17 - Ginger

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Ich konnte es kaum glauben. Es war tatsächlich geschehen. Ich war gekommen. Zum allerersten Mal und dann auch noch in der Hand von Marcus. Ein seeliges Lächeln lag auf meinen Lippen. War ich nun keine Jungfrau mehr? War das schon richtiger Sex gewesen? Unzählige Fragen spukten durch meinen Kopf, aber als Marcus mir so ins Ohr geflüstert hatte, dass ich kommen soll, konnte ich einfach nicht anders. Es war unglaublich gewesen. Anders konnte ich das nicht betiteln.

Nun lag mein Kopf an seiner Schulter, meine Hand noch immer an seinem Po, der so wunderschön war, wie ich es mir nie erträumt hätte. Gott, dieser Junge wusste, was zu tun war und das machte mich wirklich verdammt scharf.

Irgendwie war es schon verrückt. Im einen Moment erzählte er mir noch, dass er vor einem Jahr seinen besten Freund verloren hatte und im nächsten Moment befriedigte er uns beide so gut, dass ich kaum mehr wusste, wo oben und wo unten war. 

Kurz musterte ich ihn und legte meinen Kopf ein wenig schief. 

»Bist du okay?«, fragte ich. Mir war der feuchte Schimmer in seinen Augen zuvor nicht entgangen. Es musste furchtbar sein, seinen besten Freund nicht mehr an seiner Seite zu haben. Ich hatte bis Maxim in mein Leben getreten ist, noch nie wirklich Freunde gehabt, deshalb hatte ich keine Vorstellung, aber dennoch stellte ich es mir schrecklich vor.

Langsam trat ich einen Schritt zurück, um mir meine Hose wieder anzuziehen. Es war mir dann doch ein wenig zu riskant. Immerhin konnte jederzeit jemand reinkommen. Marcus tat es mir gleich und nickte. 

»Ja, alles klar«, sagte er nur und ich verdrehte leicht die Augen. Diese Floskel kannte ich nur zu gut und meistens verwendete man sie, wenn eben nicht alles klar war.

»Du musst mir nichts vormachen und den Starken spielen musst du auch nicht. Es ist okay, wenn man weint. So ein Verlust ist hart. Trauern gehört nun mal dazu«, sprach ich ruhig.

Unser Gespräch vorhin hatte mir wirklich gefallen. Es hatte gut getan, Mal mit ihm zu reden und ihn nicht nicht entweder anzuschreien oder zu küssen.

»Das mache ich ja gar nicht. Ich hab nur einfach die Schnauze voll vom Trauern. Was bringt es mir denn? Connor kommt deshalb auch nicht zurück. Ob ich jetzt rumheule oder nicht«, gab er kühl zurück und war plötzlich wieder so abweisend zu mir.
Man merkte richtig, wie er versuchte, das Loch in seiner Schutzmauer wieder zu stopfen.

»Ich verstehe dich. Hey...«

Sanft legte ich ihm eine Hand auf den Arm und sah ihm in die Augen. Marcus musste sich beruhigen und nicht immer gleich auf Angriff zu gehen. Klar, er hatte nun keine Freunde mehr oder zumindest keine wirklichen und er hatte es nicht einfach, aber er musste sehen, dass er mir vertrauen konnte und er musste es lernen, Menschen wieder ein bisschen Vertrauen zu schenken.

»Lass es. Du verstehst es nicht«, zischte er und wollte mich damit abspeisen, wie er es bei den anderen wohl oft genug schon gemacht hatte, doch dabei hatte er wohl vergessen, dass ich nicht wie die anderen war. Ganz und gar nicht...
Bei mir würde das nicht funktionieren. Ich würde ihn so lange nerven, bis er sich mir öffnete und mir alles sagte, mir vielleicht sogar ein bisschen von Connor erzählte. Oft half es ja schon, wenn man einfach darüber sprach.

»Dann erklär es mir. Du kannst es mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich etwas nicht verstehe, das du verschweigst«, kam es ruhig von mir und Marcus sah mir in die Augen. Lange. Etliche Sekunden sahen wir uns einfach nur an und ich schluckte.

Marcus war der Erste, der den Blickkontakt abbrach und räusperte sich.

»Es ist schwer für mich darüber zu reden«, murmelte er, »akzeptier' das einfach und lass die Sache ruhen, ok?«, bat er mich und ich würde es tun. Ich würde dieses Thema nicht erneut ansprechen, bis Marcus von selbst wieder damit anfing und bereit war, mir mehr zu erzählen.
Knapp nickte ich und die Mundwinkel des anderen hoben sich leicht.

Er wirkte so gebrochen, dass es mir selbst das Herz brach. Er musste Connor sehr gemocht haben und er verdiente es nicht, nun solch einen Schmerz zu spüren. Hoffentlich würde es mit der Zeit besser werden und Marcus könne dann vielleicht besser damit leben.

»Ich sollte gehen. Max und die anderen suchen mich bestimmt schon«, sagte ich beschämt, denn eigentlich sollte ich hier bei ihm bleiben, ihm helfen und versuchen, ihn aufzumuntern, aber das ging nicht. Es wäre zu auffällig und Max sollte nach wie vor nicht wissen, was da zwischen uns lief. Ich wusste es ja selbst nicht, doch ich wagte auch nicht, zu fragen. Besser so, als wie wenn er mich enttäuschte. Immerhin war da noch Padme, wo ich auch nicht genau wusste, was das zwischen ihnen war.

Schnell schob ich das Mädchen wieder aus meinem Gedanken und sah Marcus an, der langsam nickte und zu Boden sah.

»Natürlich solltest du das«, brummte er leise und ich seufzte. Ich könnte schwören, dass er sogar ein wenig traurig darüber war, dass ich jetzt ging und irgendwie erfüllte es mich mit Glück.
Ich schien ihm wichtig zu sein und das war ein verdammt schönes Gefühl.

Kurz schlang ich noch meine Arme um ihn und atmete seinen Duft ein. Tief sog ich ihn in meine Lunge und speichere die Duftnote in meinem Hirn ab.
Wahrscheinlich würde es das letzte Mal sein, dass ich ihn heute riechen durfte.
Dann löste ich mich schweren Herzens von ihm und ging zum Ausgang.
An der Tür drehte ich mich nochmal zu ihm um und lächelte leicht. Er erwiderte dieses Lächeln und ließ mein Herz höher schlagen. Verdammt, es tat so gut, ihn lächeln zu sehen. Das passierte viel zu häufig.

Schnell schlüpfte ich durch die Tür nach draußen in den Flur, bevor ich es mir nochmal anders überlegte und doch bei ihm blieb.

Mein Herz schlug noch immer wie verrückt, wenn ich an unseren Moment in den Duschen dachte. Es war so intensiv und wunderschön gewesen.
Glück erfüllte meinen ganzen Körper und ich hätte singen und springen können. Alles war plötzlich so wunderschön und bunt. Mein Leben war nun nicht mehr bloß schwarz weiß. Marcuse hatte ihm Farbe gegeben und ich wollte es nicht anders. Ich hoffte nur, dass dieses Gefühl niemals aufhören würde...

The Boy Next Door - Marcus Baker FF // BoyxBoy ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt