09 - Ginger

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Ich war an diesem Freitag richtig gut gelaunt aufgestanden. Das Shirt von Marcus lag noch immer neben meinem Kopf am Kissen und noch immer roch so himmlisch gut nach diesem Jungen. Verdammt, warum machte er diese Dinge mit mir? Ich erkannte mich selbst kaum wieder und wenn meine Mum davon erfuhr, dann würde sie mit mir wieder "reden" wollen und ich hatte keine Lust auf dieses Gespräch.
Es war schön peinlich genug, dass ich vor einem anderen Jungen hart geworden war. Ich hoffte, dass Marcus es für sich behalten würde. Immerhin, waren jetzt ein paar Tage vergangen und nichts und niemand hatte mich seit dem schräg von der Seite angesehen. Allerdings hatte ich auch Marcus nicht mehr gesehen, er war krank gemeldet und aus Max hatte ich nichts heraus bekommen, was mit ihm los war. Lag es an dem was zwischen uns passiert war? Hatte es ihn womöglich genauso aus der Bahn geworfen wie mich?

Als ich in der Schule auf meine Freundin traf, umarmte ich sie natürlich sofort. Max freute sich, mich zu sehen und fing natürlich sofort wieder an, zu reden. Doch meine Augen sahen wie fremdgesteuert zu dem schönen dunkelhaarigen, der direkt hinter Max stand. Endlich war er wieder da. Sein Blick war unruhig und streifte meinen nur. 
Ich hörte nur halbherzig zu, denn als ich so neben Marcus her ging, spürte ich dieses Kribbeln in meinem Körper, das gefühlt bei jedem Schritt schlimmer wurde.
Es brachte mich noch zum Durchdrehen, doch als Marcus stehen blieb, hörte es auf und ich konnte ruhig zu meinem Spind gehen.
Max begleitete mich und erzählte mir, wo sie gestern mit Abby und den anderen aus der Clique war und dass ich unbedingt Mal mitkommen müsse.

Ich lächelte nur, damit sie Ruhe gab und holte die Bücher heraus, die ich brauchte. 

Als ich aber kurz zu Marcus rüber sah und das Mädchen erblickte, welches ihn einfach so küsste, konnte ich nicht weg sehen.
Maxim bemerkte meinen Blick und sah ebenfalls hin. Sie schien genauso verblüfft zu sein, wie ich.
»Scheiße, der hat eine Freundin? Warum krieg' ich keine?«, fragte sie deutlich frustriert und schüttelte dabei leicht den Kopf.

In mir fing es an zu brodeln und ich fragte mich, ob es Absicht war, dass er mir in meinem Zimmer vorgegaukelt hatte, dass er ständig an mich denken musste. Wollte er nur mit mir ficken, weil seine Freundin vielleicht nicht wollte?
Was war er denn bitte für einer? Ich kochte vor Wut. 

Als unsere Blicke sich trafen, versuchte ich ihm zu zeigen, wie sauer ich auf ihn war.
Ich knallte die Tür meines Schließfaches laut zu und ging dann den Gang hinunter. 

Ich konnte es einfach nicht glauben. Er hat mit mir rum gemacht, war zu mir gekommen und hat mir erzählt, dass er mich nicht mehr aus dem Kopf bekam und hatte zeitgleich die ganze Zeit eine Freundin?
Vielleicht hätte ich ihn auch fragen sollen, ob er jemanden dated, aber wer dachte denn schon an sowas?
Nur weil er kiffte, hieß das doch nicht, dass er ein Arsch ist oder? Naja, offensichtlich doch.

Maxim hatte Mühe, mit mir Schritt zu halten, da die meinen wütenden Schritt nicht gewohnt war.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte sie leicht belustigt und pikste mir in die Seite, was mich leicht grinsen ließ.
Wenn dieses Mädchen in meiner Nähe war, dann konnte ich einfach nicht länger sauer sein. Außerdem konnte sie ja nichts dafür, dass ihr Bruder ein absoluter Vollarsch war. 

»Ach keine Ahnung. Ich hab irgendwie Stimmungsschwankungen«, sagte ich achselzuckend. Die Wahrheit konnte ich ihr ja schlecht sagen und ich wollte einfach nicht mehr darüber reden. Da war das die beste Ausrede.

Max nickte nur und tätschelte meine Schulter.
»Wir Mädchen kennen das. Wir haben das immer wenn wir unsere Periode haben. Da spielt der Körper einfach verrückt. Vielleicht haben schwule Jungs das ja auch. Sowas wie eine Männerperiode. Dann bist du wohl unten oder?«
Sie kicherte aufgeregt und ich sah sie verwirrt an.
»Wie unten?«

»Na unten. Du weißt schon. Das Mädchen beim Sex.«

Ich erstarrte, da ich mich irgendwie ertappt fühlte. Das mit Marcus war kein Sex gewesen, also kein richtiger, aber ich war mir sicher, dass es darauf hinaus gelaufen wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte.

»Ich weiß nicht. Ich hatte noch nie«, gab ich zurück und Max umarmte mich einfach ohne wirklichen Grund. Ich war verwirrt. Wegen ihr, wegen mir, wegen Marcus und seiner dummen Tussi. Alles verwirrte mich. Mein ganzes Leben tat es und ich wusste nicht, wie ich es hinbekommen sollte, dass alles wieder so war, wie vorher. 

Plötzlich konnte ich meine Mutter ein bisschen verstehen. Es war einfacher, vor Dingen wegzulaufen, anstatt sie auszusitzen und zu warten, bis sie vorbei waren, aber ich war nicht so wie sie. Ich würde das hier durchstehen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Freunde. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen und schon gar nicht von so einem Arsch, der keine Träne wert war.

»Ich hab auch noch nie. Dann sind wir also Jungfrauenbuddys«, grinste sie glücklich, als hätte ich ihr gerade das schönste auf dieser Welt gesagt.
Sie war schon wirklich ein wenig verrückt, aber ich mochte sie. Sie tat mir gut und alles, was mir gut tat, durfte in meinem Leben bleiben.

Ich sah über die Schulter von Max und erblickte Marcus, wie er zu mir sah.
Was denn? Hatte ich was im Gesicht? Wollte er sicher gehen, dass ich mir die Augen wegen ihm ausheulte?
Gott, ich würde ihm am liebsten an die Gurgel gehen, dafür, dass er mit mir gespielt hatte. Ich hasste es, dass man mich immer unterschätzte, dachte, man könne alles mit mir machen und ich würde schön brav alles mitmachen.
Vielleicht sollte ich es einfach seiner Freundin sagen. Vielleicht sollte ich übertreiben und sagen, dass wir tatsächlich Sex hatten und wie gut es sich doch angefühlt hatte.

»Warte kurz. Ich bin gleich wieder da«, meinte ich zu Max und schritt auf Marcus und die Dunkelhaarige zu.
»Hey, weißt du, was Marcus letztens gemacht hat?«

Das Mädchen drehte sich stirnrunzelnd zu mir um und ich grinste. Dann sah ich zu Marcus und stellte zufrieden fest, dass er ein wenig Panik hatte, dass ich plaudern würde. Gerne ließ ich ihn noch ein wenig zappeln, kostete den Moment aus, in dem er da stand und auf meine Lippen starre, darauf wartete, was sie als nächstes sagen würden, damit er mich rechtzeitig stoppen könne, aber ich entschied mich dagegen.
Ich wollte nicht so ein Arsch sein und sein Leben zerstören. Er sollte nur ein bisschen Angst haben, aber nun beschloss ich, ihn zu erlösen.

»Er hat Kekse gebacken und sie uns rüber gebracht. Er ist wirklich ein netter Nachbar. Du hast Glück mit deinem Freund«, meinte ich und das Mädchen lächelte mir freundlich zu.
»Danke ich weiß.«

Kurz blickte ich noch Marcus an, hörte auf zu lächeln und ging einfach davon. Ich war zufrieden mit mir. Es hatte sich wirklich gut angefühlt, dem Arsch ein bisschen Dampf zu machen.

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt