18 - Marcus

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Kaum war Ginny gegangen, ließ ich mich an den kalten Fließen des Duschraums hinab gleiten. 

Was war gerade nur wieder passiert, warum hatte ich ihm das nur von Conner erzählt? Sicher, es wussten alle hier in der Highschool, bis auf ihn... und eigentlich hatte ich es ihm gar nicht erzählen wollen, er sollte mich nicht so ansehen, wie meine Freunde oder die anderen Idioten hier, so mitleidig, so ohne eine Antwort darauf, wie sie jetzt mit mir umgehen sollten. Am Ende mieden mich die meisten einfach. 

Ja, es tat weh, mit Conner, aber wie ich auch Ginny gesagt hatte - ich konnte und wollte nicht mit ihm darüber reden.

Ich wollte endlich nach vorne blicken und ehrlich, mit Ginny konnte ich mir das erste Mal überhaupt vorstellen, jemanden wieder zu vertrauen, es war so seltsam, vor allem wenn ich mir immer noch sicher war, dass ich nicht Schwul war. 

Aber was war ich dann? Ich hatte nie auf einen anderen Jungen gestanden und nein, meinen besten Freund und mich verband nichts dergleichen außer unsere tiefe jahrelange Freundschaft.

Ich könnte darauf wetten, das meine Schwester eine Antwort darauf hätte, sie hatte dieses ganze LGBTQIA doch bereits durch und sicher für jeden Buchstaben in dem Alphabet dort eine Antwort.... aber was war ich davon? Was bedeutete es überhaupt alles? Außer, dass es ein riesiges Fragezeichen in meinen Kopf auslöste, sagte es mir nicht viel.

Wollte ich überhaupt etwas davon sein, mich in eine Schublade stecken lassen oder blieb ich einfach Marcus, der sich aus unerfindlichen Gründen in den cuten Nachbarsjungen verliebt hatte? Ich strich mir müde übers Gesicht. 

Vielleicht wäre es einfach an der Zeit mich hier in eine Ecke zu verziehen und versuchen zu pennen. Meinen Gedanken gerade machte mich nur noch panischer. Ich wusste nicht, was ich war, wo ich überhaupt hin wollte mit Ginny, vielleicht brachte der Tag morgen eine Antwort. Auf Wunder durfte man ja wohl noch hoffen.

*

Die Nacht war schrecklich, ich schlief natürlich nicht wirklich auf dem harten Fliesenboden, mein Schlafsack half da nicht im geringsten.
Mit tauben Knochen und Glieder war ich mehr aus der High School gekrochen als gegangen. Immerhin, das Auto meiner Mum stand direkt am Eingang und ich konnte mich unbemerkt rein schleichen, bevor, kurz darauf meine Schwester folgte. 

Sie schien wirklich fertig. Damit mein ich nicht, so wie sonst fertig - genervt, betrunken oder müde, nein, irgendwie kaputt, gebrochen.

Verwundert sah ich sie an.

"Hey, was ist los?"

Ein leises Schniefen entwich ihr.

"Nichts, was dich was angeht oder du verstehen würdest!", spie sie mich an.

"Ach komm schon Max", ich hatte ein leicht schlechtes gewissen, wir redeten mittlerweile so selten mit einander, eigentlich stritten wir nur noch. Natürlich hatte meine Schwester auch einige Probleme. Die gefühlt einzige in der High School von Wellsbury zu sein, die auf Frauen stand, war sicher nicht einfach. Aber sonst hatte sich einfach noch niemand so offen dort geoutet, und selbst wenn, hieß das ja auch nicht, das die beiden zusammen passen würden.

 Kompliziert. Ginny und mich hatte es dagegen einfach so zusammen getrieben, ohne das ich anfangs überhaupt gewusst hatte, das er Gay war. 

Sanft strich ich über ihren Unterarm.

"Ob du es glaubst oder nicht, ich versteh dich wahrscheinlich besser, als du dir vorstellen kannst", murmelte ich.

Verwirrt sah sich wieder zu mir.

"Wirklich?" Ich nickte.

Nochmals schniefte sie lautstark.

"Da ist dieses Mädchen, es war so eindeutig, zumindest für mich, das da mehr ist... aber als ich sie direkt gefragt habe,-" sie brach ab und dicke Tränen kullerten aus ihren Augen.

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt