein komischer fremder Mann war mir auf den Fersen.

„Ja.“ sagte ich dennoch. „Ein Glück. Als dir dieser komische Mann eine die Hand au die Stirn gelegt hat, hast du aufgehört zu zucken und es sah aus als würdest du schlafen. Ich dachte ja schon ...“ Ich dachte, ich hör nicht richtig. „Er hat WAS? Der Mann von der anderen Straßenseite?“ Caroline schaute mich verständnislos an. „Er hat dir geholfen... oder etwa nicht? Sag bloß, dass war …“ Langsam machte es bei ihr anscheinend Klick. Besser spät als nie. Er hatte mir die Hand auf die Stirn gelegt und ich hatte aufgehört zu zucken? Wieso? Was hatte seine Berührung ausgelöst? Ich verstand die Welt nicht mehr...

„Ach du heilige Scheiße! Er hat uns die ganze Zeit beobachtet, kam rüber als er gesehen hat, dass dir nicht gut ist und hat dir die Hand auf die Stirn gelegt. Und du warst plötzlich ganz ruhig. Vorher hast du dich noch durch die Kante geschmissen, und um dich geschlagen. Meine Fresse, ich dachte, du hast irgendeinen Anfall. Für einen Herzinfarkt bist du aber  viel zu jung. Ich muss an den PC, ich will wissen was hier los ist.“ Sie sprang auf und rannte in mein Zimmer. Ich hörte wie sie ihn anschaltete und nach mir rief. „Ich komme ja schon. Ich glaub ich kann laufen. Und mir geht’s schon viel besser, danke der Nachfrage.“

Bei den ersten Schritten taumelte ich noch, doch dann ging es. Ich ging Caroline hinterher, die schon eifrig im Internet nach Antworten suchte. „Also es gibt hier einige Krankheiten mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und kurzzeitigen Lähmungen, wie zum Beispiel ein Schlaganfall oder Fazialislähmung, aber das erscheint mir alles so normal... bzw. einfach unwahrscheinlich. Versteh mich jetzt nicht falsch, Sophie, aber das ist nicht normal.“  Was in meinem Leben war schon normal? Ich hab mich schon früh mit meinen abnormalen Leben abgefunden. Aber anscheinend kann es doch noch schlimmer werden … „Hätt mich auch gewundert. Wenn es keine Krankheit ist, was ist es dann?“ Langsam wurde mir das alles zu viel. Ich will doch nur wissen, was mit mir nicht stimmt ... Das kann doch nicht so schwer sein. „Hm, hier ist etwas. Aber das ist völliger Schwachsinn. Es ist von einer mystischen Legende die Rede. Dämlicher Aberglaube ...“Toll, also kann das Internet uns auch nicht weiter helfen. Sehr schön.

„Sophie!“ hörte ich es aus dem Flur rufen. Meine Mutter … Der Tag kann ja nur noch besser werden. „Ich bin hier, Mama. Caroline ist bei mir, wir machen was für die Schule.“ Sie rief, dass sie uns etwas Kuchen bringen will, doch ich lehnte ab. Kuchen konnte mir jetzt auch nicht weiter helfen und ihre Spontanmomente der Fürsorglichkeit auch nicht. „Was machen wir denn jetzt?“ fragte ich verzweifelt. Caroline war wie immer die Ruhe in Person, der kühle Kopf von uns. „Erstmal Ruhe bewahren. Wir machen einen Plan. Was wissen wir? Was könnte sein? Was können wir tun? Ich brauch Stift und Papier und ran an die Arbeit.“ Und genau dafür liebe ich sie. Ich wüsste echt nicht, was ich ohne sie machen sollte. 

Ruf der Wölfe - #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt