"Als ich langsam ..."

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Als ich langsam in die Küche schlurfte und mich auf einem Stuhl niederließ, hätte ich sofort wieder einschlafen können. "Es war nur ein Traum, es war nur ein Traum, ..." war mein Mantra, was ich seit ich einen Fuß aus meinem Zimmer gesetzt habe, vor mich hin murmle. Das konnte einfach nicht wahr sein, Adrian konnte unmöglich in meinem Zimmer gewesen sein ... Geistesabwesend bereitete ich mir mein Frühstück zu und bereitete mich für die Schule vor. Es dauerte nicht lange, bis Caroline auch schon bei mir klingelte. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu warten, stürmte sie herein. "Sophie! Verdammt, was denkst du dir eigentlich?!" In meinem Kopf drehte sich alles. "Nicht so laut, in meinem Kopf findet gerade Karneval statt und du willst da doch nicht stören." Sie schaute mich an, als hätte ich nun vollkommen den Verstand verloren. Okay, mittlerweile glaubte ich das auch. "Ich habe dich gefühlte hundert mal angerufen. Wo hast du verdammt nochmal gesteckt?! Lucas hat mich angerufen, kurz nachdem dieser Kerl ihn weggeschickt hat. Er war krank vor Sorge! Und was hat dieser schräge Typ mit dir gemacht, dass du nicht mal in der Lage dazu  bist, deine beste Freundin anzurufen?!" So viel hatte ich sie noch nie am Stück schreien hören. Sie war verletzt, dass wusste ich, doch ich wusste auch nicht, wo ich anfangen sollte, um ihr das alles zu erklären. Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. "Es tut mir Leid." flüsterte ich kaum hörbar, doch sie muss es wohl gehört haben, denn ich spürte ihre beruhigende Hand auf meiner Schulter. "Erzähl mir, was passiert ist." Sie setzte sich mir gegenüber. Wir beide wussten, dass wir heute definitiv wieder zu spät kommen würden, doch das interessierte uns in dem Moment herzlich wenig, also erzählte ich drauf los. Keine Kleinigkeit ließ ich aus und Caroline machte sich eifrig Notizen, damit wir später aus der Sache schlau wurden. "Okay, wir müssen erst mal genau über alles nachdenken bevor wir voreilige Schlüsse ziehen. Ich frage mich nur, warum uns dieser Adrian noch nie groß aufgefallen ist ... Naja, jetzt müssen wir erst mal los. Komm schon. Trübsal blasen ist nicht!" Ihrer Motivation sind echt keine Grenzen gesetzt. Ich hievte mich nach oben und ging ihr hinterher. Ich fühlte mich wie ausgekotzt. Einfach alles wuchs mir über den Kopf und ich kam nicht mehr klar. "Und du bist dir ganz sicher, bei dem, was dieser Adrian gesagt hat? Du sollst ihm vertrauen? Wie sollst du das denn anstellen, nachdem er in dein Zimmer eingebrochen ist, ich meine, gehts noch?" Caroline redete den ganzen Weg über bis wir zur zweiten Stunde in der Schule ankamen. Es war Pause und auf dem Hof war ganz schön viel los. Schon von weitem sah ich meine absolute Lieblingsschulkameradin, welche sich an Lukas schmiegte und auf ihre Clique einredete. Doch das hatte ein Ende, als Lukas uns erblickte. "Sophie!" Er löste sich von Anne und kam auf uns zu gerannt. Er kam vor mir zum Stehen und schaute mich aus besorgten braunen Augen an. "Geht es dir gut?" Ich nickte und Caroline merkte, dass ich gerade keine wirkliche Lust hatte mit ihm zu sprechen und stellte sich ein Stück breit vor mich. "Entschuldige, Lukas. Aber gerade ist es ganz schlecht. Wir können ja später reden." Sie schaute mich an und ich nickte zustimmend. Doch mir wurde schlecht, als ich den Schmerz in seinen Augen sah. Meine beste Freundin nahm mich an der Hand und wir gingen an Lukas vorbei, doch ehe ich mich versah, packte mich jemand am Handgelenk und zog mich zu sich. "Nein! Wir reden jetzt." Lukas hatte mich mit so viel Schwung zu sich gerissen, dass ich in seinen Armen landete. Doch es ging alles so schnell. So schnell ich in Lukas Armen lag, genauso schnell stand ich wieder wo ich war und Lukas lag auf dem Boden. Zwischen uns ein ziemlich wütender Adrian.

Ruf der Wölfe - #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt