Alle Karten auf den Tisch

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Eigentlich wärst du jetzt noch für knapp eine Woche in Köln, da du Steff mit der aktuellen Situation allerdings nicht alleine lassen möchtest, hast du das Praktikum vorzeitig beendet. Seit Steff zurück nach Berlin gefahren ist, hast du kaum etwas von ihr gehört.
Irgendetwas stimmt da ja offensichtlich nicht. Was genau es allerdings ist, weißt du noch nicht. Es könnte natürlich sein, dass ihr komisches Verhalten 'nur' mit den Bildern zusammenhängt, aber das bezweifelst du.
Du hast schlimme Befürchtungen, ohne jeglichen Grund dafür.
Naja, da war doch noch etwas, dass Steff dir erzählen wollte... Warte- hat ihr sonderbares Verhalten etwa damit zutun? Was wollte sie dir bloß erzählen?
Es muss ja etwas 'schlimmes' gewesen sein, sonst wäre sie nicht so aufgelöst gewesen. Steff lagen an diesem Tag ja offensichtlich alle Nerven blank. Durch die Veröffentlichung der Bilder wurde ihr die Chance, die Karten auf den Tisch zu legen allerdings genommen. Ihr musstet euch dann erst darum kümmern und als das geschafft war, ist Steff ziemlich schnell wieder zurück nach Berlin gefahren. Seitdem ist also Funkstille bei euch beiden.
Du gehst davon aus, dass sie einfach total überfordert und am Ende ist und sie sich deswegen so distanziert hat. Um für sie da zu sein, machst du dich also auf den Weg nach Berlin, zurück zu ihr. Zurück in euer gemeinsames Zuhause und zurück zu deiner Steff.
Du möchtest jetzt einfach an ihrer Seite stehen und für sie da sein. Du denkst, dass Steff dich jetzt einfach braucht und deswegen hast du beschlossen alles stehen und liegen zu lassen, um bei ihr zu sein. Steff würde dasselbe für dich tun, also hast du da keinerlei Bedenken dabei.
Auf dem Weg zu ihr hältst du noch beim Bäcker und in einem Blumenladen an, um Brötchen und Blumen für Steff zu holen. Als all das geschafft ist, trägst du mühsam deinen Koffer die Treppen, zu Steff's Wohnung, hoch.
Vollgepackt mit deinen Sachen kramst du den Wohnungsschlüssel aus deiner Tasche. Beim Eintreten siehst du Schuhe an der Tür. Das sind aber weder Steff's, noch deine Schuhe. Von wem sind sie dann?
Hat Steff etwa Besuch?
Leise schließt du die Tür und stellst deinen Koffer ab.
Du nimmst die Blumen, die Brötchen und Steff's Geschenk. Du hast ihr in Köln nämlich noch ein silbernes Armband geholt. Einfach als kleines Geschenk für sie.
Die Brötchen legst du in der Küche ab und möchtest daraufhin ins Schlafzimmer. Beim Verlassen der Küche kommst du am Wohnzimmer vorbei, was dir einen riesen Schreck einjagt. Denn dort liegt Kleidung. Überall. Was ist hier passiert?
Dein Herz rast wie verrückt und du hast schlimme Befürchtungen. Als du ins Wohnzimmer gehst, merkst du, dass die Kleidung nicht allein Steff gehört.
"Steff, bitte nicht...", flüsterst du leise vor dich hin, während du nervös auf deiner Unterlippe kaust. Du spürst dieses schreckliche Gefühl von Angst und Unsicherheit. "Bitte, lass mich falsch denken...", flüsterst du erneut. Total zittrig läufst du in Richtung Schlafzimmer, wo sich deine Befürchtungen bestätigen. Du bleibst im Türrahmen stehen und kannst deinen Augen nicht trauen. In eurem Bett liegt Yvonne. Yvonne Catterfeld liegt in eurem Bett.
Die beiden Frauen scheinen dich nicht zu bemerken. Yvonne ist zu sehr damit beschäftigt, deine Freundin zu bewundern, während diese dabei ist sich unbeholfen ihre Kleidung anzuziehen. In sekundenschnelle eilen Tränen in deine Augen, welche ihren Weg kurze Zeit später auch schon über deine Wangen finden. Du möchtest etwas sagen, bist aber wie erstarrt. Wie versteinert stehst du einfach so da, im Türrahmen des Schlafzimmers. Du versuchst leise zu sein, kannst ein lautes Schluchzen allerdings nicht unterdrücken. Du hast damit Steff und auch Yvonne auf dich aufmerksam gemacht und sie schauen dich entgeistert an. Als sich Steff's und deine Augen treffen, lässt du alles in deiner Hand liegende fallen. Dein Herz bleibt stehen und du kannst nicht anders, als in Tränen auszubrechen. In Steff's Augen siehst du pure Verzweiflung, Angst und Reue.

Within your Reach {completed}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt