2 - Marcus

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Ich seufzte, starrte aus dem Fenster, dann wieder zu meiner Tür. Sie war geschlossen. Doch auch so konnte ich meine Mum lautstark darüber schimpfen hören, dass ihr das Leben gerade zur Hölle machte.
Was stellt sie sich eigentlich so an? Dachte ich. Es war doch nur ein kleiner Joint mit kaum was drin gewesen, den ich da geraucht hatte. Gut, vor dem Haus zwar, aber jeder der vorbeikam, hatte es garantiert für ne normale Zigarette gehalten. Selbst Tom, unser ältester Nachbar hatte mich freundlich gegrüßt. Dass meine Mutter sich immer so aufregen musste! Es nervte mich kolossal, vor allem, wenn ich daran dachte, dass ich noch knapp drei Jahre unter dem Dach meiner Eltern, inklusive mit meiner verrückten sowie neurotischen Zwillingsschwester Maxim, leben musste. 

Wie gern hätte ich meine Sachen gepackt und wäre mit meinem Motorbike einfach davon fahren, hinaus in die Welt - so weit von hier weg wie nur irgend möglich.
Doch diese Möglichkeit stand mir leider erst ab Dezember offen. Noch war ich Fünfzehn und in Massachusetts konnte man wie in jedem Bundesstaat auch, erst mit sechzehn Motorrad fahren. 

Es war Conner und mein Traum gewesen, mit dem Bike eine zweimonatige Tour durch die Südstaaten zu machen - und seit seinem Tod gab es hier erst recht nichts mehr was mich noch in Wellsbury hielt. 

Er war mein bester Freund gewesen, seit der Middleschool, waren wir sprichwörtlich durch dick und dünn gegangen, haben zusammen die ersten Mädels klar gemacht, getrunken, geraucht, uns jedes Geheimnis anvertraut. Am Ende hatte er nichts mehr mit dem Brünetten, immer lächelnden, sommersprossigen Jungen mit dem rundlichen Gesichts gemein gehabt, dem ich so nah gestanden hatte - er war abgemagert, hatte jede Hoffnung Verloren. Mein Kumpel war elendig krepiert, an Krebs. Ich war bis zum Ende an seiner Seite geblieben. 

Und seit er weg war, fühlte ich mich verändert - als hätte ich mit seinem Tod nicht nur meinen besten Freund verloren, sonder auch ein großes Stück direkt aus meinem Herzen. Er war wie mein Schatten gewesen, immer für mich da und ich..., keuchte, stützte mein Gesicht in meine Handflächen, sollte endlich aufhören, ständig an ihn zu denken!

Ich sollte mich lieber nochmal raus schleichen und einen rauchen. Sollte meine Mum doch schreien wie sie wollte, was konnte sie schon dagegen tun? Und mein Vater, er war schon immer sehr nachsichtig mit mir und meiner Schwester gewesen. Zu seinem Glück, verstand er die ganzen Streitereien mit meiner Mum und meiner Schwester nicht - er war Taub. Doch selbst wenn er nicht dabei war, die Gebärdensprache zu benutzen war uns von klein auf bis ins Blut übergegangen. Was für Außenstehende sicher sehr wild aussehen konnte, wenn ich mit Maxim stritt und dabei übermäßig mit den Händen gestikulierte.  Meine Schwester und ich, das Verhältnis zwischen uns war mies, richtig mies, man könnte auch sagen, da gab es nichts mehr was uns verband und das war schon fast zwei Jahren so. 

Früher war sie wie Connor, meine bessere Hälfte gewesen - uns konnte nichts und niemand trennen. Doch dann wurden wir älter, hatten verschiedene Freundeskreise und plötzlich nervte sie alles, was ich machte und umgekehrt. Wir hatten uns beide Verändert und jede in eine komplett andere Richtung. 

Sie ging mir so auf die Nerven mit ihrer Art, sie war ungelogen, die ungekrönte Dramaqueen unserer Highschool. Ständig war sie verknallt, doch sobald sich raus stellte, dass das Girl ihre wilde, plötzliche Zuneigung nicht erwiderte, ging für sie eine Welt unter und meine Mum und ihre nervigen Freundinnen konnte sie dann wieder vom Boden aufkratzen. Was sie natürlich auch zuverlässig taten  

Ich konnte es ehrlich gesagt nicht mehr hören und erst recht nicht sehen. Das sie sich immer so in den Mittelpunkt rückte. Was war eigentlich mit mir? Sah ich so aus, als hätt ich keine Probleme? Weder sie noch meine Eltern fragten mich noch, ob es mir gut ging. Entweder nahmen sie einfach an, das es so war oder sie ertrugen einfach nicht noch ein verbittertes Kind unter ihrem Dach. 

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt